Eisklettern: Was es für den Einstieg zu beachten gilt & Tipps von Profis

Eisklettern ist nicht ohne – so wie jede andere Art von Bergsport bringt auch das Eisklettern einige Risiken mit sich. Es ist also nicht zu unterschätzen, wenn erste Versuche gemacht werden wollen. Wir zeigen, auf was du beim Eisklettern achten musst und präsentieren Tipps von Profis.

Ein Beitrag von Daria Haas – Bächli Bergsport

Vielseitiges Wasser – das bedeutet im Winter, dass wilde Wasserfälle erstarren und somit faszinierende Kletterrouten formen. Wer also in der kalten Jahreszeit nicht aufs Klettern draussen verzichten möchte, kann dies an senkrechtem Eis tun.

Doch was muss dabei alles beachten werden? Gleich zu Beginn, das Seilhandling und der Ablauf ist ähnlich, wenn nicht fast gleich, wie wenn alpine Mehrseillängen-Routen geklettert werden. Also ein klarer Vorteil, wenn ihr hier schon Erfahrungen gesammelt habt.

Zusätzliches Material fürs Eisklettern

Auch die Klettertechnik an und für sich unterscheidet sich beim Eisklettern nicht gross. Jedoch benötigt ihr zusätzliches Material, wie zum Beispiel EisschraubenSteileispickel, spezielle Steigeisen und Handschuhe mit gutem Grip für Damen oder Herren.

Photo by Greg Rakozy on Unsplash
Bild Greg Rakozy 

Einen ganz spezifischen Unterschied gibt es zum Mehrseillängen-Klettern dennoch, denn am Eis sind Stürze im Vorstieg nicht erlaubt. Die beiden Bächli-Athleten erwähnen, dass Stürzen im Eis ein Tabu ist. Anders als in Felsrouten werden am Eis die Sicherungen viel weiter auseinandergesetzt, wodurch eine reelle Gefahr von hohen Stürzen entsteht.

Beim Eisklettern sind Stürze im Vorstieg tabu..

Und dann wären da noch Pickel und Steigeisen – Equipment, welches leicht zu Verletzungen führen kann. Deshalb nachfolgend ein paar Grundfertigkeiten, welche beim Eisklettern beachtet werden müssen.

Muskelkraft und technisches Know-How

Wichtig ist eine stabile Position, welche ihr durch schulterbreites Stehen erreicht. Das ist eure Steigeisen-Grundposition. Platziert ihr eine Eisschraube, steht ihr breiter, um eine noch stabilere Position zu erreichen. Doch wie müssen die Steigeisen korrekt ins Eis getreten werden?

Ganz einfach: Mit einem lockeren Schwung aus dem Knie werden die Frontzacken ins Eis «gekickt». Hierbei ist Feingefühl gefragt. Auch beim Setzen einer Eisschraube oder dem Pickel-Einsatz ist eine richtige und effiziente Technik wichtig. Die Technik ist beim Eisklettern deutlich komplexer als beim Felsklettern, so ist es auch mit der Kraft.

Der Eisaufbau ist von zentraler Bedeutung

Natürlich solltet ihr über eine gewisse Kraft- und Konditionsgrundlage verfügen, wenn ihr diese Sportart versuchen möchtet. Und es müssen sehr viele Faktoren beachtet werden; nebst der Sonneneinstrahlung und den Temperaturschwankungen ist auch der Eisaufbau von zentraler Bedeutung. Zudem benötigt ihr einen aufmerksamen Blick.

Anders als beim Felsklettern müsst ihr euch nicht an Griffen orientieren.

Anders als beim Felsklettern müsst ihr euch nicht an Griffen orientieren, jedoch benötigt ihr das Auge, damit ihr wisst, wo ihr euren Pickel einschlagen müsst. Wichtig ist auch das Vertrauen ins Eis. Hinzu kommt, dass der Sichernde immer dem Eisschlag des Kletternden ausgesetzt ist. Darum ist eine richtige Position der sichernden Person ausschlaggebend.

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Bild Johannes Andersson

All diese Faktoren führen dazu, dass erste Eis-Versuche unbedingt mit einem Bergführer oder einer vertrauten Person gemacht werden sollten, die fundierte Eiskletter-Erfahrungen vorweisen kann. Auch aus einem anderen Grund: Fürs Eisklettern benötigt ihr viel Material – das können euch die Bergsteiger-Schulen an einem Kurs problemlos zur Verfügung stellen.

Erste Versuche sollten unbedingt mit einem Bergführer oder einer erfahrenen Person gemacht werden.

Für die ersten Schritte sind die Bergführer von Bergpunkt eine gute Wahl. Die Kurse finden in unterschiedlichen Niveaus und schon bald statt. Eine rasche Anmeldung lohnt sich also. Wie wäre es mit dem Einsteiger-Kurs? Fortgeschrittene sind indes im 2. Kurs besser aufgehoben. Es lohnt sich auf jeden Fall, diese faszinierende Sportart auszuprobieren, da Eisklettern vor allem für den Kopf abenteuerlicher ist, als am Fels zu Klettern. Lasst euch nachfolgend von schönen Routen in der Schweiz inspirieren.

Wo ihr schöne Zapfen findet

«Das Engadin ist immer einen Besuch wert. Ohne einen Zustieg findet ihr in Pontresina einen einfachen Zugang zum Eisklettern.» Roger Schäli, Profialpinist, schwärmt über die Eisklettermöglichkeiten in Pontresina. In der Schlucht, welche sich direkt im Dorf befindet, bieten die Wasserfälle für alle Niveaus etwas. Sogar eingebohrte Mixed-Routen und Topos sind vorhanden. Im Moment herrschen Top-Verhältnisse im Engadin. Hier ist es länger kalt als in den meisten anderen Gebieten. Weshalb die Verhältnisse der Routen lange gut sind.

Roger Schäli, Profialpinist, schwärmt über die Eisklettermöglichkeiten in Pontresina.

Bild Roger Schäli

Geheimtipp von Bächli-Athlet Roger Schäli

Als Geheimtipp nennt der Bächli-Athlet Roger Schäli die Routen bei der Allmenalp in Kandersteg. Die besten Verhältnisse herrschen dort, wenn keine Sonne scheint. Also nichts für «Gfrörlis».

«Zuhinterst im Kiental befindet sich ein traumhaftes Gebiet zum Eisklettern». Jonas Schild, Bächli-Athlet, empfiehlt euch das Gebiet «Tschingel». Von Spiez fahrt ihr weiter nach Reichenbach ins Kiental. Das Gelände erreicht ihr am besten mit dem Auto. Es steht ein Parkplatz zur Verfügung. Es ist nur ein sehr kurzer Zustieg nötig. Innerhalb von 5 bis 30 Minuten seid ihr bei den Eisfällen. Ein grosses Plus. «Es ist ein perfektes Kursgelände», schwärmt Jonas Schild.

Der Zustieg dauert zwischen 5 und 30 Minuten und die Eisfälle sind perfekt für Kurse und Einsteiger.

Denn es hat Routen im Bereich WI3 bis M10 und eignet sich sowohl für Anfänger als auch für Profis. Auf die Frage, weshalb es sich lohnt, genau dort im Tschingel, Kiental zu klettern meint Jonas: «Bereits bei der Anfahrt erkennt man die einzigartige Kulisse und die Schönheit der Eisfälle.»

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Über Bächli Bergsport

Bächli Bergsport ist das führende Schweizer Fachgeschäft für Klettern, Bergsteigen, Expeditionen, Wandern, Skitouren und Schneeschuhlaufen. An derzeit 13 Standorten in der Schweiz bietet Bächli Bergsport seiner Kundschaft fachkundige Beratung und hochstehenden Service. Auf LACRUX publiziert Bächli Bergsport in regelmässigen Abständen spannende Beiträge zu den Themen Klettern, Bouldern und Bergsteigen.

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Credits: Titelbild Jon Hieb on Unsplash, Weitere Bilder: Photo by Johannes Andersson on Unsplash, Photo by Greg Rakozy on Unsplash, Roger Schäl

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