Prestigeträchtiger Bergsteigerpreis für slowenischen Alpinisten Silvo Karo

Silvo Karo hat in seiner Bergsteigerkarriere über 2000 Routen geklettert und mehr als 300 Erstbegehungen gemacht. Für sein Lebenswerk wird der slowenische Alpinist mit dem 14. Piolets d’Or Lifetime Achievement Award geehrt. Die Preisverleihung findet vom 17. bis 20. November in Briançon in Frankreich statt.

Der slowenische Alpinist Silvo Karo erhält den prestigeträchtigen Piolets d’Or Lifetime Achievement Award. Die Auszeichnung wurde 2009 erstmals an Walter Bonatti verliehen und ehrt seither Alpinistinnen und Alpinisten, deren Karrieren nachfolgende Generationen inspirierten. Nach Bergsteiger-Legende Walter Bonatti wurde der Bergsteigerpreis an Reinhold Messner, Doug Scott, Robert Paragot, Kurt Diemberger, John Roskelley, Chris Bonington, Wojciech Kurtyka, Jeff Lowe, Andrej Štremfelj, Krzysztof Wielicki, Catherine Destivelle und Yasushi Yamanoi vergeben.

Die «drei Musketiere» am Fitz Roy: Franček Knez,
Silvo Karo und Janez Jeglič (von links nach rechts). Bild: Silvo Karo Collection
«Die drei Musketiere» am Fitz Roy: Franček Knez,
Silvo Karo und Janez Jeglič (von links nach rechts). Bild: Silvo Karo Collection

Julische Alpen – perfektes Trainingsgelände

In den 1980er Jahren begannen die slowenischen Alpinisten die Welt im Sturm zu erobern. Später wurden sie für ihre meist kühnen und schnellen Begehungen bekannt, die sie zumeist in tadellosem Stil über technisch schwieriges Gelände absolvierten, wobei sie auf ihre überlegenen Fähigkeiten und Reserven vertrauten, um mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein und Schwierigkeiten zu vermeiden.

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Sie alle profitierten von einem fantastischen Trainingsgelände – den Julischen Alpen. Aufgrund der geringen Grösse des Landes (das schon vor dem Zerfall Jugoslawiens ein weitgehend autonomer Staat war), liegen die Berge fast vor der Haustüre. Sie stellen eine komplexe Arena von Kalksteingipfeln mit riesigen Wänden dar, die nicht unbedingt von bester Qualität sind. Im Winter herrschten raue Bedingungen, die viel Spielraum für die Auseinandersetzung mit Fels, Eis und Mixed-Gelände boten.

Silvo Karo 1978 in den Julischen Alpen. Bild: ©Silvo Karo Collection
Silvo Karo 1978 in den Julischen Alpen. Bild: ©Silvo Karo Collection

Auftakt der «drei Musketiere»

Silvo Karo wuchs auf einem Bauernhof oberhalb des Dorfes Brdo, nordöstlich von Ljubljana auf und begann mit 17 Jahren zu klettern. Er schloss sich schnell mit Janez Jeglič und dem älteren, erfahreneren Franček Knez zusammen, und das Trio kletterte gemeinsam viele neue Routen im In- und Ausland. Sie wurden liebevoll «die drei Musketiere» genannt. Im Sommer 1983, während ihres Trainings für einen ersten Besuch in Patagonien, kletterten die Drei in zwei Tagen 19 neue Routen, grösstenteils ohne Abseilen.

Die Höhepunkte von Silvos Karriere sind vielleicht die Erstbegehungen der Südwand des Cerro Torre und der Westwand des Bhagirathi III, wobei letztere damals weithin als die schwerste technische Begehung im indischen Himalaya anerkannt war. Beide wurden während der 10-jährigen Partnerschaft mit Janez Jeglič geklettert, obwohl Karo Psycho Vertical (Jeglič-Karo-Knez) am Torre Egger als die beste neue Route betrachtet, die er in Patagonien geklettert ist.

Alle Skills für die Berge in einem Mann vereint

Rolando Garibotti schreibt: «Als ich Silvo kennenlernte, war er in seiner Blütezeit – 70 kg voller Motivation und Entschlossenheit, wenig Gerede und viel Action. In den darauffolgenden Jahren teilten wir uns bei vielen Gelegenheiten ein Seil, in Yosemite, Patagonien und anderswo. Mit ihm zu klettern fühlte sich wie Betrug an. In einem einzigen Mann waren alle Fähigkeiten vereint, die man in den Bergen brauchen konnte, von einer Ropegun zum Führen der schwierigsten Seillänge über eine Armee von Trägern für schwere Lasten bis hin zu einem ganzen Rettungsteam, falls etwas passieren sollte. Er hatte die Energie eines Zuges, und die Art und Weise, wie er Haken schlug, hatte etwas ausgesprochen Beruhigendes: Der Fels würde um Vergebung bitten. Unabhängig von den Bedingungen war seine Entschlossenheit unerschütterlich, wenn es um ein Ziel ging, das ihm am Herzen lag.»

«Er war ein ehrlicher, nüchterner Mann, vor dem ich immer grossen Respekt hatte. Einige seiner Besteigungen sind legendär und haben Kletterer auf der ganzen Welt inspiriert. Er hat dem Sport einen unauslöschlichen Stempel aufgedrückt».

Rolando Garibotti

Eine Auswahl der bedeutendsten Begehungen ausserhalb Sloweniens

Silvo Karo ist über 2000 Routen geklettert und hat mehr als 300 Erstbegehungen auf seinem Konto. Eine Auswahl seiner bedeutendsten Begehungen ausserhalb Sloweniens sind:

  • 1983: Fitz Roy, east face, new route, Devil’s Dihedral (6a A2 90°). Aguja Val Bois, east face, new route. D.E. (5 100°)
  • 1985: Yalung Kang, north face, new route, reached 8,100m. Grandes Jorasses, north face, third ascent of Rolling Stones (6b A3 80°)
  • 1986: Cerro Torre, east face, new route, Hell’s Direct (7a A4 M6 95°)
  • Broad Peak, normal route Torre Egger, southeast face, new route, Psycho Vertical (6c A3 90°). El Mocho, north face, new route, Grey Yellow Arrow (7a A0)
  • 1987: Lhotse Shar, southeast ridge, reached 7,300m 1987-88. Cerro Torre, south face, new route (6b A4 75°)
  • 1990: Bhagirathi III, west face, new route (6b A4 85°). Everest, west ridge to 7,500m
  • 1993: El Capitan, Wyoming Sheep Ranch (5.10 A5)
  • 1996: Nalumasortoq, new route, Mussel Power (7a A3). El Capitan, Salathé Wall in 10h 25min. Half Dome, Direct Northwest Face, 11h 20mins (speed record at that time)
  • 1997: El Capitan, West Face (5.11c) in eight hours car to car
  • 1999: Fitz Roy, west face, Ensueno, second overall and first free ascent (6b+ obl 45°). Fitz Roy, Slovak Route, alpine style with new variation from Glaciar Torre (6c 40°)
  • 2000: La Esfinge, new route, Cruz del Sur (7b)
  • 2002: Grand Pilier d’Angle, Divine Providence to Mont Blanc summit
  • 2003: Cerro Murallon, first ascent of main summit
  • 2005: Cerro Torre, southeast ridge, new route, Slovenian Sit Start (in a single push of 28 hours; 7a A2 70°). Aguja Poincenot, Sperone degli Italiani, second ascent (and first of this route to the summit, 6c A3).
  • 2006: Trango Tower, Eternal Flame, first one-day ascent (7a A2 M5)
  • 2009: Tofana de Rozes, south face, Goodbye 1999 (7b on sight, repeat). Aiguille Noire de Peuterey, Punta Brendal southeast face, Nero su Bianco (7b on sight, repeat). Meru Central, attempt on the then unclimbed Shark’s Fin in alpine style.

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Credits: Text: Lindsay Griffin, Titelbild Marko Prezelj

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