Ist Hubble von Ben Moon die erste 9a der Welt?

Die Route Hubble im Peak District wurde von Buster Martin vor Kurzem wiederholt und mit 9a bewertet. Er schliesst sich mit der Aufwertung der Meinung früherer Wiederholer an. Damit drängt sich immer mehr auf, dass es sich bei Hubble um die erste 9a-Route der Welt handelt.

Erneut flammt die Diskussion auf, ob nicht Action Directe im Frankenjura, sondern Hubble im Peak District, als die erste 9a-Kletterroute der Welt bezeichnet werden muss. Anlass, diese Frage erneut zu stellen, gibt die jüngste Begehung der britischen Route durch Buster Martin. Er veröffentlichte ein Video mit dem Titel „Erste 9a der Welt“. Beginnen wir von Vorne, um die Antwort auf diese Frage zu finden.

90er-Jahre: Es geht Schlag auf Schlag

In den späten 80-er und frühen 90er-Jahren verschoben einige starke Kletterinnen und Kletterer die Grenzen des Möglichen in kurzen Abständen. 1987 kletterte der Deutsche Wolfgang Güllich mit Wallstreet die weltweit erste 8c-Route. 1990 gelang dem Briten Ben Moon die Erstbegehung von Hubble in Raven Tor (Peak District). Als Bewertung gab er vorsichtig 8c+ an.

Im Jahr 1990 war 8c der höchste Grad, den es gab. Es wäre arrogant gewesen, Hubble mit 9a zu bewerten. Es war schon sehr mutig, die Route mit 8c+ zu bewerten.

Ben Moon

Wieder dauerte es nur ein Jahr, bis im deutschen Frankenjura das Limit des Möglichen nach oben verschoben wurde. Der Frankenjura-Local Wolfgang Güllich kletterte Action Directe rotpunkt und gab als Bewertung 8c+/9a an. Action Directe war damit die bis dato schwierigste Route der Welt.

Ben Moon bei der Erstbegehung von Hubble im Peak District. (Bild Archiv Ben Moon)
Ben Moon bei der Erstbegehung von Hubble im Peak District. (Bild Archiv Ben Moon)

Beide Route werden aufgewertet

Im Verlaufe der Zeit wurden Hubble wie auch Action Directe mehrfach wiederholt – und aufgewertet. Während sich bei Action Directe ziemlich früh 9a als Schwierigkeitsgrad manifestierte, so war die Situation rund um Hubble weniger deutlich. In den vergangenen Jahren mehrten sich jedoch die Stimmen, die Hubble mit 9a einstuften.

Der bekannteste Kandidat ist Adam Ondra. Er versuchte Hubble erstmals 2010 nach einem Wettkampf und konnte keinen einzigen Zug. Ein Jahr später kehrte der Tscheche zurück und bewegte sich erfolgreicher in Hubble, doch der rote Punkt blieb ihm verwehrt.

Hubble ist garantiert nicht einfacher als Action Directe.

Adam Ondra

Derselben Meinungen wie Adam Ondra sind auch die erfolgreichen Wiederholer von Hubble, William Bosi, Peter Dawson, Matthew Wright und nun Buster Martin.

Alexander Megos kletterte Hubble im Peak District und Action Directe im Frankenjura. (Bild EpicTV)
Alexander Megos kletterte Hubble im Peak District und Action Directe im Frankenjura. (Bild EpicTV)

Einer, der Hubble ebenfalls kletterte, ist der Deutsche Alex Megos. Er äussert sich jedoch nur wage zum Grad und bestätigte Hubble nicht als 9a. Für Ben Moon, den Erstbegeher von Hubble ist klar warum.

Alex Megos will wahrscheinlich nicht sagen, dass Hubble 9a ist, weil sonst nicht mehr Action Directe von Wolfgang Güllich in seiner Heimat Frankenjura die erste 9a-Route wäre.

Ben Moon
Ben Moon im Interview über die Bewertung von Hubble. (Bild Andrew MacFarlane)
Ben Moon im Interview über die Bewertung von Hubble. (Bild Andrew MacFarlane)

Tatsache ist: Hubble wurde mittlerweile von neun Personen begangen und mehrfach mit 9a bewertet. Die Bewertung einer Kletterroute oder eines Boulderproblems ist immer subjektiv geprägt und nicht immer trivial.

Meist macht der Erstbegeher oder die Erstbegeherin einen ersten Vorschlag für die Bewertung. Wiederholer bestätigen dann diesen Grad oder schlagen eine Anpassung vor.

Die Schwierigkeit einer Route gilt dann als bestätigt, wenn mehrere Begeher/innen sich auf einen Grad einigen konnten, respektive die Route mehrfach mit dem gleichen Grad bewertet wurde.

Im Falle von Hubble muss aus heutiger Sicht folglich von einer 9a-Route gesprochen werden. Korrekterweise müsste deshalb der Titel „Erste 9a der Welt“ von Action Directe auf Hubble übergehen.

Buster Martin bei der Begehung von Hubble

Das könnte dich interessieren

Seb Bouin bei der Begehung der erste 8c Frankreichs: Agincourt

+++
Credits: Titelbild

Aktuell

Jacob Cook, Hayden Jamieson und Will Sharp klettern 1000-Meter-Aid-Route erstmals frei

Erste freie Begehung: Jacob Cook, Hayden Jamieson und Will Sharp befreien Bigwall-Aid-Route Picaflor (1000m, 8a+) am Cerro Capicua.

Viel mehr ausländische Personen tödlich verunfallt

Bergnotfallstatistik 2023: In den Schweizer Alpen sind vergangenes Jahr 3501 Personen in Notlage geraten und 114 Menschen tödlich verunfallt.

Seb Berthe wiederholt Trad-Masterpiece Bon Voyage (9a)

Seb Berthe sichert sich die dritte Begehung von Bon Voyage in Annot, der vermutlich schwierigsten Trad-Route der Welt.

Elias Iagnemma klettert Burden of Dreams (9A)

Elias Iagnemma wiederholt in Lappnor Burden of Dreams und sichert sich damit die vierte Begehung des ersten 9A-Boulders der Welt.

Newsletter

Abonniere jetzt unseren Newsletter und bleibe immer auf dem laufenden.

Jacob Cook, Hayden Jamieson und Will Sharp klettern 1000-Meter-Aid-Route erstmals frei

Erste freie Begehung: Jacob Cook, Hayden Jamieson und Will Sharp befreien Bigwall-Aid-Route Picaflor (1000m, 8a+) am Cerro Capicua.

Viel mehr ausländische Personen tödlich verunfallt

Bergnotfallstatistik 2023: In den Schweizer Alpen sind vergangenes Jahr 3501 Personen in Notlage geraten und 114 Menschen tödlich verunfallt.

Seb Berthe wiederholt Trad-Masterpiece Bon Voyage (9a)

Seb Berthe sichert sich die dritte Begehung von Bon Voyage in Annot, der vermutlich schwierigsten Trad-Route der Welt.