Martina Demmel klettert Heim nach Afrika (9a)

Die deutsche Kletterin Martina Demmel punktet in Kochel am See ihr Langzeitprojekt Heim nach Afrika (9a). Die Mega-Diagonale, an der sie zwei Jahre lang arbeitete, ist eine Kombination aus den bestehenden drei Routen Baby Love (8b+), des Wahnsinns fette Beute (8b+) und QL (8c).

«Ich habe immer noch nicht ganz realisiert, dass ich am 5. November diese Traumlinie durchsteigen konnte, welcher ich zwei Jahre meines Lebens gewidmet habe», erzählt Martina Demmel. Ihr Piece de Résistance Heim nach Afrika (9a) verbindet drei separate Routen und führt als atemberaubende Diagonale durch den ganzen Sektor Afrika Wand. «Nach Baby Love (8b+) folgt ein recht guter Ruhepunkt, bevor es zuerst in die Crux von Des Wahnsinns fette Beute (8b+) und danach in die Schlüsselstelle von QL (8c) geht.»

«Ich habe immer noch nicht ganz realisiert, dass ich am 5. November diese Traumlinie durchsteigen konnte.»

Martina Demmel

Demmel’s bisher längstes und anstrengendstes Projekt

Seit November 2020 stand die Begehung von Heim nach Afrika ganz oben auf Martina Demmels Prioritätenliste. Die insgesamt 18 Versuche, die sie bis zum Durchstieg benötigte, scheinen auf den ersten Blick gar nicht so viel zu sein. Rechnet man die je fünf bis zehn Versuche für die einzelnen Linien hinzu, wird der Effort schon grösser.

Sich einer Linie zu verschreiben, misst Martina Demmel aber sowieso nicht an der Anzahl Projekttage, sondern vielmehr an der gesamten Visualisierung und der vertieften mentalen Annäherung an ein Projekt.

«Wenn ich all die verschiedenen Vorbereitungen betrachte, die in der Summe zum Durchstieg geführt haben, kann ich Heim nach Afrika definitiv als mein längstes und auch anstrengendstes Projekt bezeichnen.»

Martina Demmel

Route Stück für Stück entschlüsseln

Über diese zwei Jahre hinweg sei sie erstaunlicherweise nie ungeduldig mit sich selber geworden, sagt Martina Demmel. Die Gründe dafür sieht die 21-Jährige darin, dass lange Zeit nicht fest stand, ob sie Heim nach Afrika überhaupt wird klettern können. «Glücklicherweise habe ich diesen stetigen Prozess total genossen.»

Schritt für Schritt die richtigen Körperpositionen, Chalk-up-Punkte oder Momente der Entspannung zu finden, welche in der Summe zum Erfolg führten, habe sie total fasziniert.

«Die Route beinhaltet alle möglichen Arten von Felsstrukturen und Kletterstilen, von kraftvollen Bewegungen an abschüssigen Auflegern, über bouldrige Züge an winzigen Leisten bis hin zu Kraftausdauer-Kletterei an perfektem scharfen Fels.»

Martina Demmel

Meisterstück von Philipp Hrozek und Pirmin Bertle

Heim nach Afrika wurde im Frühling 2018 von Pirmin Bertle als 9a/+ eingerichtet. Aber eigentlich habe Philipp Hrozek die Route bereits zehn Jahre zuvor erstbegangen und als 8c+/9a bewertet, sagt Martina Demmel. «Nur hat er dies nie jemandem erzählt.» Die 21-Jährige fühlt sich geehrt, auf den Spuren dieser beiden Kletterer zu wandeln.

«Ich kann nur sagen, dass Heim nach Afrika meine bisher anspruchsvollste Route war.»

Martina Demmel

Was die Schwierigkeiten betrifft, stuft Martina Demmel Heim nach Afrika als 9a ein. In ihrer Wahrnehmung hänge die Bewertung stark davon ab, wie gut die Linie dem eigenen Stil entspreche. Sie habe diese subjektiven Zahlen deshalb immer nur als Orientierung benutzt, um zu wissen, was sie erwarte.

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Credits: Bildmaterial Felix Bub

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