Kühne Mixedroute am Grödner Joch erstbegangen: Hybrid (M8+, WI6)

Mitte Dezember haben Simon Gietl und Manuel Oberarzbacher am Grödner Joch die spektakuläre Mixedroute Hybrid erstbegangen. Mit Schwierigkeiten bis M8+ und WI6 fordert die Tour nicht nur saubere technische Präzision, sondern auch mentale Stärke.

Erfahrungsbericht von Manuel Oberarzbacher

Ein Abenteuer, das mit einer Autopanne begann, fand sein aufregendes Ende in einer anspruchsvollen Mixed-Kletterroute in den Dolomiten. Am 12. Dezember 2024 gelang es den beiden Südtiroler Alpinisten Manuel Oberarzbacher und Simon Gietl, eine neue Kletterroute am Grödner Joch erstzubegehen: Hybrid (M8+, WI6)

Ein Plan, der ins Rutschen kam

Ursprünglich hatten die Beiden für den 2. Dezember ein anderes Ziel ins Auge gefasst. Doch das Schicksal hatte andere Pläne: Eine Autopanne auf dem glatten Eis brachte ihr Vorhaben buchstäblich ins Rutschen. Nach drei Stunden harter Arbeit, bei denen sie ihren Wagen aus dem Schnee befreiten, schmiedeten sie bei einer Tasse Kaffee in einem gemütlichen Dorfcafé spontan einen neuen Plan.

Oberarzbacher erinnerte sich an eine Linie am Grödner Joch, von der er gehört hatte, dass dort derzeit ausgezeichnete Eisverhältnisse herrschten. Der schöne Start in die Eissaison hatte ihre Lust auf mehr geweckt.

«Warum nicht etwas Neues probieren?», fragte Manuel. Simon war sofort interessiert. Also vereinbarten sie, sich am 9. Dezember erneut zu treffen, um die Herausforderung anzugehen. Mit der Frage im Kopf, ob sie es schaffen könnten, eine kletterbare Linie durch die schwarze, kompakte Felsplatte zu finden, machten sie sich motiviert auf den Weg.

Der erste Versuch – und eine unerwartete Überraschung

Der Anfang lief vielversprechend: Schöne, positive Löcher und Leisten ermöglichten ein zügiges Vorankommen. Doch kaum hatten sie den markanten Beginn der Eisspur erreicht, passierte das Missgeschick: Sie stellten fest, dass sie ihre Eisschrauben vergessen hatten.

Das eingespielte Team konnte sich nur noch darüber amüsieren. Kein Problem, dachten sie sich: Der Plan für diesen Tag war dahin, aber die Fertigstellung der Linie würde eben auf einen anderen Tag verschoben.

Der zweite Versuch – mit Erfolg

Am 12. Dezember 2024 nahmen Oberarzbacher und Gietl ihren zweiten Anlauf – diesmal bestens vorbereitet und mit Eisschrauben im Gepäck. Die zweite Seillänge, die eine anspruchsvolle Kombination aus Mixed-Klettern (M8) und Eis (WI6) darstellte, ließ ihre Kletterherzen schneller schlagen.

Nach einer anspruchsvollen Kletterpassage folgte die dritte Seillänge, ein wahres Highlight: Reinste Eiskletterei (WI5+), die für die beiden Kletterer jedoch kein unüberwindbares Hindernis darstellte. Doch die wahre Herausforderung sollte noch folgen.

Die Crux der Route Hybrid

Die vierte Seillänge war die Schwierigste. Ein Riss führte unter freihängende Eiszapfen, von denen die Kletterer auf das Eis übergehen mussten. «Die vierte Seillänge war der Schlüssel zur gesamten Route», erklärt Oberarzbacher. «Technisch anspruchsvoll, entschlossenes Klettern und ein absoluter Fokus waren gefragt.» Die beiden Kletterer meisterten die Passage mit Bravour und setzten ihre Route fort.

Der erfolgreiche Abschluss – eine Tour der Extraklasse

Am 13. Dezember 2024 war es schließlich soweit: Oberarzbacher und Gietl hatten die gesamte Route frei geklettert. Die vier Seillängen – mit den Schwierigkeitsgraden M5, M8/WI6, WI5+ und M8+/WI5+ – ergeben eine harmonische Linie, die von den beiden Kletterern als wahres Meisterwerk angesehen wird.

Es ist eine wunderschöne, natürliche Tour, die eine perfekte Mischung aus Eis und Fels bietet. Ihre alpine Charakteristik in dieser atemberaubenden Landschaft macht sie zu einer echten Fünf-Sterne-Tour.

Simon Gietl

Die Route wurde im klassischen Stil eröffnet, ohne den Einsatz von Bohrhaken, und ist nun eine glänzende neue Herausforderung für alle ambitionierten Mixed-Kletterer. Die ersten Wiederholer liessen nicht lange auf sich warten. Kurz nach der Erstbegehung sicherten sich Greg Boswell und Jonathan Joly sowie Daniel Ladurner und Alex Piazzalunga eine Wiederholung der Linie.

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Credits: Text und Titelbild Manuel Oberarzbacher

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