Wie gefährlich ist das Training am Fingerbrett?

Ist das Training am Griffbrett gefährlich und riskant für Verletzungen? Dieser Frage geht Christoph Völker von Target10a im heutigen Gastbeitrag nach.

Ein Gastbeitrag von Christoph Völker – target10a.com

Ich habe die Frage nach dem Risiko beim Griffbretttraining schon des Öfteren gestellt bekommen und über Behauptungen dieser Art stößt man auch regelmäßig in Gesprächen oder im Internet. Bei einer Diskussion auf Youtube war das sogar fast schon als Drohung formuliert: „Wenn du schon unbedingt ein Griffbretttraining machen willst, dann wärme dich wenigstens davor richtig auf!“

Also was ist dran, an dem Mythos „Griffbretttraining ist gefährlich für die Finger“? Ja klar, aufwärmen sollte man sich natürlich vor einem Fingerboardtraining. Zu diesem Thema gibt es auch schon ein eigenes Video! Aber ansonsten halte ich das Training am Griffbrett ganz klar für eine extrem schonende und verletzungsunanfällige Trainingsform! Zumindest wenn man ein paar einfache Regeln beachtet.

Offene Hand – Diese Art zu greifen ist sehr freundlich für Sehnen, Bänder und Kapseln.

Zu diesen Regeln gehört, dass vor allem mit der sogenannten „offenen Hand-Position“ am Griffbrett trainiert wird. Aber sogar mit halb aufgstellten Fingern ist das Training noch relativ schonend und sicher.

Kritisch kann es bei komplett aufgestellten Fingern werden (Full Crimp) – diese Griffform kann aber erst mal komplett weggelassen werden. Bei Bedarf kann diese Griffform dann später mit in das Training dazu genommen werden. Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass mit komplett aufgestellten Fingern überhaupt nicht trainiert werden soll und muss. Diese Entscheidung würde ich aber jedem fortgeschrittenen Athleten mit entsprechender Erfahrung am Trainingsboard selbst überlassen.

Mit aufgestellten Fingern sollte man am Trainingsboard vorsichtig sein!

Gute Gründe für das Training am Fingerbrett

Das sind die Gründe, warum ich das Training am Griffbrett für so sicher halte:

  • Das hängen im Deadhang (exakter: Active Hang) ist statisch. Das heißt, es gibt keine unmittelbaren Kräfteänderungen oder hohe Kraftspitzen beim Training.
  • Das Griffbrettraining ist daher sehr gut kontrollierbar und kalkulierbar.
  • Mit dem richtigen Board (Holz und stark abgerundete Kanten) ist das Griffbretttraining auch noch sehr hautschonend und daher sogar direkt vor oder nach einem Klettertag ins Training integrierbar. 
  • Im Vergleich dazu treten beim Campusboardtraining durch das Hangeln und Weitergreifen Kraftspitzen ganz anderer Art auf!
  • Auch beim Bouldern und Klettern selbst, treten schon allein durchs einfache Weitergreifen oder Weitertreten je nach Situation durchaus große Belastungsänderungen und Kraftspitzen auf. Erst recht, wenn z.B. der Fuß von einem Tritt rutscht und der Halt mit den Griffen (und damit Fingern) kompensiert werden muss.
  • Es reicht auch beim Klettern machmal allein schon aus nur den Körperschwerpunkt zu verlagern, wenn man gerade eh schon einen kleinen Griff hält, um von der Belastung her über das Limit zu kommen. Ein Sturz ist dann die Folge, wenn auch in den allermeisten Fällen noch ohne Verletzung der Finger.
Rutscht hier der Fuß weg, lassen sich die Kraftspitzen auf die Finger erahnen.

Es gilt natürlich auch für das Griffbretttraining: Mit Gewalt kann man sich auch hier verletzen. Gefahr besteht, wenn:

  • man sich gar nicht oder ungenügend aufgewärmt 
  • ohne ausreichende Regeneration trainiert wird
  • mit komplett aufgestellten Fingern gegriffen wird, aber für diese Grifform verletzungsanfällig oder noch nicht bereit ist
  • Es mit Zusatzgewicht übertreibt
  • Zu häufig trainiert
  • Wenn man mangels Konzentration, oder weil man keinen Chalk verwendet, aus den Griffen rutscht

Sinn und Unsinn des Trainings am Fingerboard

Eine andere Frage ist, ob das Griffbretttraining überhaupt Sinn für jemanden macht:

  • Athletik, Körperspannung und Beweglichkeit sollten schon ins wöchentliche Training integriert sein
  • Ansonsten kann das Trainingsboard ab dem 7. Franzosengrad, spätestens ab den 8. Grad, für viele Sinn machen
  • Ausnahme: Die Griffkraft ist definitiv nicht die persönliche Schwäche, dann natürlich auf die Schwächen konzentrieren! 

Fazit

Das Training am Trainingsboard ist alles andere als gefährlich oder besonders riskant für Fingerverletzungen! Diese Argumente sollten also NICHT dafür herhalten um sich vor dem Griffbretttraining zu drücken, oder um anderen davon abzuraten!

Das könnte dich interessieren

Du willst mehr übers Training erfahren?

Weitere Trainingstipps findest du hier.

Dir fehlt die notwendige Ausrüstung fürs Training?

Artikel für dein persönliches Trainings findest du auf www.target10a.com

+++
Credits: Titelbild Christoph Völker – target10a.com

Aktuell

Filmtipp: Cerro Torre Climb & Fly

Luftige Kletterdokumentation über das Climb & Fly Abenteuer von Roger Schäli, Mario Heller und Pablo Pontoriero am Cerro Torre.

Ondra’s Kraftausdauer-Monster Vicious Circle (9a+/b) erstmals wiederholt

Der 25-jährige Italiener Stefano Carnati sichert sich die erste Wiederholung von Adam Ondra's Kraftausdauer-Monster Vicious Circle (9a+/b).

Anna Wells besteigt alle 282 schottischen Berge im Winter

Gewaltiger Besteigungsmarathon: Anna Wells besteigt alles 282 schottischen Berge höher als 914,4 Meter in 83 Tagen im Winter.

Durch die Decke: Wie Franco Cookson von 7c+ direkt zu 9a sprang

Wie der britische Kletterer Franco Cookson es schaffte, von 7c+ innerhalb von vier Jahren direkt zu 9a überzugehen.

Newsletter

Abonniere jetzt unseren Newsletter und bleibe immer auf dem laufenden.

Filmtipp: Cerro Torre Climb & Fly

Luftige Kletterdokumentation über das Climb & Fly Abenteuer von Roger Schäli, Mario Heller und Pablo Pontoriero am Cerro Torre.

Ondra’s Kraftausdauer-Monster Vicious Circle (9a+/b) erstmals wiederholt

Der 25-jährige Italiener Stefano Carnati sichert sich die erste Wiederholung von Adam Ondra's Kraftausdauer-Monster Vicious Circle (9a+/b).

Anna Wells besteigt alle 282 schottischen Berge im Winter

Gewaltiger Besteigungsmarathon: Anna Wells besteigt alles 282 schottischen Berge höher als 914,4 Meter in 83 Tagen im Winter.