Der vielleicht schönste Biwakplatz der Schweiz

Die hochsommerlichen Temperaturen im Juli machten manch ein Schlafzimmer auch in der Nacht zum Saunazimmer. Die Zeit war reif für die Suche eines idyllischen Biwakplatzes in der Höhe. Ausgerüstet mit Schlafsack, Matte, Gaskocher, Geschirr und Kamera ging es ab in die Berge.

Ein Erlebnisbericht von Remo Schläpfer

Aufgrund unseres Büros in St. Gallen war die Wahl des Alpsteingebirges naheliegend. Doch nicht nur die geographische Nähe machen das Gebiet interessant. Der Alpstein mit seinen saftigen Wiesen, zahlreichen Alpbetrieben, imposanten Gebirgsfaltungen und dem Weitblick nach Österreich, Deutschland und Frankreich bieten endlos viele eindrückliche Plätze zum Biwakieren.

In der Vorbereitung auf die Biwaknacht schaute ich mir die 25:000er Karte detaillierter an und sprach mit meinem Kumpel und Profialpinist Michi Wohlleben, der das Gebiet aufgrund seiner vielen Trainingstouren gut kennt. Zur Debatte stand das Öhrli oder ein Platz in der Nähe der eindrücklichen Altenalptürme. Die definitive Entscheidung verschob ich auf später.

Zustieg zum Biwakplatz nur mit gutem Schuhwerk

Aus Zeitgründen fuhr ich von Wasserauen mit der Ebenalpbahn bis zur Bergstation. Von dort ging es, dank der leichten Ausrüstung, zügig mit meinem 30-Liter-Rucksack auf den Schultern los Richtung Schäfler. Nachdem ich das gleichnamige Restaurant passierte kam die erste Überraschung.

Für den Zustieg zum Biwakplatz ist gutes Schuhwerk nötig.

Aufgrund der hohen Temperaturen entschied ich mich für Birkenstock-Sandalen. Ich bin es gewohnt, auch in unwegsamen Gelände ohne Bergschuhe zu laufen. Der Warnhinweis liess mich aber trotzdem kurz nachdenken und regte mich dazu an, hier einen wichtigen Hinweis zu platzieren: Bitte nicht nachahmen.

Wie geplant passierte ich den ersten möglichen Biwakplatz bei den Altenalptürmen. Ich kann die Türme von früheren Wanderungen und von einem Viral-Video von Michi (dazu später mehr). Ich lief kurz hoch zum Sattel und wollte schauen, ob mir der Platz taugt. Oben angekommen, erwartete mich ein imposanter Weitblick ins Flachland auf der nördlichen Seite und ein traumhafter Blick ins Alpsteingebirge auf südlicher Seite. Und das alles direkt neben den Altenalptürmen. Ich studierte nicht lange und suchte im Hang nach einem Schlafplatz. Wie geschaffen fand ich mitten im grasigen Steilhang ein kleines Schotterfeld. Dieses ebnete ich kurzerhand aus und hatte somit ein perfektes, lauschiges Plätzchen für mein Biwak, mitten im steilen Grasshang.

Was für ein Biwakplatz!

Weich und warm gebettet

Mit meiner üblichen Schlafmatte hätte ich nun noch eine ordentliche Portion Puste in das Aufblasen der Schlafmatte investieren müssen. Nicht so mit der Ether Light XT Insulated von Sea to Summit. Die Hülle der Matte dient quasi als Pumpe – und das funktioniert richtig gut und erstaunlich schnell. Den Leichtgewichtsschlafsack Spark II – ebenfalls von Sea to Summit – packe ich auch gleich aus, damit sich die Daunenfedern bis zum Schlafengehen schön aufbauschen können.

Wichtig: Den Schlafsack möglichst früh auslegen, damit sich die Daunen aufbauschen können.

Da ich alleine unterwegs war, habe ich mich für die Wahl eines einfachen Menus entschieden: Ravioli aus der Dose. Mehr Wert auf Qualität legte ich beim Wein. Der Kocher Firefly von Robens ist super klein und passte in das ausgeklügelte Pfannen- und Geschirrset SigmaSet 2.1. Vom Volumen her musste ich also nur eine Pfanne einpacken. Zwei Teller, zwei Tassen, der Kocher und das Kaffeesieb können in dieser einen Pfanne verstaut werden. Genial.

Kleineres Packmass geht wohl kaum: Schlafsack, Schlafmatte, Kocher, Gaskartusche, Pfanne, zwei Teller, zwei Tassen, ein Kaffeefilter und Besteck.

Dass Essen war schnell zubereitet und gegessen. Leider habe ich vor lauter Fotografieren die Ravioli vergessen, sodass diese leicht angebrannt sind. Das leidige Putzen der Pfanne verschob ich auf den kommenden Morgen.

Kitschiger Sonnenuntergang mit Weitsicht

Nach dem schnellen Aufbau des Biwakplatzes lief ich zehn Meter höher auf den Sattel und genoss die einzigartige Weitsicht hinunter auf dem Bodensee und den kitschigen Sonnenuntergang. Immer schwärmen alle von den Sonnenuntergängen im südafrikanischen Bouldergebiet Rocklands. Dieser Sonnenuntergang kann locker mithalten.

Kitschiger geht nicht, oder?

Der Tag danach – erholt geschlafen

Um 5.30 Uhr klingelte mein Wecker, denn ich wollte um keinen Preis den Sonnenaufgang und damit das optimale Licht für weitere Bilder verpassen. Die Nacht in meinem Spark II und auf der Matte Ether Light XT war genial. Meine letzte Biwaknacht liegt ein Jahr zurück. Ich verbrachte sie in meinem uralten, super schweren Kunstdaunenschlafsack auf einer dünnen Schlafmatte. Entsprechend schlecht habe ich damals geschlafen.

Nicht so in dieser Nacht. Die Matraze ist nicht nur sehr bequem, sondern auch isoliert. Von unten drückte keine Kälte hoch (ja, in der Nacht war es trotz der sommerlichen Temperaturen kühl). In Kombination mit dem aufblasbaren Kissen Aeros Pillow Ultralight Large, das auf der Matte befestigt werden kann, schlief ich sogar seitlich wie ein Murmeltier. In der Nacht legte sich eine ordentliche Portion Tau auf dem Schlafsack nieder. Normale Daunenschlafsäcke büssen durch Feuchtigkeit schnell an Isolationsfähigkeit ein und werden pampig. Der Spark hingegen, der die speziell wasserabweisende Ultra-Dry-Daune enthält, sorgte trotz der nächtlichen Feuchtigkeit für wohlig warme Temperaturen.

Via Säntis zurück zum Auto – mit einer Bouldersession

Auch beim Frühstück verzichtete ich auf Qualität – bis auf den Kaffee. Am Vortag füllte ich frisch gemahlenes Kaffeepulver in eine kleine Dose und nahm den Filter X-Brew mit. Der Kaffeefilter hatte, wie die zwei Becher und Teller, Platz in der Pfanne. Am Morgen musste ich also nur noch Wasser kochen und in den Filter giessen – wäre da nicht no die Kruste der verbrannten Ravioli vom Vorabend. Die habe ich wohl verdrängt. Zu meinem Erstaunen löste sich die Kruste dank der nächtlichen Feuchtigkeit mühelos von der Pfanne, obwohl es keine Teflonpfanne war. Dieser Effekt wird sich aber in Zukunft wohl nicht wiederholen? Schnell war also auch der Kaffee trinkbereit.

Gegenüber dem Kaffeefilter war ich etwas kritisch eingestellt. Ich mag starken Kaffee aus der Expressokanne. Zum meinem Erstaunen funktionierte der Filter aber sehr gut. Das Wasser läuft nur sehr langsam durch den Filter, sodass eine ordentliche Portion Kaffeegeschmack aus dem Pulver gelöst wird. Das Resultat war – für einen Filterkaffee – sehr gut. Da der Kaffeefilter mit seinen 85 Gramm im Gepäck nicht ins Gewicht fällt, lohnt sich die Mitnahme alleweil!

Keep it simple: Kaffee und Griess zum Frühstück.

Nach dem kurzen Frühstück lief ich weiter Richtung Säntis, dem Hauptgipfel des Alpsteingebirges. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich plötzlich einige imposante Blöcke, die mein Kletterherz höher schlagen liessen. Ich konnte nicht widerstehen und machte eine kleine Pause und kletterte eine Kante – mit suboptimalem Schuhwerk (Birkenstock). Wer hier eine ernsthafte Session einlegen möchte, dem empfehlen wir Kletterschuhe und Pads, denn das Absprunggelände ist ziemlich steinig.

Kurze Bouldersession in der Nähe des Öhrlikopf im Alpstein.

Einige Höhenmeter und Treffen mit Murmeltieren später erreichte ich dann das grosse Schneefeld unterhalb des Säntis. Auch hier wiederhole ich gerne: Bringt passendes Schuhwerk mit. Am Gipfel angekommen entschied ich mich für einen zweiten Kaffee und erweitertes Frühstück im Restaurant Alter Säntis. Gemütlich ging es dann per Bahn zurück ins Tal und mit dem Postauto und der Appenzellerbahn zurück zum Auto in Wasserauen.

Wer eine schöne Wanderung entlang einer nicht all zu oft begangenen Route und einen spektakulären Biwakplatz sucht, dem empfehlen wir die Tour sehr. Wichtig ist ein stabiles Wetterfenster (der Platz ist exponiert) und gutes Schuhwerk – und natürlich gutes Biwakmaterial. Wer nun denkt, ich schreibe nur so euphorisch über die genannten Produkte, weil wir diese zur Verfügung gestellt bekamen, der liegt falsch. Mir wurden die Schlafsäcke, insbesondere der Spark II mit seinem kleinen Packmass und seinem geringen Gewicht, mehrfach empfohlen. Das übrige Material hat ganz einfach überzeugt – sehr sogar.

Details zum Biwakplatz

Der Biwakplatz befindet sich am westlichen Ende der Altenalptürme, oberhalb des Lötzlisalpsattels in steilen Grasshang. Ein kleines Geröllfeld mitten im Hang ist ausgeebnet und dient als Schlafplatz mit imposantem Blick ins Alpsteingebirge. Der Platz ist exponiert und nur bei schönem Wetter geeignet – dann aber umso eindrücklicher. Aufgrund seiner exponierten Lage ist der Biwakplatz nur geübten Berggängern zu empfehlen. Unter diesem Link könnt ihr den Platz in der 3D-Ansicht betrachten.

Bonus für Abenteuerlustige

Wem die gemütliche abendliche Wanderung zum Biwakplatz und die Übernachtung an diesem idyllischen Ort nicht genug ist, der kann sich mit der Überschreitung der Altenalptürme den nötigen Adrenalinschub holen. Die Begehung der Altenalptürme ist nur erfahrenen Kletterern zu empfehlen.

Das Video stammt vom Profialpinisten Michi Wohlleben. Als Bergführer begleitet er übrigens auch Gäste über den schmalen Grat. Seine Koordinaten findet ihr auf www.michi-wohlleben.de

Meine Biwakausrüstung für die beschriebene Tour

Schlafsack Spark II von Sea to Summit

Schlafsack_Sea-to-Summit-Spark-II
Die Daunen des Spark II sind gegen Feuchtigkeit vorbehandelt und halten dich wohlig warm.

Schlafmatte Ether Light XT Insultated

Schlafmatte_Sea-To-Summit_EtherLightXT_Insulated
Garantiert weich und warm gebettet bist du auf der EtherLight XT Insulated.

Kissen Aeros Pillow Ultralight Large

Aeros Pillow Ultralight
Wer nicht auf ein Kissen verzichten kann, dem empfehlen wir das Aeros Pillow Ultralight.

Kochset Sigma Set 2.1 für zwei Personen

Kochset_Sea-to-Summit-SigmaSet-21_
Ein Raumwunder: Zwei Teller, zwei Tassen, Kocher und Besteck finden Platz in einer Pfanne.

Besteck Camp Cutlery

Camping-Besteck_Sea-to-Summit_CampCutlery
Leichtes Campingbesteck.

Wiederverwendbarer Kaffeefilter X-Brew

Klein und leicht. Der Kaffeefilter X-Brew.

Gaskocher Robens Firefly

Ein Leichtgewicht und klein im Packmass. Passt in das Sigma Set 2.1

Bildergalerie

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Credits: Bildmaterial Sea to Summit, Robens

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4 Kommentare

  1. Ich warte auf den Bericht der ersten Birkenstock-Begehung der Eiger Nordwand…
    Irgendwie gaga das Ganze. Liebe Sponsoren: Zur Steigerung der Glaubwürdigkeit der Qualität ihrer Produkte, schaut bitte auch auf die Qualität eurer „Präsentierer“.

    • Wenn es mit der Klimaerwärmung so weitergeht, dann wird es sicherlich eines Tages eine Birkenstock-Begehung des Eiger geben.

      Aber nun zum Thema: In anderen Regionen dieser Welt, so mehrfach erlebt in den Hochebenen Südamerikas, laufen Menschen noch ganz andere Wege in Sandalen. Es ist also nicht „gaga“ und auch nicht gefährlich, in solchem Schuhwerk in den Bergen unterwegs zu sein. Zumindest dann nicht, wenn man sich gewohnt ist, in Sandalen zu laufen.

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