Mit Nordic Marathon (130m, 9b/+) eröffnet Seb Bouin einen Ausdauerhammer allerbester Güte. Seine neue Route kombiniert die Linie Nordic Plumber (8c) mit der zweiten Seillänge von Thor’s Hammer (9a/+) sowie der direkten Headwall der Hanshelleren Cave. Interessant zu wissen für potenzielle Wiederholende: Die letzten 5 bis 10 Meter kletterte der starke Franzose aufgrund des enormen Seilzuges Free Solo.
Stark, stärker, Seb Bouin. Der Franzose wiederholt derzeit im norwegischen Flatanger eine schwierige Route nach der Anderen. Mit der Erstbegehung von Nordic Marathon (130m, 9b/+) vergangenen Donnerstag hat er seine Vision, die komplette Hanshelleren Höhle an ihrer überhängendsten Stelle in einer gigantischen Seillänge zu durchklettern, bereits umgesetzt – wenn auch in der „leichtest“ möglichen Ausführung.
Drei Varianten und 9c-Potenzial
Als Adam Ondra ihm von seiner Idee erzählte, die gesamte Hanshelleren Cave von ganz unten bis ganz oben zu durchklettern, sei er sofort begeistert gewesen, so Seb Bouin. «Die Idee ist gross, richtig gross. Aber es ist definitiv die Art von Herausforderung, die mich anzieht – Je grösser sie ist, desto motivierter bin ich.»
Für das Monster-Link-Up gibt es drei mögliche Einstiegsrouten: Nordic Plumber (8c), Thor’s Hammer (9a/+) oder Move (9b/+). Unabhängig davon folgt die Crux erst in der zweiten Seillänge von Thor’s Hammer (9a/+), also nach 80 Metern stark überhängender Kletterei.
Um eine Idee für die gesamte Herausforderung zu bekommen, hatte sich der starke Franzose erst einmal für den Einstieg über Nordic Plumber entschieden. Sein ultimatives Ziel ist jedoch die härtest-mögliche Kombination über Move.
Video: Seb Bouin klettert Move (9b/+)
Nordic Marathon: Nur ein Versuch alle zwei Tage
Nachdem Seb Bouin eine Weile an der zweiten Seillänge von Thor’s Hammer gearbeitet hatte, startete er den Versuch, die Routen von unten zu verlinken. «Das hat die Schlüsselstelle total verändert.» Mit Pump in den Armen in die 9a+ Route zu kommen und nach 80 Metern dann die feingriffige Crux zu klettern, sei einfach nur verrückt gewesen.
«Das schiere Ausmass der Route macht sie mental sehr anspruchsvoll» so Seb Bouin. Man könne nur alle zwei Tage einen Versuch machen. «Es ist so viel Kletterei auf einmal, dass man nicht zwei Durchgänge an einem Tag schaffen kann. Und wenn man so frisch wie möglich sein will, braucht man zwischendurch einen Ruhetag.»
Seilzug zwingt Bouin zu Free-Solo-Ausstieg
Wenig überraschend sei der Seilzug in der 130-Meter-Mega-Route enorm gewesen. Dies zwang Seb Bouin zu einem für eine Sportkletterroute sehr untypischen Trick: «Obwohl ich während der Route schon einmal das Seil gewechselt hatte, musste ich am Ende meinen Knoten lösen und die letzten fünf bis zehn Meter seilfrei klettern.» Die Kletterei beim Ausstieg aus der Head Wall sei aber wirklich leicht, merkt Seb Bouin zu seinem kleinen Free-Solo-Abenteuer an.
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Credits: Titelbild Marco Müller