Video: So schlägt sich Jakob Schubert in DNA (9c)

Seit der Erstbegehung von DNA (9c) durch den französischen Kletterer Seb Bouin konnte es Jakob Schubert kaum erwarten, an die steile Wand von La Ramirole zu fahren. Im November war es soweit und der österreichische Kletterprofi nahm die Mega-Linie genauer unter die Lupe. Im Video nimmt euch Jakob Schubert mit in den gigantischen Überhang.

Wer hat nicht darauf gewartet: Endlich nimmt sich ein potenzieller Kandidat der Mega-Linie DNA von Seb Bouin in der Verdonschlucht an und hält seiner Versuche auf Video fest. Zusammen mit Jorg Verhoeven hat Jakob Schubert der vermutlich zweiten 9c-Kletterroute der Welt einen Besuch abgestattet. Begebt euch mit dem Olympia-Bronzemedaillengewinner aus Österreich auf eine luftige Reise in die Vertikale.

Du hast kürzlich der wahrscheinlich zweiten 9c-Route der Welt einen Kurzbesuch abgestattet. Was waren deine Erkenntnisse von Seb Bouin’s DNA im Süden Frankreichs?
Letzten November habe ich gemeinsam mit Jorg Verhoeven einen Kurztrip ins Verdon unternommen. Ich habe die 10-stündige Fahrt auf mich genommen, um vier Tage in dieser Route zu verbringen und zu sehen, wie DNA wirklich ist, ob ich mich ihr mehr und länger widmen sollte.

«Ich war überwältigt von der Schönheit der Verdon-Schlucht, der Wand von La Ramirole und der Route selbst. Sie ist einfach unglaublich.»

Die Route macht wirklich Spass und ich habe mich ziemlich gut gefühlt. Ich konnte alle Züge innerhalb von zwei Tagen machen. Auch dank Seb, der mir ein Video geschickt hat, und ich mir so einiges von ihm abschauen konnte, was mir sehr geholfen hat.

«Was mich am meisten an der Route reizt, ist, dass es nicht einen alles entscheidenden Zug oder Passage gibt, sondern dass die Schwierigkeit von DNA darin liegt, all diese schwierigen Züge zusammenzufügen und in einem Stück zu durchzuklettern.»

Jakob Schubert: «Ich war überwältigt von der Schönheit der Verdon-Schlucht, der Wand von La Ramirole und der Route selbst. Sie ist einfach unglaublich.» Bild: Alpsolut Pictures
Jakob Schubert: «Ich war überwältigt von der Schönheit der Verdon-Schlucht, der Wand von La Ramirole und der Route selbst. Sie ist einfach unglaublich.» Bild: Alpsolut Pictures

Kannst du uns kurz durch die Route führen, was macht ihre Schwierigkeit aus?
Die Route beginnt mit einer sehr kraftvollen 8c, eher kurz aber mit ein einigen harten Zügen. Seb hat eine Menge sehr kniffliger Knieklemmer gemacht, mit denen ich ziemlich zu kämpfen hatte. Am Ende dieser 8c findet man einen grossen Knieklemmer, an dem man aber definitiv gut rasten kann.

Die lange Schlüsselpassage beginnt dann mit einem 8a-Boulderproblem, gefolgt von einer sehr schlechten Rastposition und einem weiteren Boulder, der laut Seb bei ca 8a+ liegt. Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht auch noch ein bisschen schwieriger sein könnte.

Von dort geht es sehr kraftzehrend weiter: Zangen, komplexe Bewegungsabläufe, vor allem auch mit den Beinen, ein weiter Zug in einen Untergriff und laufend immer wieder sehr gewöhnungsbedürftige Knieklemmer.

«Alles in allem kommt mir die Route aber sehr entgegen und ich freue mich, dass ich für die schwierigsten Passagen eine Lösung finden konnte.»

Von da weg zum Top ist es immer noch 8c/8c+, mit wohl der besten Kletterei überhaupt, entlang von genialen Sintersäulen. Summa summarum ist die Route wirklich schwer und beeindruckend. Ich kann es kaum erwarten, für längere Zeit hierher zu kommen und zu versuchen, sie in einem Stück zu klettern.

Jakob Schubert: «Ich kann es kaum erwarten, für längere Zeit hierher zu kommen und zu versuchen, sie in einem Stück zu klettern.» Bild: Alpsolut Pictures
Jakob Schubert: «Ich kann es kaum erwarten, für längere Zeit hierher zu kommen und zu versuchen, sie in einem Stück zu klettern.» Bild: Alpsolut Pictures

Nach deiner wohl stärksten Saison mit Olympia-Bronze und dem 4. WM-Titel im Vorstieg 2021 hast du dir am Fels einen Namen als «Downgrader» gemacht, ist DNA für dich 9c?
Viele Leute sind immer sehr an den Schwierigkeitsgraden der schwersten Routen interessiert. Was denkst du über Silence? Was denkst du über Project Big? Glaubst du, dass DNA tatsächlich eine 9c ist? Das ist natürlich sehr schwer zu sagen, wenn man erst ein paar Tage investiert hat.

Ich denke, man kann eine Route erst dann bewerten, wenn man sie tatsächlich durchgestiegen ist. Man kann zwar Vermutungen anstellen, aber eine tatsächliche Bewertung ist erst danach möglich. Ich habe noch nicht wirklich versucht, alle Abschnitte zu verbinden, was sicherlich schwierig sein wird.

«Was ich im Moment sagen kann, ist, dass DNA nicht schwieriger als 9c und nicht leichter als 9b+ ist.» 

Planst du bald wieder nach La Ramirole zu kommen oder wie sieht dein Plan für 2023 aus?
Wenn es um Wettkämpfe geht, ist mein grösstes Ziel heuer bei den Weltmeisterschaften in der Kombination unter die ersten drei zu kommen, um mir das Ticket für die Olympischen Spiele zu sichern. Wenn ich das nicht schaffe, werde ich natürlich für den europäischen Qualifikationswettkampf in Laval im November trainieren.

Was Felsklettern betrifft, plane ich bis ins Frühjahr meinen Fokus aufs Bouldern zu legen, und dann hoffe ich Zeit für eine Reise nach Flatanger zu finden, um abermals Project Big zu versuchen. Sobald ich mein Olympia Ticket in der Tasche habe, gilt mein voller Fokus für den Rest des Jahres dem Felsklettern und da steht die Verdon Schlucht natürlich weit oben auf der Liste.

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Credits: Titelbild Alpsolut Pictures

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