Speedbegehung: Vom tiefsten Punkt der Schweiz zum Höchsten

Am Freitag, 29. Juni 2018, brach der Schweizer Nicolas Hojac am Ufer des Lago Maggiore im Tessin zu einer Speedbegehung auf. Sein Ziel war es, die Route vom tiefsten Punkt der Schweiz (Brissago) zum höchsten Punkt der Schweiz (Dufourspitze) aus eigener Kraft so schnell wie möglich zurückzulegen. 4600 Höhenmeter, 112 Kilometer und 14 Stunden und zwei Minuten später landete Nicolas in Zermatt. Mehr über sein ambitioniertes Projekt erfährt ihr im folgenden Erlebnisbericht sowie im Video am Schluss des Artikels.

Ein Erlebnisbericht von Nicolas Hojac

Vor einiger Zeit hörte ich immer wieder von Leuten, die dieses Projekt versuchten und daran gescheitert sind. So wurde mein Interesse geweckt. Nach einigen Recherchen im Internet fand ich heraus, dass es vermutlich bis anhin nur eine Person auch geschafft hat. Ich begann mir zu überlegen, wie ich dieses Projekt angehen würde. Dabei wollte ich nicht nur auf den höchsten Punkt, sondern mit dem Gleitschirm wieder hinunter ins Tal. Auf der Karte sah ich schnell, dass die wohl kürzeste Route über das Marinelli Couloir auf den Gipfel der Dufourspitze (4634m) führt. Ich selber kannte die Route nicht, wusste nur, dass es die längste Couloir-Abfahrt von Europa ist.

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Nicolas Hojac checkt die Wetterbedingungen vor dem Start seiner Speedbegehung
Letzter Wetter-Check im Biwak (Bild Daniel Bleuer – Vertical Pictures).

Am Anfang des Aufstiegs war die Trinkflasche bereits leer

Am 29. Juni brach ich in Brissago am Ufer des Lago Maggiore auf und fuhr mit dem Rennrad fast 100 Kilometer über Italien nach Macugnaga. Dieser Abschnitt verlief problemlos und ich war viel schneller als gedacht. Nach 3.5 Stunden radeln und einer grosszügigen Pause wechselte ich bereits auf die Bergschuhe und lief in grossen Schritten in Richtung Marinelli Hütte, welche am unteren Ende des Marinelli Couloirs steht. Leider kalkulierte ich mein Trinken zu knapp ein und hatte bereits nach der Hütte keines mehr. Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellte.

Nach einer Pause ging es vom Velo zu Fuss weiter (Bild Daniel Bleuer - Vertical Pictures).
Nach einer Pause ging es vom Velo zu Fuss weiter (Bild Daniel Bleuer – Vertical Pictures).

Katastrophale Bedingungen im Couloir

Am Anfang des Couloirs waren die Bedingungen noch angenehm, jedoch änderte sich das schnell. Desto höher ich aufstieg, desto mehr sank ich ein. Der Schnee wurde immer matschiger. Ich war gezwungen in die brüchigen Felsen auszuweichen. Mit der aufkommenden Müdigkeit war es nicht einfach konzentriert zu bleiben. Stetig machte sich meine schlechte Akklimatisierung und der Flüssigkeitsmangel bemerkbar. Meine Kräfte schwanden, ich konnte nicht mehr schlucken und die Zunge klebte mir am Gaumen. Am Schluss war es ein Kampf gegen meinen inneren Schweinehund und gegen die immer schlechter werdenden Verhältnisse. Vom Silbersattel aus war ich hingegen wieder zügiger unterwegs und erreichte den Gipfel nach 12 Stunden und 57 Minuten. Nach einer kurzen Verschnaufpause stieg ich zurück in den Silbersattel, packte meinen Gleitschirm aus und flog auf dem direktesten Weg nach Zermatt, wo ich nach 14 Stunden und 2 Minuten landete.

Rennvelofahren ist sicherlich nicht meine neue Leidenschaft.

Obwohl dieses Projekt nicht mit technischen Schwierigkeiten verbunden war, fand ich sehr schnell Gefallen daran. Das Rennvelofahren ist bestimmt nicht meine grosse Leidenschaft, jedoch war es spannend eine neue Disziplin in ein Projekt zu integrieren. Nicht nur seine Stärken zu pushen, sondern etwas Anderes auszuprobieren. Mir war es wichtig beim Aufstieg zur Marinellihütte kein Materialdepot zu machen, sondern Gleitschirm und Klettermaterial vom Tal bis nach oben zu tragen. Klar ist bei meiner Realisierung nicht alles so verlaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte, jedoch kann ich mich trotzdem glücklich schätzen, es geschafft zu haben.

Video über die Speedbegehung vom tiefsten zum höchsten Punkt der Schweiz

Credits: Text Nicolas Hojac, Bilder Daniel Bleuer – Vertical Pictures

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