Es war bestimmt keine leichte Aufgabe für die internationale Jury, drei Begehungen aus der Liste der Begehungen von 2024 für die Preise auszuwählen. Jetzt stehen die Preisträger für drei Piolets d’Or fest.
Drei goldene Eispickel für kühne Erstbegehungen
Die Verleihung Piolets d’Or, der Oscars des Alpinismus, findet vom 9. bis 12. Dezember in San Martino di Castrozza statt. Bei dem renommierten Preis geht es darum, den alpinen Stil einer Begehung, das Maß an Engagement und Selbstständigkeit, den Entdeckergeist und den Respekt gegenüber der Umwelt, Menschen, Kletterparter:innen und dem Sport an sich zu ehren. Die Preise, so betont die Jury, werden in keiner bestimmten Reihenfolge vergeben.
Kaqur Kangri (6.859 m), Nepal Himalaya
Den Amerikanern Spencer Gray und Ryan Griffiths gelang im Oktober 2024 die Erstbegehung der Südwestkante (1.670 m, 5.10 A0 M7 WI5) des Kaqur Kangri. Dabei traversierten sie über den Berg und bewältigten den Abstieg über den zuvor unbestiegenen Nordwestgrat.

»Der Kanti Himal im abgelegenen Westen Nepals erstreckt sich über die Grenze zu China/Tibet und sein höchster Gipfel trägt den tibetischen Namen Kaqur Kangri. Die einzigen Fotos der Südwand, welche die Amerikaner Spencer Gray, Ryan Griffiths und Matt Zia finden konnten, zeigten nur den oberen Teil der Wand – die untere Hälfte blieb ihrer Fantasie überlassen.
Acht Tage lang wanderten die drei vom Ausgangspunkt der Straße bis zum Basislager auf 4.700 m. Nach einer Akklimatisierungstour auf einem nahegelegenen 6.000er unternahmen sie mitte Oktober einen ersten Versuch am Südwestgrat und stiegen innerhalb eines Tages auf 5.800 m auf, bevor ein kaputter Kocher sie zum Rückzug zwang. Zu diesem Zeitpunkt musste Matt Zia aus persönlichen Gründen den Rückzug antreten.
Gray und Griffiths setzten die Expedition fort und erreichten nach zwei Tagen die Schlüsselstelle: acht Seillängen in forderndem Mixedgelände. Am 31. Oktober erreichte die Seilschaft den Gipfel. Gray und Griffiths stiegen danach über den zuvor unbegangenen Nordwestgrat und einen westlich ausgerichteten Hang ab.
Die Jurymitglieder sind sich einig, dass dies eine technisch herausfordernde Begehung im alpin Stil war. Sie zeichnet sich durch die Erschließung von neuem Terrain aus und zeigt anderen Alpinist:innen, dass es in den weniger besuchten Regionen des Himalayas noch viele anspruchsvolle Ziele für eine Erstbegehung gibt.«
Gasherbrum III (7.952 m), Pakistan Karakorum
Der Slowene Aleš Česen und der Brite Tom Livingstone konnten am 4. August die Erstbegehung von »Edge of Enthrophy« vermelden. Die erste Linie über den Westgrat des Gasherbrum III.

»Česen und Livingstone starteten ihren ersten Versuch am Westgrad des Gasherbrum III im Jahr 2022. Damals hatten sie mit zu starken Winden zu kämpfen und der Versuch scheiterte. Zwei Jahre später hatten sie bei einer erneuten Expedition deutlich mehr Glück.
Die Seilschaft unternahm drei Akklimatisierungstouren, wobei sie bei der letzten eine Nacht auf 7.000m verbrachten. Sie verließen das Basislager am 31. Juli und erreichten zwei Tage später wieder das Lager auf 7.000 m unterhalb des Beginns des Westgrats. Am nächsten Morgen brachen sie zum Aufstieg auf den Grat auf und übernachteten etwas unterhalb von 7.500 m, in der nächsten Nacht auf etwa 7.800 m. Da sie am oberen Lagerplatz kein Zelt aufbauen konnten, mussten sie im Freien biwakieren. Anschließend umgingen sie die Felswand durch eine schwierige Kletterei, an einer Stelle möglicherweise bis M6, erreichten den Gipfel und stiegen auf der anderen Seite des Berges über die ursprüngliche Route wieder ab. Nach einer Nacht im Lager 4 (7.400 m) auf der Standardroute zum Gasherbrum II erreichten sie am 6. August das Basislager.
Die Jury wählte Edge of Enthrophy aus, da der Westgrat des Gasherbrum III eine lange, schwierige und anspruchsvolle Route an einem selten begangenen Berg ist, der nur knapp unter 8.000 m liegt. Die Linie sei ein gutes Beispiel dafür, »dass qualitativ hochwertige Abenteuer in unbekanntem Terrain auch auf den höchsten Bergen der Welt möglich sind.«
Yashkuk Sar (6.667 m), Pakistan Karakorum
Die Amerikaner August Franzen, Dane Steadman und Cody Winckler verkündeten im September 2024 die erste Begehung des Yashkuk Sar im Batura Muztagh (Pakistan) über den Nordpfeiler. »Tiger Lily Buttress« (2.000 m, AI5+, M6, A0) heißt ihre Linie.

Die drei Bergsteiger reisten auf eigene Faust nach Nordpakistan, wo sie nach einem langen Zustieg durch das Chapursan-Tal das Basislager auf 4.000 Metern errichteten. Nach Akklimatisationstouren auf benachbarte Gipfel, darunter den 6.200 m hohen Sax Sar, starteten sie ihren Versuch am 6.667 m hohen Yashkuk Sar I am 19. September.
Die ersten beiden Tage bestanden größtenteils aus steilem Eis- und Mixedgelände, mit exponierten, schwer einzurichtenden Biwaks auf 5.600 m und 5.900 m. Am zweiten dieser Tage mussten sie feststellen, dass ihre geplante Route – eine steile Schlucht durch die Steilwand – von einem riesigen eingestürzten Pilz verschüttet wurde. Nach einiger Überlegung gelang es dem Team jedoch sich am nächsten Morgen diagonal abzuseilen und so in eine alternative Route am linken Rand der Steilwand einzusteigen. Am 22. September erreichte die dreier Seilschaft den Gipfelgrat, wo sie vom tiefen Schnee zu einer weiteren Übernachtung gezwungen wurden, ehe sie am Tag darauf den Gipfel erreichten.
Die Jury lobte die äußerst anspruchsvolle Expedition und das junge Team, welches »den Pioniergeist des Alpinismus verkörpert.«
Das könnte dich auch interessieren:
- Kühne Erstbegehung im Alpinstil am selten bestiegenen Gasherbrum III
- Teamwork: Gruppe rotpunktet Eternal Flame am Trango Tower
+++
Credits: Texte z.T: Presse Statement Piolets d’Or Titelbild: Piolets d’Or


Ein wenig redigieren würde der KI-Übersetzung nicht schaden! Dann gäbe es weniger so dichterische Perlen wie „dass ihre geplante Route- eine steile Schlucht durch eine Steilwand-von einem riesigen eingestürzten Pilz verschüttet wurde.“ Was hat die KI wohl gerade geraucht?
Ein anderes Highlight aus einem früheren Artikel über den Speedrekord am K2, da hiess es „fortgeschrittenes Basislager“. Ein bisschen mehr alpinistisch übliches Vokabular wäre besser.
Freundliche Grüsse
Uwe Binder