Wer kennt das Dilemma nicht: Oft gehen Handschuhe vergessen, wenn man sie später brauchen würde. Und denkt man dran, welche einzupacken, stellen sie sich im Nachhinein als die Falschen heraus. Grund genug für einige praktische Tipps für Kletternde, Bergsteigende und Skitourengehende.
Ein Beitrag von Fabian Reichle – Bächli Bergsport
Klamme Finger gehören sicherlich nicht zu den gesundheitlich bedenklichsten Missständen, aber definitiv zu den mühsamsten. Reissverschlüsse öffnen, mit Seilen hantieren oder Felsen festhalten – das alles wird mit kalten Händen richtig ätzend. Die Lösung: Handschuhe. So machen es die Menschen seit tausenden von Jahren, zumindest wenn man einem kleinen, nicht-verbindlichen Ausflug in Richtung Wikipedia glaubt.
Doch so simpel die Allgemeine, so komplex die Details. Oder anders ausgedrückt: Der mit Daunen gefüllte Fäustling eignet sich denkbar schlecht für filigrane Kletterpassagen, wohingegen der leichte und dünne Wollhandschuh nichts auf einer Hochtour bei Eiseskälte zu suchen hat.

Wer sich Handschuhe zutut, überlegt sich demnach in einem ersten Schritt, welchen Aktivitäten sie oder er nachgehen möchte. Welchen Temperaturen wird man ausgesetzt sein? Ist Bewegungsspielraum und Grip nötig? Werden die Hände nass oder sind sie starkem Wind ausgesetzt? Spielt das Gewicht eine Rolle? Kommt der Handschuh mit rauem Material in Kontakt? Ist es nötig, die Handschuhe regelmässig an- und auszuziehen?
Einer ist keiner, warum verschiedene Handschuhe sinnvoll sind
Die Antworten auf solche Fragen schränken die Auswahl bereits ein und ein geeignetes Modell wird sich herauskristallisieren. Vorneweg: Den einen Handschuh für alles wird es nicht geben. Die Entscheidung erleichtert das Denken in persönlich relevanten Kategorien.
Als Beispiel der Fall des Autors dieses Artikels, der sich primär am Wetter orientiert. Ein Paar sehr leichte, dünne Handschuhe für kühle Temperaturen und den Alltag. Ein Paar Allrounder, die im Winter solide sind und vor allem trocken bleiben und zu guter Letzt ein Paar Fäustlinge aus Leder mit Fellfutter für die wirklich garstigen Tage am Berg (unter denen im Härtefall sogar die dünnen Handschuhe getragen werden können).

Ein Händchen für Wärme: Vier Beispiele verschiedener Handschuhe
Ein wichtiger Punkt beim Handschuhkauf ist der Verschleiss. Wo gehobelt wird, fallen Späne und unsere Werkzeuge sind nun mal nebst den Füssen unsere Hände. Will heissen, ein Handschuh hat definitiv nicht dieselbe Lebenserwartung wie andere Kleidungsstücke.
Die Einsatzdauer eines Handschuhs kann um ein Vielfaches gesteigert werden, wenn in qualitativ hochwertige Modelle investiert wird.
Der Allrounder für den Alltag
Für den normalen Alltag und bei Aktivitäten wie der Seilsicherung im Klettergarten, eignen sich in erster Linie Softshell-Handschuhe wie der Venta Glove von Arc’teryx. Sie schützen die Hände vor Wetter-Exponiertheit, spenden an kühleren Tagen die nötige Wärme und erlauben ein beinahe freies Hantieren. Viele Modelle sind sogar Touchscreen kompatibel.
Für den Einsatz am Fels oder im Schnee, und generell bei sehr nassen Bedingungen, sind solche Handschuhe hingegen eher unpraktisch. Achtung, auch dünne Lederhandschuhe, wie sie für Klettersteige konzipiert sind, taugen für Kälte eher weniger, da sie in erster Linie einen Schutz vor physischer Belastung bieten.
Die Geheimwaffe fürs Eis
Für all diejenigen, die Handschuhe suchen, mit denen es ans Eingemacht geht, sind mit spezifischen, superrobusten Modellen wie dem Punisher Glove von Black Diamond bestens bedient. Diese sind explizit fürs Eisklettern und Drytooling entwickelt worden.
Sie bieten besten Grip an natürlichem Material in Mixed Routen aber auch an Steileis-Pickeln. Trotzdem bieten sie genügend Bewegungsfreiheit. Dies wird durch die clevere Kombination von zähem Ziegenleder und Stretch-Textilien erreicht.
Die Superlative im Kampf mit den Elementen
Ein anderes Spektrum bedient beispielsweise der Absolute Zero Gore-Tex Down Mitt von Mountain Hardwear. Diese Kategorie von Handschuhen verpflichtet sich der Superlative – nicht nur in der Länge des erwähnten Modells, sondern auch im Schutz gegenüber den Elementen.
Hier kommen absolute Wasser- und Winddichtheit zum Zug, ohne dass die Atmungsaktivität leidet. Daunen, Leder und hochwertigste Textilien gehören zum Standard.
Der Joker für unten drunter
Wie vorher erwähnt, gibt es den einen Handschuh nicht und auch wenn das vermeintlich perfekte Modell gefunden worden ist, so kann es durchaus vorkommen, dass diese doch nicht warm genug sind. In diesem Fall sind sogenannte Unterzieh-Handschuhe Gold wert. Sie geben die entscheidende Zusatzwärme, benötigen kaum Platz und kosten verhältnismässig wenig. Ein schönes Beispiel ist der Merino Wool Liner Active von Hestra.
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Credits: Titelbild und Artikelbilder: Bächli Bergsport