Ultraleichter Bergschuh für alpine Touren | La Sportiva Aequilibrium im Test

Der Aequilibrium ST GTX von La Sportiva verbindet die Leichtigkeit eines Zustiegschuhs mit den Qualitäten eines Bergschuhs. Dies macht ihn zum perfekten Begleiter auf technischen Exkursionen, Gletscherüberquerungen oder Klettersteigen. Wir haben mit dem ultraleichten Bergschuh die Altenalptürme überschritten und sind begeistert.

Für unser Feierabend-Abenteuer im Alpstein haben wir mit dem Aequilibrium ST GTX von La Sportiva voll ins Schwarze getroffen. Er ist sehr leicht und läuft sich dank seiner zweifachen Fersenkonstruktion sehr rund. Ein Abrollverhalten, das man sich von einem Bergschuh weniger gewohnt ist.

Gleichzeitig sorgt seine ergonomische Form für einen stabilen Halt und die markante Aussensohle für Trittsicherheit im unwegsamen Gelände. Was sich ebenfalls sehr gut angefühlt hat: Der Aequilibrium ist formfest und schützt den Fuss bis weit über den Knöchel, gleichzeitig gibt er beim Klettern ein sehr gutes Feedback und ermöglicht ein präzises Antreten.

Video: Der Aequilibrium ST GTX in seinem bevorzugten Habitat

Der Zustieg: Eine Tour d’Horizont der alpinen Untergründe

Es ist kurz nach 16 Uhr, als wir unser Auto am Parkplatz zurücklassen und mit leichtem Gepäck Richtung Gartenalp losziehen. Die Parkuhr haben wir grosszügig bis spät Abends eingestellt, denn neben der Tour an sich brauchen wir Zeit fürs Fotografieren und Filmen – und nach der Tour wollen wir noch ein Feierabendbier im Restaurant Schäfler geniessen. Während wir gemütlich Höhenmeter gewinnen, begehen wir mit unseren gelb-rot-schwarzen Teststücken unterschiedlichstes Terrain: Kies, Erde, Wurzelwerk, unterhalb des Klettergartens Äscher-Nord loses Geröll. Für den Aequilibrium ist das selbstverständlich kein Problem.

Der Aequilibrium bietet dank Vibram SpringLug Tech Stabilität und Komfort im Sohlenbereich

Im Schäfler gönnen wir unseren trockenen Kehlen ein erstes kühles Erfrischungsgetränk und erfreuen uns am Anblick der imposanten Altenalptürme. Es ist kurz vor 19 Uhr, als wir das Berggasthaus hinter uns lassen. Am Sattel angekommen, entledigen wir uns eines Rucksacks und allen unnötigen Materials und beginnen die steile Gras- und Felsrampe hochzusteigen. Hier beginnt das Terrain, in welchem der Aequilibrium ST GTX seine Trümpfe voll ausspielen kann.

Der Bergschuh läuft sich dank seiner zweifachen Fersenkonstruktion sehr rund.
Der Bergschuh läuft sich dank seiner zweifachen Fersenkonstruktion sehr rund.

Dadurch, dass man regelrecht in den Schuh hineinschlüpft, umfasst er Fuss, Rist, Ferse sowie Knöchel wie eine zweite Haut, was für ein sehr angenehmes Tragegefühl sorgt. Seine markante Sohle beisst sich im grasigen Gelände zuverlässig fest und die Sohle sorgt in den Felspartien für die nötige Reibung, was sich angesichts der zunehmenden Steilheit sehr angenehm anfühlt. Nichts desto trotz ergreifen wir zwischendurch grössere Grasbüschel, um loses Gestein nicht unnötig belasten zu müssen. Ein paar Schweisstropfen später stehen wir auf dem ersten Turm.

In steilen, mit Gestein durchsetzten Grasflanken sorgt der Aequilibrium für guten Halt.
In steilen, mit Gestein durchsetzten Grasflanken sorgt der Aequilibrium für guten Halt.

Die Kletterei: Kompakter und weniger kompakter Fels

Hier ab dem Ostturm beginnt die eigentliche Kletterei. Der Grat wird zunehmend schmaler und gipfelt wenig später im schmalen und exponierten Reitergrat, dem eigentlichen Höhepunkt der Tour. Zuvor gilt es aber noch einige Felstürme zu überklettern, deren Felsqualität daran erinnert, dass alles vergänglich ist.

Es dauert nicht lange, bis wir vor der kurzen, aber äusserst luftigen Felspassage eine kurze Pause einlegen. Es ist kurz vor acht Uhr und die Abendsonne wirft ihre goldenen Strahlen auf das weiss-graue Kalkgestein, das an dieser Stelle deutlich kompakter ist. Dies erhöht den Kletterspass ungemein. Zum Gesamterlebnis trägt auch der Aequilibrium seinen Teil bei. Der ultraleichte Bergschuh ist fest, aber doch flexibel. Steht man auf kleinen Tritten in der Flanke, so spürt man diese auch – gerade hier auf dem Reitergrad ein angenehmer Vorteil.

Der ultraleichte Aequilibrium ist fest, aber doch flexibel. Steht man auf kleinen Tritten in der Flanke, so spürt man diese auch – gerade hier auf dem Reitergrad ein angenehmer Vorteil.

Nach dem exponierten Grat, der Dank Social Media seit der Jahrtausendwende seine Renaissance erlebt, wird das Gelände wieder brüchiger. Sprich: Fels, dessen Qualität nicht immer über alle Zweifel erhaben ist, steile Grashänge, loses Gestein auf festem Untergrund. Der Weg bis zum Westgipfel bleibt exponiert und bietet dem Aequilibrium einmal mehr Gelegenheit, seine Stärke zu demonstrieren. Es scheint fast so, als hätten wir hier im Herzen des Alpsteins sein natürliches Habitat entdeckt.

Luftig über den Grat: Der Highend-Bergschuh von La Sportiva erlaubt ein präzises Antreten und gibt dem Kletternden ein spürbares Feedback.

An dieser Stelle braucht es einen kleinen Einschub. Der Aequilibrium ST GTX fühlt sich im bisher beschriebenen Gelände definitiv wohl. Darüber hinaus ist er auch auf Gletscherüberschreitungen sowie leichtere Hochtouren ausgelegt, denn er ist mit halbautomatischen Steigeisen kompatibel. Durch seine Zunge mit integrierter Balgkonstruktion sowie mit dem weichen Schneefang auf dem Schutzkragen ist er auf Schnee, Eis und Nässe bestens vorbereitet.

Der Aequilibrium ist neben Fels auch auf Gletscherüberschreitungen sowie leichtere Hochtouren ausgelegt, denn er ist mit halbautomatischen Steigeisen kompatibel.

Wir sind froh, dass wir das Thema Nässe auf dieser Tour auslassen konnten. Zumindest scheint das nahende Gewitter noch weit entfernt, während wir das erste Mal abseilen. Als wir den schmalen Kamin verlassen und uns gegenseitig zur gelungenen Tour beglücken, ist es kurz vor 21 Uhr. Immer noch fluten Glückshormone unsere Körper und wir sind uns einig: Bei solch perfekten Bedingungen in der goldigen Abendsonne klettern zu können, ist echt ein Privileg.

Ein letzter Blick in die Tiefe auf der Zielgeraden zum Westturm.

Der Abstieg: Auch im Laufschritt möglich

Das Seil ist aufgenommen, die Kletterausrüstung verstaut. Wir machen uns auf den Rückweg. Doch bevor es zurück ins Tal geht, müssen wir nochmals einige Höhenmeter aufsteigen. Zuerst zu unserem Materialdepot beim Sattel, danach zum Berggasthaus Schäfler.

Wir kommen zügig voran, denn mit dem Aequilibrium lässt sich auch gut laufen. Dafür sorgt die doppelte Fersenkonstruktion des Bergschuhs. Die leicht abgeschrägte Sohle an der Ferse verbessert einerseits die Bremseigenschaften bergabwärts und ermöglicht andererseits ein runderes Abrollen.

Die leicht abgeschrägte Sohle an der Ferse verbessert einerseits die Bremseigenschaften bergabwärts und ermöglicht andererseits ein runderes Abrollen.

Um Viertel vor Zehn erklingen unsere Gläser beim verdienten Umtrunk. Lange bleiben wir nichts sitzen, zumal noch der Abstieg ins Tal auf uns wartet und ein dumpfes Grollen in der Ferne Regen ankündigt. Wir vernichten die knapp 800 Höhenmeter abwechselnd rennend und zügig wandern. Kurz vor elf Uhr sind wir zurück beim Parkplatz, die ersten Regentropfen prasseln auf den warmen Asphalt, erste Blitze erhellen den Himmel. Punktlandung.

Unser Fazit

Was als erstes auffällt, wenn man den Aequilibrium ST GTX in den Händen hält, ist sein geringes Gewicht. Und als zweites, wenn man das erste mal hineinschlüpft – wir schreiben ganz bewusst schlüpfen und nicht steigen – der Tragekomfort. Man hat das Gefühl, dass der Schuh schon eingelaufen sei. Es ist eine gelungene Mischung aus Halt und Flexibilität. Der Fuss fühlt sich fest umschlungen und doch frei in der Bewegung. Die Schnürung erlaubt es zudem, den Aequilibrium sehr präzise der eigenen Fussform anzupassen.

Mit den ersten Metern unter der Sohle ist uns ziemlich schnell das Abrollverhalten aufgefallen. Beim Gehen fühlt man sich näher bei einem Zustiegsschuh, trägt jedoch einen vollwertigen Bergschuh. Im Gelände kommen dann schnell weitere Faktoren ins Spiel: Der stabile Aufbau, der die Trittsicherheit unterstützt, der gute Halt auf unterschiedlichem Untergrund sowie das präzise Feedback, welches der Schuh liefert.

Der Aequilibrium ST GTX von La Sportiva im Überblick

  • 1260 Gramm/Paar
  • Bedingt steigeisenfest, für halbautomatische Steigeisen geeignet
  • Double Heel-Konstruktion für natürliches Abrollen und unterstütztes Bremsen bergab
  • Rubber Guard-Schalenkonstruktion: hochgezogener Gummischutzrand rundum und grosszügige Zehenschutzkappe
  • Schaftabschluss mit leichter Gamasche als Schneefang
  • Zunge mit Balgkonstruktion
  • Ergonomisch geformter Schaft mit TPU-Verstärkungen an Ferse und Spitze
  • 3D Flex System Evo-Rotation mit TPU-Schicht für optimalen Halt am Knöchel
  • Obermaterial: Nylon 60,6 hochresistent, wasserabweisend
  • Futter: Gore-Tex Performance Comfort
  • Brandsohle: Nylon Carbonfaser
  • Sohle: Vibram mit Impact-Brake-System

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