72 Viertausender in einem Monat | Kilian Jornets Extremprojekt in den USA

Kilian Jornet hat sein Ziel erreicht, alle 72 »Fourteeners« in den zusammenhängenden USA zu besteigen. Seit Anfang September war der spanische Ultraläufer und Alpinist von einem Gipfel zum nächsten geradelt.

Wenn man es ganz genau nimmt, hat sich Kilian Jornet nicht alle US-Viertausender, sondern »Fourteeners« vorgenommen – also alle Gipfel über 14.000 Fuß (4.267 m). 72 solche Berge gibt es auf dem US-Festland, die meisten davon in Colorado, Washington und Kalifornien. Jornets Ziel: sie alle innerhalb eines Monats aus eigener Kraft zu besteigen und dabei nur das Fahrrad für die mehr als 5.000 Kilometer Wegstrecke zu nutzen.

Das Projekt mit dem treffenden Namen »States of Elevation« startete am 3. September in Colorado am Longs Peak (4.345 m). Nach Etappen in Colorado, Oregon und Kalifornien zog es Jornet schließlich weiter gen Westen nach Washington. Dort bestieg er den letzten seiner 72 Gipfel am 4. Oktober: Mount Rainier (4.392 m), den höchsten Berg der Kaskadenkette.

Eine Linie durch den amerikanischen Westen, von den endlosen Bergketten Colorados über die brutale Schönheit der Sierra Nevada hin zu Washingtons ikonischen Vulkanen.

Kilian Jornet

Unterwegs am körperlichen Limit

In den 31 Tagen von »States of Elevation« hat Kilian Jornet Unvorstellbares geleistet: Der 37-Jährige legte jeden Tag mehr 160 Kilometer mit dem Rad zurück, bestieg im Schnitt 2,3 Gipfel pro Tag und sammelte innerhalb der vier Wochen über 123.000 Höhenmeter.

Allein mit der schieren Dauer des Projekts setzt Jornet dabei neue Maßstäbe im alpinen Ultrarunning. Ihm selbst ging es dabei nicht vorrangig um neue Rekorde, sondern um die persönliche Herausforderung im »wilden Westen« der alpinen USA.

Es ging nie nur um die Zahlen, sondern um die tiefe Verbindung zu wilden Orten und einen Test für Körper und Geist.

Kilian Jornet

Sowohl Körper als auch Geist dürften dabei an ihre Grenzen gekommen sein. Wegen des straffen Zeitplans blieben dem Spanier meist nur knapp viereinhalb Stunden Schlaf pro Nacht – und auch die Gipfel hießen ihn nicht immer mit dankbaren Bedingungen willkommen: von 38-Grad-Hitze in der Sierra Nevada bis hin zu Schnee und Frost zuletzt in Washington. Mehr als 17 Stunden verbrachte Jornet an seinem letzten Gipfel, dem Mount Rainier, der zu dieser Jahreszeit auch wegen der vielen offenen Gletscherspalten nur selten begangen wird – und schon gar nicht allein.

Wissenschaftliche Auswertung der Extrem-Projekte

Kilian Jornet ist Besteigungen im Stechschritt gewohnt: Vergangenes Jahr stand er auf allen 82 Viertausendern der Alpen – innerhalb von nur 19 Tagen. 2023 durchlief er in acht Tagen die Pyrenäen und legte dabei 485 Kilometer und über 43.000 Höhenmeter zurück.

Seine extremen Projekte teilt Jornet nicht nur mit seinen 1,8 Millionen Followern auf Instagram, sondern auch mit der Wissenschaft. Der Spanier arbeitete bereits mehrfach mit dem Sportwissenschaftler Dr. Jesús Álvarez zusammen, um die Daten seiner Ultraläufe auszuwerten. Dabei erforschen sie insbesondere die Auswirkungen außergewöhnlicher körperlicher Belastungen auf den Stoffwechsel.

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Credits Titelbild: Kilian Jornet

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