James Pearson klettert mit Juneru Sit seinen ersten 8c-Boulder

James Pearson holt sich in Albarracin die dritte Begehung des 8c-Boulders Juneru Sit. Für den Briten ist es der erste Boulder in diesem Schwierigkeitsgrad. Gleichzeitig unterstreicht Pearson mit dieser Begehung seine Vielseitigkeit als Kletterer.

Er hat mit der weltersten und bisher einzigen E11 (Rhapsody) bewiesen, dass er im britischen Trad Zuhause ist, hat zahlreiche 9a-Sportrouten geklettert und Linien bis 8b+ geflashed. Und er hat in schwierigen Mehrseillängentouren auf der ganzen Welt seine Duftspur hinterlassen.

Mit der Wiederholung von Juneru Sit (8c) im Boulderparadies Albarracin rundet James Pearson sein eindrückliches Kletter-Portfolio ab. Juneru zählt zu den härtesten Problemen im spanischen Gebiet und wurde 2020 von Rubén Díaz erstbegangen.

Video: James Pearson bouldert Juneru Sit (8c)

Ein Kampf bis aufs Blut

An dem Tag, als Pearson Juneru Sit kletterte, wärmte er sich wie gewohnt auf und probierte einzelne Züge. „Ich wollte noch einmal den Knieklemmer probieren und sehen, ob heute der Tag ist, um das Rätsel endlich entschlüsseln zu können.“ Der 36-Jährige konnte sich jedoch nicht in die Crux ziehen. „Die Mittelfinger meiner linken Hand verweigerten angesichts des schmerzhaften winzigen Untergriffs den Dienst.“

„Meine Knöchel waren blutverschmiert und das, was einmal meine Haut war, leuchtete rot und weiss und hing noch am ersten Crimp.“

James Pearson

Ein paar Versuche später kämpfte sich Pearson verzweifelt bis zum Knieklemmer. Er habe gewusst, dass die Zeit langsam knapp wurde und deshalb besonders sorgfältig an seiner Körperposition gearbeitet. Der Knieklemmer hielt, aber wenig später donnerte Pearson auf die Crashpads. „Meine Knöchel waren blutverschmiert und das, was einmal meine Haut war, leuchtete rot und weiss und hing noch am ersten Crimp.“

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Die Begehung von Juneru Sit hinterlässt bei James Pearson Spuren. Foto: onceuponaclimb

Kurz darauf versuchte der Brite es nochmals. „Aber ich fühlte mich leer und ausgebrannt“, erinnert er sich. Als er beim ersten Zug stürzte und nicht einmal mehr die erste Verschneidung schaffte, beschloss er, es gut sein zu lassen.

Der ominöse letzte Versuch

Im Van erinnerte er sich an die Kletterhelden aus den Filmen seiner Jugend. Leute wie Chris Sharma, die ihr Projekt immer am letzten Tag, beim letzten Versuch knackten. „Bei mir hatte dies noch nie geklappt, aber aus irgendeinem Grund beschloss ich, an diesem Tag einen letzten Versuch zu unternehmen“, erzählt Pearson.

„Bei mir hatte dies noch nie geklappt, aber aus irgendeinem Grund beschloss ich, an diesem Tag einen letzten Versuch zu unternehmen“

James Pearson

Seine Erwartung war nicht sonderlich hoch, als er das letzte Mal einsteigt. „Als ich beim Kneebar ankam, fühlte es sich so schlecht an, dass ich mir nicht einmal die Mühe machte, mich gut zu positionieren.“ Er habe sich einfach auf den nächsten Griff gestürzt, völlig verloren in diesem Moment.

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James Pearson in Juneru Sit (8c). Foto: onceuponaclimb

„Als ich ihn erwischte und merkte, dass alles fest sass, war ich plötzlich wieder im Hier und Jetzt“, so Pearson. Da sei ihm schlagartig bewusst geworden, was er gerade getan hatte. Gleichzeitig realisierte er, wie erschöpft er war. „Die nächsten drei Züge, die normalerweise viel leichter sind als der Rest, haben sich noch nie so hart angefühlt. Aber ich wollte auf keinen Fall herunterfallen oder zumindest aufgeben, ohne den Kampf meines Lebens zu führen.“

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Credit: Titelbild onceuponaclimb

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