Im Basler Jura werden systematisch Exen geklaut

Zum wiederholten Mal wurden im Basler Jura fix montierte Expressschlingen von Unbekannten gestohlen – obschon sie grösstenteils mit Maillons montiert waren. Die lokalen Kletterer wundern sich und rufen den Dieb zur Vernunft auf.

Der Sektor Lange Wand an der Falkenfluh ist eines der Sportkletter-Juwele im Basler Jura. Die leicht überhängende, rund dreissig Meter lange Wand sieht auf den ersten Blick abweisend aus – birgt aber Löcher, Leisten und Sloper, welche sie zum Kletterparadies machen.

Unter 8a gibt es allerdings nichts zu holen; die Klassiker wie Schmunzelmonster (8a+), La Belle Vie (8b) oder L`amour direkt (8b+) sind allesamt den ambitionierteren Kletterern vorbehalten. Da die Haken weit auseinander stecken und nicht gerade einfach zu klippen sind, wurden viele Exen fix montiert – ein Dienst der lokalen Kletterer. Manch einer dürfte sich daran gefreut haben, erleichtert es das Ausbouldern der komplexen Routen doch ungemein.

Jetzt ist aber vorerst Schluss mit der sozialen Express-share-Praxis und vielleicht auch Schluss mit der Geduld der lokalen Kletterer. Denn die Exen an der langen Wand wurden zum wiederholten Mal geklaut. Wer dahinter steckt, kann nur spekuliert werden.

Material für mehrere hundert Franken

Fest steht: wer die Lange Wand hoch will, muss einige schwierige Passagen zwingend klettern können. Von oben Abseilen ist angesichts des Dickichts auf der Fluh so gut wie ausgeschlossen. Es kann sich beim Missetäter also nicht um einen Anfänger handeln, was die Angelegenheit umso erstaunlicher macht. Denn normalerweise sind gerade fortgeschrittene Kletterer im eigenen Interesse um Einhalten von Regeln und Kodex in Klettergärten bemüht.

„Rund 25 neue Exen, die teils sogar mit Maillons montiert waren, wurden ausgebaut. Dafür wurden an manchen Stellen alte Schrott-Exen zurückgelassen.“

Dominic Erny

„Rund 25 neue Exen, die teils sogar mit Maillons montiert waren, wurden ausgebaut. Dafür wurden an manchen Stellen alte Schrott-Exen zurückgelassen“, rapportiert Dominic Erny, der die neuen Schlingen erst vor Kurzem mit seinen Kollegen angebracht hatte. Er schätzt den Materialwert insgesamt auf mehrere hundert Franken. „Wenn wir im Basler Jura fixes Material hinterlassen, dann achten wir darauf, dass es gutes Material ist, sprich: Stahlkarabiner, da wo es Sinn macht. Eingeschliffene Exen werden frühzeitig ersetzt.“

Eine gefundene Beute für dreiste Diebe. Zuvor wurden schon in anderen Gebieten im Basler Jura, wie zum Beispiel am Chuenisberg, an der Tüfleten oder in Soyhières fix montierte Exen geklaut – allesamt in Routen ab 8b. Mit dem erneuten und vor allem grossflächigen Vorfall scheint Exenklau im Basler Jura langsam aber sicher systematisch zu werden.

Als ginge es um Diamanten

Dass sich jemand in Klettergärten bedient, anstatt sein Material auf legalem Weg zu besorgen, ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. An der langen Wand wurden nun immerhin 25 (!) Exen entfernt, wobei fast ebensoviele Maillons aufgeschraubt werden mussten. Das braucht also Zeit – wie bleibt man dabei unbehelligt?

Die Falkenfluh ist um diese Jahreszeit sehr gut besucht. Wer nicht gesehen werden will, muss also nachts oder bei intensivem Regen zu Werke gehen, was der Sache fast schon eine gewisse Komik verleiht, denn – zur Erinnerung – es geht um Exen, nicht um Diamanten.

Dem Dieb gebührt also ebenso Bewunderung wie Mitleid für sein Engagement. Dass es sich um jemanden aus der lokalen Szene handelt, kann laut Erny ausgeschlossen werden, denn: „Die Szene hier ist klein, wir kennen uns. Angenommen, jemand hätte sich an der Praxis fix montierter Exen gestört, dann wäre das ausdiskutiert worden.“

„Die Exen sind leicht wieder zu erkennen und wir werden die Augen offen halten.“

Dominic Erny

Dominic Erny appeliert an die Vernunft: „Wer immer die Exen eingesteckt hat, soll sie doch gerne einfach wieder an den Wandfuss legen oder besser gleich wieder reinbauen.“ Alles andere sei sinnlos, denn: „Die Exen sind leicht wieder zu erkennen und wir werden die Augen offen halten.“

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Credits: Chris Frick (Titelbild)

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