Paraclimber Angelino Zeller wagt sich im Aosta-Tal an die Route Sarre 2000 (8a+) und gelangt dort an seine persönlichen Grenzen. Was Angelino antreibt, geht weit über den Wunsch nach Wettkampfsiegen hinaus. Es ist die reine Neugier, das Unmögliche zu erreichen und die Grenzen des menschlichen Potenzials auszuloten.
Angelino Zeller ist nicht nur dreifacher Weltmeister im Klettern – sondern auch eine Quelle der Inspiration, die uns daran erinnert, dass weitaus mehr möglich ist, als wir anfangs denken. Früher einmal beruflicher Industriekletterer, wurde Angelinos Leben nach einem schweren Paragleitunfall auf den Kopf gestellt.
Von einem Tag auf den anderen wurde der Rollstuhl zu seinem täglichen Begleiter. Doch anstatt sich von diesem Schicksal bremsen zu lassen, entdeckte Angelino in seiner Rehabilitation erneut seine Liebe zum Klettern und fand darin nicht nur eine Leidenschaft, sondern einen neuen Lebenssinn.
Video: Angelino Zeller vs. Sarre 2000 (8a+)
Angelino begann wieder regelmäßig zu trainieren und machte schnelle Fortschritte. Bereits nach kurzer Zeit meisterte er einarmige Klimmzüge und komplexe Züge an der Kletterwand. Jeder Zug an der Wand war für Angelino ein Erfolgserlebnis und eine Bestätigung, dass weit mehr möglich ist, als er ursprünglich angenommen hatte – selbst ohne die Funktionalität seiner Beine.
Auftakt einer erfolgreichen Wettkampfkarriere
Es dauerte nicht lange, bis Angelino an Wettkämpfen teilnahm und diese regelmäßig gewann. Seine unerschütterliche Trainingsmotivation und die Fähigkeit, unter Druck außergewöhnliche Leistungen abzurufen, machen ihn zu einem herausragenden Wettkampfsportler.
Herausforderungen am Fels
Trotz seiner körperlichen Einschränkung wagt er sich immer wieder an Felsrouten, die für Rollstuhlfahrer zugänglich sind. Durch seine körperliche Einschränkung ist auch die Möglichkeit an Routen begrenzt: die Felsrouten, die er klettert, müssen erreichbar und überhängend sein, dass er sie gut hangeln kann.
Genau der letzte Umstand macht klar, dass die Schwierigkeiten immer hoch sind, denn eine Steilheit über 90 Grad an kleinen Leisten und Löchern ohne Beine zu klettern, bringt einen schnell ins Terrain von extremer Sportkletterei.
Sarre 2000 (8a+): Die Herausforderung ist gefunden
Eine solche außergewöhnliche Route ist die Sarree 2000 im Aosta-Tal. Schon 2015 bezwang der italienische Profikletterer Stefano Ghisolfi diese 8a+ Tour ohne den Einsatz seiner Beine, um aufzuzeigen, was alles möglich ist.
In seinen ersten Versuchen im Aosta-Tal erkannte Angelino, dass sein bisheriges Training für Wettkämpfe nicht immer ausreichte. Doch seine Entschlossenheit kannte keine Grenzen. In einigen Versuchen kann er die schwierigen Sequenzen an den kleinen Leisten schlussendlich doch auflösen.
Das motiviert ihn natürlich, sich weiter mit speziellem Training auf diese Herausforderung vorzubereiten. Auch wenn er nicht weiß, ob eine Route in dieser Schwierigkeit jemals möglich sein wird für ihn. Einfach nur, weil es noch nie gemacht wurde.
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Credits: Titelbild David Schickengruber, Text: Black Diamond