Die französischen Bergführer Benjamin Védrines, Nicolas Jean und Julien Cruvellier de Luze eröffnen in der Südwand des Barre des Écrins, dem südlichsten 4000er der Alpen, eine neue Route durch die bislang unberührte «La Gorge»: De l’Or en Barre (1000m, M7, A1, 5+, ED+).
Im Jahr 2023 eine grosse, offensichtliche und dazu noch unberührte Linie an einem 4000er zu finden, ist eine Seltenheit. Der Profialpinist Benjamin Védrines spricht gar von «einem Privileg, eine der letzten Hauptrouten der Alpen erstbegehen zu dürfen». Zusammen mit den Bergführern Nicolas Jean und Julien Cruvellier de Luze eröffnete er in der Südwand des Barre des Écrins am 28. und 29. Januar eine neue Linie: De l’Or en Barre (1000m, M7, A1, 5+, ED+).
«De l’Or en Barre ist eine der verrücktesten Besteigungen, die ich in den Alpen bisher erlebt habe.»
Benjamin Védrines

Berühmt, berüchtigt, unberührt
«La Gorge» in der Südwand des südlichsten Viertausenders der Alpen sei einheimischen Bergsteigern wohlbekannt, sagt Benjamin Védrines. Im Sommer wegen ihrer Steinschläge gefürchtet und bis dato unberührt, habe sie ihnen einen sehr grossen Moment im Alpinismus beschert.
«Ich danke meinen Kameraden, dass sie an diesen Traum geglaubt haben. Und ich danke den Älteren, dass sie uns dieses Prachtstück überlassen haben.»
Benjamin Védrines
Der Profialpinist spielte schon seit längerem mit dem Gedanken, die Schlucht zu besteigen. Die Linie war offensichtlich, jedoch selten in günstigen Bedingungen vorzufinden. Ende Januar war es dann so weit. Am 28. Januar 2023 stiegen die drei Bergsteiger in die Südwand ein, um 19 Uhr am darauffolgenden Tag erreichten sie den Gipfel.

De l’Or en Barre: Mehrere grosse Kämpfe
Die Erstbegehung durch die legendäre Rinne in der Südwand des Barre des Écrins sei in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung gewesen und habe mehrere grosse Kämpfe für jeden von ihnen bereitgehalten, sagt Benjamin Védrines.
Als Beispiel nennt er den langen Zustieg von Champhorent aus, die «Himalaya»-ähnlichen Bedingungen und Dimensionen, die erste harte Seillänge am ersten Tag mit überhängender Kletterei an typischem Écrins-Fels, ungeahntes Eis oder das unvergessliche Biwak in einem grossen Schneeloch hoch oben in der Wand.
«Und vor allem dort, wo wir uns nicht vorstellen konnten, durchzukommen, wo wir dachten, wieder absteigen zu müssen, erinnere ich mich an die verrückte Seillänge, die Nicolas Jean geklettert ist.»
Benjamin Védrines
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Credits: Titelbild Benjamin Védrines