Silvan Schüpbach und Tim Marklowski haben in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Alpen-Club einen neuen Kletterführer herausgegeben, der zahlreiche Schweizer Trad-Klettergebiete aufführt. Im heutigen Beitrag stellen wir euch vier Spots vor.
Ein Beitrag von Tim Marklowski – Mountain Wilderness Schweiz
Der Kletterführer C(H)lean stellt knapp 65 Gebiete in acht Regionen der Schweiz vor. Diese eignen sich hervorragend zum Erlernen und Anwenden des Kletterns mit Friends, Keilen und ähnlichen Utensilien. Dabei reicht die Auswahl von Granit bis Kalk und vom eingebohrten Übungs- oder „Greenpoint“-Klettergarten bis hin zur hochalpinen und engagierten Clean-Route. Die meisten der beschriebenen Gebiete befinden sich irgendwo zwischen den Extremen und garantieren tolle Erlebnisse am Fels.
Zervreilahorn – Das Matterhorn Graubündens
Das „Matterhorn Graubündens“ ist ein absolutes Trad-Climbing- Mekka. Viel besser wird es wirklich nicht mehr! Die Routen sind überwiegend clean mit gebohrten Ständen. Bohrhaken stecken dort, wo mobile Absicherung nicht möglich ist. Für fitte und erfahrene Kletterer kann von einem der besten Schweizer Trad-Gebiete überhaupt gesprochen werden. Der raue und feste Gneis und die phänomenale Erscheinung des Zervreilahorns lassen keine Wünsche offen. Während der Nordost-Grat (5b) als moderate Tour durchgeht, fordern die Routen in der SE-Wand die komplette Kletterin. Rein von den Kletterschwierigkeiten bleibt Nanouk (7a+) die Hammertour am Horu, während Con Todo Guerrero (6c) das Testpiece in Sachen Selbstabsichern sein dürfte. Weiter südlich in der Wand warten moderatere Touren wie Atacama, Océano Naranjo oder Cleopatra darauf in weiten Teilen mobil abgesichert und – vor allem – genossen zu werden. Am Fuss des Horns befindet sich ein eingerichteter Klettergarten, dessen Routen zum Teil auch „mobile pro” zulassen.
Altmann: Genussvolle Touren am Ost- und Westgrat
Der Altmann im Alpsteingebirge war nicht umsonst zweimaliger Austragungsort der keepwild! climbing days. Hier ist für jeden etwas dabei, vom draufgängerischen Typus bis zum Geniesser. Die Routen sind zum Teil komplett eingerichtet, zum Teil aber auch nahezu clean (inkl. Standplätze). Zu den Genusstouren gehören der Ost- und der Westgrat, wenngleich auch hier mobil nachgeholfen werden darf. Die Südwandrouten sind divers: Während zum Beispiel die Alte Südwand (5c+) sanft saniert ist, bleibt die linke Südwand wild wie eh und je. Die Route Allegro ma non troppo (6c+) ist ein hoch-technischer Plattenschleicher, bei welchem die Stände selbst gebaut werden dürfen. Quasi alles selber basteln darf man zum Beispiel in den anspruchsvollen Neu- touren Bayerischer Sandmann (6a+, psycho) oder Dr Füdläblut Wahnsinn (7b+, sehr psycho).
Le slow de l’été: Ein Extremklassiker im Unterwallis
Der Geheimtipp schlechthin! 30 Sekunden Zustieg, topfebener Wandfuss mit Golfrasen und dazu eine ausgezeichnete Felsqualität. Trotz der wenigen Routen ist die Auswahl sehr gross; ob mit oder ohne Bohrhaken, von schwer bis leicht und sogar einige coole Boulders gibt es. Einziger Abstrich ist die Wandhöhe von maximal zehn Metern. Teilweise regensicher. Für die Hardmover gibt es Percomaniac, einen Fingerriss der selber abgesichert werden muss oder der Extremklassiker Le slow de l’été, welcher Fingerstrom erfordert. Die einfacheren Routen sind alle sehr schön und dürfen aber komplett selber abgesichert werden.
Grimselpass: Hotspot der Freikletterbewegung
Der Aaregranit am Grimselpass wurde vom grössten Reinigungsdienst der Welt geformt: Gletscher haben den Granit rund und glatt geschliffen. In den 70er Jahren war die Grimsel ein Hotspot der Freikletterbewegung – damals war das Yosemite Valley der Traum aller Kletterer und hier fand man das perfekte Trainingsgelände: glatter, strukturloser Granit. Leider sind die Risse oft zugewachsen. Darum wurden die meisten Routen an den kompakten Platten und mit Bohrhaken eröffnet. In den letzten Jahren wurden – neben den bekannten Plaisirrouten – auch Trad-Routen erstbegangen oder alte Routen im Sinne des Trad-Kletterns saniert. Grüner Heinrich (6c+), Steinbeisserweg (6c+) oder Fair head line (6a+) heissen die must do’s der Friend-Freunde. Zudem wurde beim Grimsel Hospiz ein Trad-Klettergarten eröffnet, der die Besucher mit kurzem Zustieg und Splitter Cracks verwöhnt.
Über den neuen Kletterführer C(H)lean
Der Auswahlführer stellt Klettergärten und Mehrseillängenrouten vor, welche sich für das Absichern mit Keilen und Friends eignen. Die Gebietsauswahl reicht vom lang etablierten Klettergarten über vergessene und „renaturierte“ Routen bis hin zur frisch geputzten Neuschöpfung.
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Credits: Bildmaterial Silvan Schüpbach, Text Tim Marklowski