Dimitri Vogt klettert schwere Wendenroute Zahir rotpunkt

Dem Berner Kletterer Dimi Vogt gelingt eine Eintages-Rotpunktbegehung der Route Zahir (8b+, 300m) an den Wendenstöcken. Wir haben mit Dimitri über seine Begehung gesprochen.

Dimi Vogt war schon zwei Mal in der Route Zahir, um die einzelnen Sequenzen auszubouldern und die Abfolgen zu optimieren. Am Freitag, 31. Juli 2020 zog er dann zusammen mit dem Westschweizer Nils Favre frühmorgens vom Parkplatz los und startete den Rotpunktversuch der schwersten Route an den Wendenstöcken.

Scharfe und schmerzhafte Mikroleisten

Die Route geht moderat mit einer Schwierigkeit von 6c+ los, worauf bereits eine knifflige 8a+ folgt. Die dritte Seillänge ist mit 8b+ die Schlüssellänge der Tour, in der eine scharfe Mikroleiste auf die nächste folgt. Zudem gilt es im Run-out einen kühlen Kopf zu bewahren.

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«Diese Seillänge hat die kleinsten Leisten, die man sich vorstellen kann. Ich bin immer noch beeindruckt, dass Dimi drei Versuche machen konnte, ohne schmerzbedingt aufzugeben.»

Seilpartner Nils Favre
Messerscharfer Fels in der Route Zahir.
Hier ist eine gute Portion Schmerztoleranz gefragt.

Über die Route Zahir an den Wendenstöcken

Die Mehrseillängenrouten Zahir (8b+, 300m) wurde von Iwan Wolf und Gunter Habersatter in den Jahren 1996 bis 2004 eingerichtet und 2006 erstbegangen. Bei Zahir handelt es sich um die schwerste Route an den Wendenstöcken im Berner Oberland.

Eine erste Wiederholung holten sich die beiden Deutschen Jörg Andreas und Felix Neumärker 2009. Sie verlängerten bei ihrer Begehung die dritte Seillänge, was den Grad auf 8c erhöhen würde. Eine nächste Wiederholung holten sich die Gebrüder Pou im Jahr 2010, gefolgt von Cédric Lachat im Jahr 2019, wobei die zwei Spanier sowie Cédric wieder die ursprüngliche Variante der Erstbegeher kletterten.

Messerscharfer Fels in der Route Zahir.
Die imposanten Wände oberhalb von Gadmen.

Dimi Vogt im Gespräch über die Begehung von Zahir

Was hat dich an Zahir gereizt?
Zahir ist die schwierigste Route der Wendenstöcke und eine sehr coole Linie noch dazu. Ich wusste schon vor Jahren, dass ich diese Route unbedingt mal probieren möchte, habe es aber erst dieses Jahr geschafft, endlich mal an den Wendenstöcken klettern zu gehen. Ausserdem hat die Route eine Geschichte und ich finde die Art und Weise wie sie eingebohrt wurde beeindruckend. 

Was war für dich Schlüssel zum Erfolg?
Der Kopf war stärker als die Haut. Ich war für einmal ziemlich hartnäckig und wollte die Route unbedingt klettern. Eine gute Stimmung, supercoole Seilpartner und eine gute Psyche waren auch ziemlich hilfreich.

Wie viele Anläufe hat es bis zum Durchstieg gebraucht?
Ich war dreimal in der Route. Zweimal mit Thömu zum Ausbouldern und einmal mit Nils für den Versuch. 

Nils hat seine Bewunderung ausgedrückt, dass du in der Schlüssellänge trotz der messerscharfen Griffe drei Versuche machen konntest. Wie sahen deine Finger danach aus?
Haha. Eigentlich ziemlich Ok, wenn man bedenkt, wie schmerzhaft es sich anfühlte. Aber richtig schmerzhaft wurde es erst in der 7c danach, aber da war dann die Motivation so gross, dass ein bisschen Schmerz keine Rolle mehr spielte.

Die Exposition der Wand ist für Hitzetage nicht gerade ideal. Die Bedingungen waren sicherlich alles andere als optimal, oder?
Am Anfang war es wirklich ziemlich schwül, und beim Loslaufen um halb 6 war ich sogar schon ohne T-Shirt am Schwitzen, was mich nicht gerade optimistisch stimmte. Nach den ersten zwei Längen begann dann aber der Wind zu blasen und die Bedingungen wurden ziemlich gut. 

Was stehen im Jahr 2020 noch für Projekte an?
Ich habe noch einige schwierige Sportkletterrouten, welche ich gerne im Herbst probieren möchte. Ein Projekt in Soyhieres, eines in Unterwald und die Route Schwarz Mönch in Gimmelwald. Ein weiteres Mehrseillängenprojekt fände ich auch mega cool!


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Credits: Bildmaterial zVg.

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