Interview: Roger Schäli über die Begehung von Merci La Vie an der Eiger Nordwand

Vor rund einem Monat gelang dem Schweizer Profialpinisten Roger Schäli die erste Rotpunktbegehung der Mehrseillängenroute Merci La Vie am Genferpfeiler. LACRUX hat mit Roger über die Begehung und die Entstehung der Route gesprochen.

Ein Gespräch mit Roger Schäli

Wann hast du die Route genau gepunktet?

12. Juli 2020 habe ich die Route, begleitet von Fred Thyler, rotpunkt klettern können.

Der Eiger ist deine zweite Heimat. Was bedeutete dir die erste Rotpunktbegehung von Merci la Vie?

Die Route bedeutet mir sehr viel. Erstens, weil ich die Route vor sehr langer Zeit schon angefangen (erste Seillänge) habe und dann auch, wie die Zusammenarbeit mit Sean Villanueva und Nina Caprez entstand. Es ist mega cool, dass wir in diesem starken Team die Route fertig einrichten und damit eröffnen konnten.

Ich war motiviert, die Route rotpunkt zu klettern.

Sean war im vergangen in einer super Kletterform und alles gegeben, um die Route rotpunkt zu klettern. Ich wusste also, dass es schwer wird, die Route frei zu klettern. Ich war entsprechend motiviert und fokussiert, die Route wieder zu projektieren, sobald die Saison 2020 losgeht. Es freut mich deshalb natürlich sehr, dass ich die Route nun rotpunkt klettern konnte.

Kannst du uns die Route beschreiben?

Es ist von den Abständen und der Absicherung her sicherlich die aktuell schwerste Route am Genferpfeiler. Die erste Seillänge ist rund 50 Meter lang und liegt bei 6b+. Darauf folgt eine Länge im Bereich 7b+. Die dritte Länge ist die kräftigste Länge der Tour im Bereich 8a. Diese Seillänge wäre sicherlich ein Klassiker, wenn sie in einem Klettergarten wäre. Schwere Züge, kräftig, weit.

Die Schwierigkeit der fünften Seillänge ist nicht einfach abzuschätzen.

Dann kommt eine knifflige 7a-Länge und in der fünften Länge die schwerste Einzelstelle, wobei ein Boulder über einen Bauch gemeistert werden muss. Nach der Schlüsselstelle folgt ein Riss der im Trad-Stil geklettert werden muss. Die Schwierigkeit dieser Länge ist nicht einfach abzuschätzen. Die sechste Länge ist eine endlos lange und technisch anspruchsvolle Seillänge im Bereich 7c+, die immer wieder selbst abgesichert werden muss. Im Anschluss daran kommt eine anspruchsvolle 7b+ und eine einfach achte Seillänge.

Und wie schwer schätzt du die fünfte und schwierigste Seillänge ein?

Es ist sehr schwierig einzuschätzen. Die Gesamtschwierigkeit ist sehr anhaltend, die Absicherung natürlich auch. Aber das darf man nicht vermischen. Wenn die Route geputzt ist, Tickmarks angebracht sind, die Exen hängen, dann ist es wohl eine 8a.

Ich bin gespannt was Nina sagt. Ich bin momentan gerade mit ihr in der Route und hoffe, dass sie die Tour auch bald punkten wird.

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