Wir haben ausgewählte Schlafsäcke für euch getestet. In der Schneehöhle nach der Skitour, am Flussufer während des Lockdowns und im exponierten Biwak am Wandfuss. Wie wir die Schlafsackmodelle von Mammut, Sea to Summit, Mountain Equipment und Grüezi Bag beurteilen, erfährst du hier.
Labortests sind schön und gut. Doch was wirklich zählt, sind die realen Erfahrungen während einer Nacht unter freiem Himmel, im Biwaksack oder im Zelt. In den vergangenen Monaten haben wir die folgenden Modelle für euch auf Herz und Nieren geprüft.
- Mammut Women’s Protect Down Bag
- Sea to Summit Spark 3
- Mountain Equipment Earthrise 600 Women’s
- Grüezi Bag Hybrid Ice Extreme
Pudelwohl in der Schneehöhle
Schon immer haben wir von einem Schlafsack geträumt, in dem man trotz Minustemperaturen nicht friert, obwohl man nur ein T-Shirt und Unterwäsche zum Schlafen trägt. Mit etwas Skepsis sind wir dann, kurz vor dem Ausbruch der Corona-Krise, losgezogen. Ab in die Höhe, rein in die aufwändig gebuddelte Schneehöhle. Mit von der Partie waren die Schlafsackmodelle Women’s Protect Down Bag von Mammut und Hybrid Ice Extreme von Grüezi Bag.
Nach einem feinen Käsefondue in Daunenjacke und -hose ging es dann raus aus den Klamotten und rein in die Schlafsäcke. Wir stellten uns die Frage: „Werden wir eine Nacht lang schlottern wie die Schlosshunde oder ausgeruht den Morgenkaffee geniessen?“
Komfort trotz Minustemperaturen
Die Antwort auf diese Frage hatten wir erst bei Sonnenaufgang. Beide haben wir nämlich perfekt geschlafen. Die Schlafsäcke haben also gehalten was sie versprechen: Komfort trotz Minustemperaturen. Wie gut die Schlafsäcke isolieren konnte man auch an einem kleinen Detail erkennen: Schnee, der auf den Schlafsack fiel, ist durch die Körperwärme über Nacht nicht geschmolzen.
Am Mammut Women’s Protect Down besonders gefallen hat uns der weiche Stoffeinsatz im Kopfbereich. Dieser verhindert das übliche Knistern bei Bewegungen und ist angenehmer, als das sonst eingesetzte Hüllenmaterial von Schlafsäcken. Was uns auch besonders gut gefallen hat, sind die seitlichen Öffnungen für die Arme. Das Frühstück sowie der Kaffee kann dank dieses Details zubereitet werden, ohne aus dem warmen Schlafsack kriechen zu müssen.
Am Hybrid Ice Extreme hat uns natürlich ein optionales Gadget gefallen: Ein Heizelement im Fussbereich, das mittels Powerbank betrieben werden kann. Wer solch einen Luxus nicht benötigt oder ganz einfach Gewicht sparen will, der kann das Heizelement schnell und unkompliziert entnehmen.
Eine weitere Besonderheit des Modells von Grüezi Bag ist der Einsatz von Schafwolle als zusätzliche Isolationsschicht. Wolle kann 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und schützt damit die Daune, die nur dann gut isoliert, wenn sie trocken ist.
Mammut Women’s Protect Down Bag
- Komfortbereich (Angabe des Herstellers): Minus 13
- Gewicht: 1810g
- Sanfter Stoff im Kopfbereich (angenehm, kein Rascheln)
- Bauscht sich unglaublich stark auf
- Gute Platzverhältnisse
- Haupt-Reissverschluss in der Mitte
- Dank seitlicher Öffnungen kann man die Arme aus dem Schlafsack strecken und den Kocher bedienen.
- Preis: 650 CHF
Grüezi Bag Hybrid Ice Extreme
- Komfortbereich (Angabe des Herstellers): Minus 8
- Gewicht: 1450g
- Intelligente Kombination aus Wolle und Daunenfedern
- Anti-Einhack-Reissverschluss
- Anti-Rutsch-Material an Unterseite
- Heizelement im Fussbereich
- 694 CHF
Bei beiden Schlafsäcken handelt es sich um sehr warme Modelle. Sie eignen sich also primär für wirklich kalte Nächte mit Temperaturen im Minusbereich. Auch wenn die Reissverschlüsse geöffnet werden können isolieren die Schlafsäcke als „Decke“ sehr stark und man schwitzt darunter, wenn die Aussentemperatur zu hoch ist.
Abenteuer ums Hauseck während der Corona-Krise
Die Corona bedingten Einschränkungen in der Schweiz waren verhältnismässig klein – aber trotzdem vorhanden. Anstelle eines Abenteuers in der Ferne sattelten wir unsere Fahrräder und fuhren zum zwei Kilometer entfernten Fluss. Eine sternenklare Nacht mit Temperaturen um die 3 Grad erwartete uns.
Das Modell Earthrise 600 von Mountain Equipment gibt als Komfortbereich -1 Grad Celcius an. Bei unserer Übernachtung am Fluss war es rund 3 Grad kalt und die Luft ziemlich feucht. Die Nacht verbrachten wir unter freiem Himmel direkt am Ufer. Aufgrund der Luftfeuchtigkeit wurde der Schlafsack während der Nacht etwas feucht, hielt uns aber trotzdem genügend warm.
Mit seinem geringen Packmass und Gewicht (1030g) eignet sich der Earthrise 600 ideal für mehrtägige Touren oder Ausflüge, bei denen ihr noch Seil, Expressschlingen und sonstiges Material mitschleppen müsst. Das Besondere am Earthrise: Das Aussenmaterial sowie die Daunenfüllung bestehen zu 100% aus Recycling-Material. Dabei wird die Daune aus alten Produkten gewonnen und für ein zweites Leben aufbereitet.
Mountain Equipment Earthrise 600 Women’s
- Komfortbereich (Angabe des Herstellers): Minus 1
- Gewicht: 1030g
- Aussenmaterial und sogar Daunenfedern sind recycelt
- Der wasserdichte Packsack schützt den Schlafsack beim Transport vor Nässe
- Elastische Nähte bringen den Schlafsack näher an den Körper und reduziert damit unnötige „Luft“ im Schlafsack, die vom Körper aufgewärmt werden muss
- Preis: 394 CHF
Biwaknacht am Wandfuss mit dem leichtesten Schlafsack der Testreihe
Ein weiteres Schlafsackmodell begleitete uns auf ein alpines Abenteuer Mitte Mai. Da es um das Einrichten einer neuen Kletterroute ging und wir unglaublich viel Material hochtragen mussten, entschieden wir uns für das leichteste Modell: Spark III von Sea to Summit.
Der Schlafsack bringt gerade einmal 665g auf die Waage und lässt sich extrem klein komprimieren. Trotzdem bietet der Spark III einem Komfortbereich von Minus 2 Grad Celcius und ist damit ein idealer Schlafsack für alpine Touren mit Übernachtung im Biwak.
Unser Begleiter im Biwak hatte das Modell Spark II mit einem Komfortbereich von 4 Grad Celcius dabei. Nach der Nacht, mit Temperaturen um die vier Grad, hat sich gezeigt, dass sich das 3er-Modell besser bewährt. Die Komfortangabe aller Hersteller, da waren wir uns einig, ist mit Vorsicht zu geniessen. Obwohl wir nicht zu den kälteempfindlichsten Leuten gehören, sind wir der Meinung, dass der angegebene Komfortbereich leicht über der effektiven Temperatur liegen sollte, wenn man wirklich ohne zu frieren schlafen möchte.
Wichtige Anmerkung: Wir schliefen jeweils mit T-Shirt und langer Unterwäsche.
Sea to Summit Spark III
- Komfortbereich (Angabe des Herstellers): Minus 2
- Gewicht: Ultraleichte 665g
- Kleines Packmass
- Bauscht sich stark auf
- Eine Imprägnierung schützt die Daune vor Nässe
- 559 CHF
Fazit
Wer einen Schlafsack für die Wintermonate oder für Hochtouren sucht, der ist mit den Modellen Hybrid Ice Extreme von Grüezi Bag oder dem Protect Down Bag von Mammut sehr gut bedient. Wer eher im Frühling und Herbst, vielleicht einmal in den Sommermonaten in höheren Gefilden unterwegs ist, der wird am Spark III von Sea to Summit und dem Earthrise 600 seine Freude haben.
Bei den ganz warmen Schlafsäcken hat uns der Protect Down Bag von Mammut am besten gefallen. Er hat dermassen warm gehalten, wir hatten das Gefühl, in diesem Schlafsack könne man unmöglich frieren.
In der zweiten Gruppe sind wir vor allem vom Spark III absolut begeistert. Wir hätten nie gedacht, dass ein Schlafsack mit einem so kleinen Packmass und einem so geringen Gewicht dermassen gute Wärmeleistungen vollbringen kann.
Diese Schlafmatten haben wir genutzt
Nicht zu unterschätzen ist die Qualität der Unterlage. Ohne gute Schlafmatte dringt viel Kälte vom Boden an den Schlafsack/Körper und kühlt damit stark aus. Als Unterlage bei den Tests haben uns die Schlafmatten EtherLight Insulated & Comfort Plus S.I. Women von Sea to Summit sowie das Modell Aerostat Synthetic 7.0 von Mountain Equipment begleitet.
EtherLight Insulated von Sea to Summit
Diese Schlafmatte (reguläre Grösse) gehört mit ihrem Gewicht von 490g zu den leichtesten auf dem Markt, erreicht aber trotzdem einen R-Wert von 3.2. Im Packsack verstaut benötigt die Matte kaum Platz in deinem Rucksack.
Comfort Plus S.I. von Sea to Summit Women‚s
Die zweite Matte, die unsere weibliche Testerin begleitete, war die Comfort Plus S.I. Der Name ist Programm. Die Matte bietet im Vergleich zur EtherLight Insulated ein Plus an Komfort und erreicht einen R-Wert von 4.1. Mit 970g ist sie aber auch deutlich schwerer.
Aerostat Synthetic 7.0 von Mountain Equipment
Ebenfalls begleitet hat uns die Schlafmatte Aerostat Synthetic 7.0. Vom Gewicht und Packmass her bewegt sich das Modell im Mittelbereich (665g) und bietet einen R-Wert von 4.0.
Tipps im Umgang mit deinem Schlafsack
Wir möchten euch einige wenige Tipps mit auf den Weg geben, die im Umgang mit einem Daunenschlafsack wichtig sind. Weitere Informationen zu den Themen Schlafen/Schlafsäcke findet ihr in den folgenden Artikeln.
- Bewahre deinen Daunenschlafsack zu Hause nicht im Kompressionssack auf. Bei den oben genannten Modellen ist ein Extra-Beutel im Lieferumfang, in dem ihr den Schlafsack ohne Kompression lagern könnt. Wichtig: Trocken lagern.
- Nehme deinen Schlafsack schon 15-30 Minuten vor dem Schlafengehen aus dem Kompressionssack, damit sich die Daunenfedern optimal aufbauschen kann.
- Oft bildet sich in der Nacht Tau, der deinen Schlafsack feucht werden lässt. Auch wenn dein Schlafsack imprägniert ist – je weniger Feuchtigkeit, desto besser. Wenn du die Möglichkeit hast, dann spanne ein Tarp über dir oder schlafe unter einem Baum oder einem Felsvorsprung.
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Credits: Bildmaterial zur Verfügung gestellt