Softshelljacken: Alles rund ums Allrounder-Bekleidungsstück

Softshelljacken verbinden die Vorteile einer dichten Wetterschutzjacke mit denen einer luftdurchlässigen Fleecejacke. Sie bestehen aus robusten, elastischen Stoffen mit einer wasserabweisenden Imprägnierung gegen Nässe und können so die perfekten Allrounder im Bergsport sein – wenn man kompromissbereit ist. Das musst du über Softshelljacken wissen.

Ein Beitrag von Alexandra Schweikart – Bächli Bergsport

Eine perfekte Jacke ist vielseitig, wetterfest, ein Produkt für jeden Sport. Doch gibt es das überhaupt? Hinter dem Begriff «Soft­shelljacke» verbirgt sich eine bunte Ansammlung von Oberbekleidung. Von wind­dichten, drei­lagigen Konstruktionen mit Membran bis hin zu hauchdünn gewobenen Stöffchen mit hohem Elasthan-Anteil, durch die der Wind luftig locker hindurchpfeift. Textildesigner in der Outdoorbranche können dazu auf einen immensen Pool an verschiedenen Materialien zugreifen und machen sich diesen bei Softshelljacken besonders zunutze.

Aus diesen Material bestehen Softshelljacken

Wie der Name schon sagt, werden für Soft­shelljacken besonders weiche Materialien verwendet. Hierfür wird ein robuster Aussenstoff mit einem Feuchtigkeit absorbierenden Innenstoff oder Innenfutter kombiniert. Gemischt wird das Ganze mit Elasthan, auch Spandex genannt. Im Etikett steht dann beispiels­weise 88 % Polyester, 12 % Elasthan. Zum Vergleich: Badeanzüge haben einen Elasthan-­Anteil von 25 Prozent und mehr.

Durch das anpassungsfähige Material sitzt auch ein nicht so gelungener Schnitt wie angegossen.

Elasthan ­besteht überwiegend aus Polyurethan, das die Jacken elastisch und gleichzeitig reissfest macht. Dies kommt auch der Passform zugute. Durch das anpassungsfähige Material sitzt auch ein nicht so gelungener Schnitt wie angegossen. Zwischen Aussenstoff und Innenfutter ist bei manchen Softshelljacken eine Membran laminiert, die die Jacken winddicht macht.

Leicht, sehr abriebfestem Material, mit gutem Stretch: Die Softshelljacke Gamma Lt Hoody von Arc'teryx.
Leicht, sehr abriebfestem Material, mit gutem Stretch: Die Softshelljacke Gamma LT Hoody von Arc’teryx.

Nässeschutz dank Imprägnierung

Im Gebirge kommt nicht alles Gute von oben: Im Schnitt regnet es im Sommer in den Schweizer Alpen an 15 Tagen im Monat! Softshelljacken werden als äusserste Schicht konzipiert, sind also mit einer Schutzschicht gegen Regen und Nässe ausgerüstet. Für einen dauerhaften Schutz kommt es auf die Qualität und die Haltbarkeit der wasserabweisenden Beschichtung oder «Imprägnierung» an. Dazu werden in einem Tauchbad, in einer Sprühanlage oder in einer Aufdampfanlage Chemikalien auf die Aussen­seite der Jacken aufgebracht. Das gewünschte Ergebnis ist dasselbe: Wassertropfen perlen an der Oberfläche ab. Diese wasserabweisende Eigenschaft funktioniert gut bei leichtem Regen oder Schnee.

Komplett wasserdicht sind Soft­shellstoffe jedoch allesamt nicht. Hierin liegt der wichtigste Unterschied zur Hardshell – der wasserdichten Wetterschutzjacke.

Komplett wasserdicht sind Soft­shellstoffe jedoch allesamt nicht. Hierin liegt der wichtigste Unterschied zur Hardshell – der wasserdichten Wetterschutzjacke. Wie gut die Imprägnierung hält, zeigt sich erst nach einigen Tagen auf Tour und nach ein paar Waschgängen. Wichtig zu wissen: Lässt die Imprägnierung nach, sodass Wassertropfen nicht mehr gut vom Stoff abperlen, kann die Jacke einfach nach­imprägniert werden.

Windschutz durch Membran oder Loden-/Filzprinzip

Oft werden Softshelljacken auch als «Wind­jacken» bezeichnet: Hier liegt nämlich ihre grosse Stärke. Es gibt zwei Möglichkeiten, einer Jacke windabweisende Eigenschaften zu ver­leihen. Die erste Möglichkeit besteht in einer zwischen Oberstoff und Innenfutter laminierten Membran. Hier kommt zum Beispiel das alt­bekannte «Windstopper» von W. L. Gore zum Einsatz, das neuerdings unter dem Marken­namen «Gore Infinium» rangiert.

Auch andere Membranen, etwa Schöller (z. B. «c_change™» Membran bei Ortovox) finden Verwendung. Weil Membranen aber immer auch (mal mehr, mal weniger) den Dampfdurchlass des Stoffes mindern, findet auch eine zweite, traditionellere Methode noch weite Verbreitung. Winddicht bekommt man eine Jacke nämlich auch, indem man die Fasern so dicht miteinander verwebt, bis kaum mehr Luft hindurchkommt. Das klas­sische Loden- bzw. Filzprinzip wird heute natürlich auch ­moderner gehandhabt, aber technisch neu umgesetzt, etwa, indem mit Elasthan die Fasern zusätzlich zusammengezogen werden.

Jacken mit Membran haben in puncto Windschutz ganz klar die Nase vorne! Jedoch ermöglichen Stoffe, die nicht komplett winddicht sind, eine gewisse Luftzirkulation, die bei sportlichen Aktivitäten wegen des Kühleffekts als angenehmer empfunden wird.

Kälteschutz in Grenzen

Wärmeisolation ist nicht gerade die Parade­disziplin einer Softshelljacke – dafür gibt es Isolationsjacken mit Daunen- oder Kunstfaserfüllung. Als Allroundjacke (und im Unterschied zu klassischen Windbreaker-Jacken) haben Soft­shells aber trotzdem eine gewisse Wärmefunktion; und zwar umso mehr, je dicker ihr Material ist und je weniger kalte Luft sie hineinlässt. Insbesondere Softshells mit einem Innenfutter aus Waffelfleece (z. B. Polartec Power Grid) halten die Wärme gut am Körper.

Softshell-Hoody-Penia_Schoeffel
4-Wege-Strech Softshell Hoody Penia von Schöffel.

Vielseitige Einsatzbereiche

Bewegung, Bewegung, Bewegung! Das grosse Plus der Softshelljacken ist ihre Elastizität: Sie machen jede Verrenkung beim Sport mit, und zwar ohne das Knistern und Rascheln einer Hardshelljacke. Und wo Bewegung ist, ist auch Wärme – der zweite grosse Vorteil von Soft­shelljacken ist ihr hoher Wasserdampfdurchlass (im Volksmund «Atmungsaktivität»), der den wasserdichter Hardshells weit übertrifft.

So bleibt man trotz Anstrengung und Schweiss länger trocken. Ebenfalls von Vorteil ist, dass Softshells recht anspruchslos in der Pflege sind. Die Aussenmaterialien sind meist robust und glatt, etwas Abnutzung durch Felskontakt ist weniger kritisch als bei empfindlichen Hard­shell-Laminaten. Wer oft mit (schwerem) Rucksack unterwegs ist, sollte zu einer Jacke mit verstärkten Schulterpartien greifen.

Wer oft mit Rucksack unterwegs ist, sollte zu einer Jacke mit verstärkten Schulterpartien greifen.

Als winddichter Allrounder kommt eine Softshell typischerweise beim Wandern, Klettern oder auf Skitouren (im Aufstieg) zum Einsatz. Die persönlichen Bedürfnisse bestimmen die individuelle Ausstattung: Manch ein Leichtgewicht kommt lediglich mit einer kleinen Tasche für Schlüssel und Ausweis daher, andere Jacken bieten etliche Taschen, Verstellmöglichkeiten und sogar Reissverschlüsse unter den Armen zur Belüftung.

Fazit – Keine Vorteile ohne Nachteile

Keine Vorteile ohne Nachteile! Dünne Stöffchen sind oft nicht winddicht, dafür ermög­lichen sie eine gute Belüftung. Die robusten Membranjacken sind winddicht, jedoch steif und weniger elastisch. Wärmeisolierende Softshelljacken punkten bei nasskaltem Wetter, sind aber zugleich schwer. Die gute Nachricht: ob mit Membran oder ohne, isolierend oder hauchdünn – alle Jacken lassen die Feuchtigkeit beim Schwitzen zuverlässig hi­naus.

Wer also auf bestmöglichen Nässeschutz verzichten kann und auf der Suche nach einer «soften» Alternative zur Hardshell ist, die dabei um ein Vielfaches wasserdampfdurchlässiger ist als Hardshelljacken, liegt mit einer Softshelljacke auf jeden Fall richtig.

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Über Bächli Bergsport

Bächli Bergsport ist das führende Schweizer Fachgeschäft für Klettern, Bergsteigen, Expeditionen, Wandern, Skitouren und Schneeschuhlaufen. An derzeit 13 Standorten in der Schweiz bietet Bächli Bergsport seiner Kundschaft fachkundige Beratung und hochstehenden Service. Auf LACRUX publiziert Bächli Bergsport in regelmässigen Abständen spannende Beiträge zu den Themen Klettern, Bouldern und Bergsteigen.

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Credits: Bildmaterial zVg, Text Alexandra Schweikart / Bächli Bergsport

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