Der spanische Skibergsteiger und Bergläufer Kilian Jornet hat in unglaublichen 19 Tagen aus eigener Kraft alle 82 Viertausender der Alpen bestiegen. Zahlen alleine reichen jedoch nicht aus, um die Tragweite dieser Leistung zu verstehen.
Kilian Jornet hat als Skibergsteiger und Bergläufer so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt und so wandte er sich zusehends den Herausforderungen abseits des Wettkampfzirkus zu.
Seine Projekte haben Dimensionen, die oft nur schwer zu fassen sind. 2023 durchlief er in acht Tagen die Pyrenäen, bestieg dabei 177 Gipfel der Gebirgskette zwischen Spanien und Frankreich und legte 485 Kilometer und über 43’000 Höhenmeter zurück. Mit seinem jüngsten Projekt in den Alpen skaliert er seine Challenge in neue Dimensionen.
Speedrekord von Ost nach West
Begonnen hat er sein Projekt Alpine Connections am 15. August 2024 mit der Besteigung des östlichsten 4000ers, dem Piz Bernina. Von dort ging es mit dem Fahrrad ins Berner Oberland, wo er Lauteraarhorn, Schreckhorn und Finsteraarhorn aneinanderreihte.
Nach vier Stunden Schlaf startete Jornet von der Finsteraarnhorn-Hütte und absolvierte eine der härtesten Etappen seines Projektes: 99 Kilometer und 7’890 Höhenmeter waren nötig für die Besteigung sechs weiterer Gipfel, darunter Mönch und Jungfrau.
Über 32 Stunden war Jornet am Stück unterwegs. Doch damit nicht genug. Nach einem 40-Minuten-Powernap schwang sich der Ausnahmeathlet aufs Fahrrad und fuhr 40 Kilometer zum Start der nächsten Etappe.
Eine weitere Monster-Etappe absolvierte Jornet an Tag 6: Nach, für seine Verhältnisse, feudalen 6 Stunden Schlaf, jagte Jornet in 21 Stunden über die Gipfel von Täschhorn, Dom und Lenzspitze und hängte nachmittags noch Alphubel, Allalinhorn, Rimpfischhorn und Strahlhorn an. Insgesamt legte er dabei 47.7 Kilometer Distanz und 6’139 Höhenmeter zurück.
Grenzerfahrung auf allen Ebenen
Auch wenn beim Projekt nie von einem Rekordversuch die Rede war, so wurde schnell klar, dass der Spitzenläufer sämtliche Rekorde pulverisieren wird. Und das tat er dann auch. 19 Tage nach Beginn des Projektes bestieg Jornet mit Dôme und Barre des Écrins die letzten Gipfel erfolgreich und resümiert:
Um die Leistung von Jornet einordnen zu können, lohnt sich ein Vergleich mit ähnlichen 4000er-Projekten.
- Im Jahr 2008 gelang den Italienern Diego Giovannini und Franz Nicolini die Begehung aller 4000er aus eigener Kraft in 60 Tagen.
- Diesen Rekord verpasste Ueli Steck 2015 mit 61 Tagen nur knapp
- Deutlich schneller absolvierten Peter von Känel und Chrigel Maurer die 82 Gipfel im Rahmen ihres XPeaks-Projektes diesen Sommer. Sie bestiegen alle Gipfel in 51 Tagen. Sie nutzten wo immer möglich ihre Gleitschirme und verzichteten komplett auf Begleitfahrzeuge.
Auch wenn die genannten Projekte nicht ein-zu-eins miteinander vergleichbar sind, beispielsweise bei den verwendeten Hilfsmittel oder dem Support Dritter, so steht doch unbestritten fest: Jornet stellt mit seiner Zeit von 19 Tagen alle bisherigen zeitlichen Bestmarken in den Schatten.
Im Rahmen seines Projektes Alpine Connections legte Jornet insgesamt eine Distanz von 1’207 Kilometern zurück, überwand 75’344 Höhenmeter und gönnte sich im Durchschnitt 5 Stunden und 17 Minuten Schlaf.
Kilian Jornets Projekt Alpine Connections in Zahlen
- Distanz: 1207 Kilometer
- 82 Viertausender-Gipfel
- 267 Stunden, 45 Minuten und 16 Sekunden Aktivität, verteilt auf 19 Tage
- 75344 Höhenmeter
- Durchschnittliche Schlafdauer: 5 Stunden 17 Minuten
Das könnte dich interessieren
- Peter von Känel und Chrigel Maurer besteigen alle 82 Viertausender in 51 Tagen
- Benjamin Védrines pulverisiert Speed-Rekord am K2
- Neuer 8000er-Speedrekord: Vadim Druelle besteigt Nanga Parbat in 15h 18 min
Gefällt dir unser Klettermagazin? Bei der Lancierung des Klettermagazins Lacrux haben wir entschieden, keine Bezahlschranke (Paywall) einzuführen, denn wir möchten möglichst viele Gleichgesinnte mit News aus der Kletterszene versorgen.
Um zukünftig unabhängiger von Werbeeinnahmen zu sein und um dir noch mehr und noch bessere Inhalte zu liefern, brauchen wir deine Unterstützung.
Darum: Hilf mit und unterstütze unser Magazin mit einem kleinen Beitrag. Natürlich profitierst du mehrfach. Wie? Das erfährst du hier.
+++
Credits: Titelbild Kilian Jornet