Kühne Erstbegehung im Alpinstil am selten bestiegenen Gasherbrum III

2022 hatten sie den Westgrat des Gasherbrum III (7958m) erstmals versucht, diese Saison war die Expedition von Tom Livingstone und Ales Cesen erfolgreich: Während 7 Tagen eröffneten sie im Alpinstil die Route Edge of Entropy und sicherten sich gleichzeitig die erst dritte komplette Besteigung des 15. höchsten Berges der Welt.

Der Gasherbrum III ist mit einer Höhe von 7958 Metern nur wenig niedriger als seine zwei grösseren Geschwister Gasherbrum I (8080m) und Gasherbrum II (8035m). Da er die magische 8000er-Grenze knapp verpasst, ist er für kommerziellen Expeditionen weitestgehend uninteressant. Umso mehr ist der selten bestiegene Karakorum-Riese für gestandene Alpinisten ein sehr reizvolles und anspruchsvolles Ziel.

Am 4. August standen der Brite Tom Livingstone und der Slovene Ales Cesen alleine auf dem abgelegenen Gipfel. Dem starken Duo war es gelungen, den Gasherbrum III erstmals über seinen imposanten Westgrat zu besteigen. Ganze sieben Tage dauerte ihre Erstbegehung im Alpinstil.

Ich habe lange davon geträumt, eine technische und harte Alpin-Route in grosser Höhe (~8000m) zu klettern.

Tom Livingstone
Auf dem Westgrat des Gasherbrum III. Bild: Tom Livingstone/Ales Cesen
Auf dem Westgrat des Gasherbrum III. Bild: Tom Livingstone/Ales Cesen

Was ist möglich in welchem Stil?

Bereits im Jahr 2022 hatten Livingstone und Cesen versucht, den Gasherbrum III zu besteigen, mussten ihre Expedition wegen schlechten Wetters jedoch abbrechen. Der Wunsch, ihre Erfahrungen aus den Alpen, aus Alaska oder den kanadischen Rocky Mountains an einem der höchsten Berge der Welt zusammenzuführen, blieb jedoch bestehen.

«Welches ist die schwierigste Route, die wir in grosser Höhe klettern können? Wie weit können wir unsere Grenzen verschieben?», sinniert Tom Livingstone. Und so nahmen sie den Westgrat des 15. höchsten Berges der Welt diese Saison zum zweiten Mal in Angriff.

Edge of Entropy heisst die neue Route von Tom Livingstone und Ales Cesen am Westgrat des Gasherbrum III. Bild: Tom Livingstone/Ales Cesen
Edge of Entropy heisst die neue Route von Tom Livingstone und Ales Cesen am Westgrat des Gasherbrum III. Bild: Tom Livingstone/Ales Cesen

Als sie in die Wand einstiegen, hätten sie ihre Erwartungen, Sorgen und Ideen über Bord geworfen und sich einfach nach oben bewegt, «mit einem neugierigen Geist und einem still kollaborierenden Körper». Die Höhe habe ihnen ordentlich zu schaffen gemacht und ihr Vorwärtskommen verlangsamt, erzählt der britische Alpinist.

Der Alpinismus ist eine wunderschöne Falle zwischen dem, was man will, und dem, was man braucht.

Tom Livingstone

Livingstone beschreibt die Höhe als grosse Herausforderung, die einen kaputt mache. «Auch wenn ich den Effort all jener anerkenne, die Berge mit zusätzlichem Sauerstoff, auf gespurten Pfaden, mit Zelten an Ort und Stelle, mit Sherpa-Unterstützung und Fixseilen besteigen, so unterscheidet sich ihre Art des Alpinismus Meilenweit von unserem.»

7 Tage dauert die Erstbegehung im Alpinstil. Bild: Tom Livingstone/Ales Cesen
7 Tage dauert die Erstbegehung im Alpinstil. Bild: Tom Livingstone/Ales Cesen

Edge of Entropy: «Einer meiner schwierigsten Routen»

Tom Livingstone bezeichnet die Neutour von ihm und Ales Cesen am Gasherbrum III als eine der schwierigsten Routen, die er je bestiegen habe. «Ein Höhepunkt eines Jahrzehnts, und selbst unser drittes Biwak, sitzend und ohne Zelt auf 7800 Metern Höhe, wird mir in Erinnerung bleiben.»

Für den Abstieg traversierten die beiden Alpinisten zur Normalroute des Gasherbrum II und folgten den Fixseilen nach unten. Dies habe zwar ihren Stil etwas verändert, habe in der Situation jedoch Sinn gemacht, sagt Livingstone.

Am 7. Tag ihrer Begehung von Edge of Entropy entlang des Westgrates des Gasherbrum III erreichten Tom Livingstone und Ales Cesen das Basislager.

Der Westgrat des Gasherbrum III. Bild: Tom Livingstone/Ales Cesen
Der Westgrat des Gasherbrum III. Bild: Tom Livingstone/Ales Cesen

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Credits: Titelbild Tom Livingstone & Ales Cesen

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