Siebe Vanhee ist auf den Geschmack des Rope-Soloing gekommen. In der Verdonschlucht gelingen ihm in diesem anspruchsvollen Stil freie Begehungen von Une Jolie Fleur dans un Peaux de Vache (300m, 8b) und Take it or Leave it (110m, 8a). Bei ersterer wäre es sogar fast eine Onsight-Begehung geworden, wäre da nicht dieser winzige Fehler in seinem Rope-Solo-System gewesen.
Nachdem Siebe Vanhee letzten August die steile und exponierte 500-Meter-Route El Pilar del Cantabrico (8a+) am Picu Urreillu Rope-Solo klettern konnte, wollte er sich in der Verdon-Schlucht einer noch schwierigeren Mehrseillängenroute stellen: Une Jolie Fleur dans un Peaux de Vache (300m, 8b).
Und natürlich habe er hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades auch ein wenig höher einsteigen wollen als bei seinem letzten Rope-Solo-Abenteuer in Spanien, wo er eine 8a+ klettern konnte.
Haarscharf an der Onsight-Begehung vorbei
Um 8 Uhr Morgens stieg Siebe Vanhee am Fusse der Parois du Duc in die Route ein. Nach der 6b-Einstiegslänge stand die 8b-Schlüssel-Seillänge bevor.
«Aber trotzdem war es ein ganz anderes Kaliber, Rope-Solo halt.» Sein Set-Up habe jedoch bestens funktioniert, was sein Vertrauen gestärkt habe, die Seillänge onsight zu klettern. Gesagt, getan. Jetzt standen die Chancen für eine Onsight-Begehung der gesamten Tour wirklich gut.
Bei der ersten 8a – wunderschöner Kletterei an einem Mono-Tufa – habe er sich dann aber ziemlich schnell ziemlich gepumpt gefühlt. «Ich hätte länger ruhen sollen», erinnert er sich. «Aber das ist der Nachteil davon, wenn man alleine klettert, es ist schwierig, sich genug auszuruhen.»
Ein Sturz ist unausweichlich. Ihm war ein dummer Fehler unterlaufen: Er hatte sein Sicherungsgerät an der Anseilschlaufe falsch rum eingehängt. Nach einer 15-minütigen Pause zog er die Seillänge im zweiten Anlauf durch. Die letzte 8a-Seillänge hoch oben über der Verdon-Schlucht konnte Siebe Vanhee onsight klettern.
Nächstes Rope-Solo: Ein Klassiker von Patrick Edlinger
Zwei Tage später nahm er sich den Verdon-Klassiker Take it or Leave it (110m, 8a) vor. Die ersten beiden Seillängen liefen gut, auch wenn er sich an den Stil der Route und die Steilheit der Wand habe gewöhnen müssen. In der darauffolgenden 7c unterlief ihm jedoch ein Fehler und er stürzte unsanft.
Als nächstes wartete die berühmte 8a-Seillänge mit dem weiten Schlüsselzug auf ihn. Auch hier kam er im zweiten Anlauf durch, nachdem er die Bewegungen ausgebouldert hatte. «Sicherlich, der technische Stil der Route und die Tatsache, dass ich sie Rope-Solo geklettert bin, haben sie schwieriger gemacht.»
Und nichts desto trotz sei Rope-Soloing ein Kletterstil, der aufregend und neu für ihn sei, schwärmt Siebe Vanhee.
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Credits: Titelbild Jean-Elie Lugon