Fred Nicole Boulder fallen Vandalismus zum Opfer

Am letzten Märzwochenende haben Unbekannte im Kesslerloch bei Thayngen mit einem grossen Feuer Wände und Decken des unteren Höhlenteils irreparabel beschädigt. Gewisse Linien des beliebten schaffhauser Boulderspots werden zukünftig wohl nicht mehr kletterbar sein, darunter auch zwei Klassiker von Fred Nicole.

Mit der Erstbegehung der Linie Eau Profond (8b+) 1996 hat die Schweizer Boulderlegende Fred Nicole das Kesslerloch über die Grenzen hinaus bekannt gemacht. Auch seine Kreation Happy Colours (7c) zählt – heute muss man wohl sagen zählte – zu den Klassikern der knapp zwei Duzend Linien umfassenden Boulderhöhle. Ende März hat ein massives Feuer dazu geführt, dass sich Teile des Kalkfelsens von der Decke lösten und zu Boden stürzten. Von der Zerstörung betroffen sind grosse Teile der unteren Höhlenseite.

Kesslerloch: Die betroffenen Linien im Überblick

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Ungereimtheiten im Topo

Fred Nicole war 1996/97 am aktivsten im Kesslerloch. Zu dieser Zeit definierte der Schweizer Boulderpionier auch die beiden Linien Happy Colours und Eau Profond. Da er während der Entstehung des Topos auf Reisen war, habe es jedoch Unklarheiten hinsichtlich seiner Boulder gegeben. „Happy Colours liegt, so wie ich den Boulder definiert hatte, rechts der klassischen Linie, die heute Happy Colours genannt wird.“

Eau Profonde versteht Fred Nicole als eine Kombination aus zwei Bouldern. „Es ist eher ein Quergang oder eine kleine Route.“ Die erste Wiederholung von Eau Profond holte sich Klem Loskot, der den Boulder zugleich auch abwertete.

Höhle seit 1902 geschützt

Das Kesslerloch ist mit seinen Leisten, Schlitzen und teils sehr scharfen Fingerlöchern nicht nur für die lokale Klettercommunity von Bedeutung, sondern auch archäologisch relevant. Man vermutet, dass bereits vor 15000 Jahren Menschen in der Kalkhöhle Schutz gesucht haben. Entsprechend ist neben der Polizei, die nach Zeugen des Vorfalles sucht, auch das Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Schaffhausen in die Schadensbeurteilung involviert.

Laut Einschätzung lokaler Kletterer ist durch die mutmassliche Beschädigung der untere Teil des Kesslerlochs nicht mehr kletterbar, beziehungsweise lohnenswert. Einerseits sei der Fels durch die starke Hitze brüchig geworden und bröckle ab, andererseits störe der viele Russ den Klettergenuss.

Vor dem Feuer: Jannis Deuring klettert Happy Colours (7c)

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Credits: Titelbild: SHPol

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