Am 5. und 6. Juli 2025 findet im DAV-Kletterzentrum Augsburg die erste offizielle offene Deutsche Meisterschaft im Paraclimbing statt – ein Meilenstein für den inklusiven Klettersport. Erst kürzlich gab die IFSC bekannt, dass Paraclimbing außerdem Teil der Paralympischen Spiele 2028 in Los Angeles sein wird.
Die Deutsche Meisterschaft (DM) im Paraclimbing orientiert sich im Wesentlichem am Modus der Weltcups: Je nach Teilnehmerzahl treten die Athletinnen und Athleten in getrennten oder zusammengelegten Klassen an. Zwar gab es bereits nationale Wettkämpfe im Paraclimbing – jetzt werden erstmals offizielle Deutsche Meistertitel vergeben. Dafür braucht es pro Klasse mindestens zwei deutsche Starterinnen bzw. Starter.
Mit Blick auf die Paralympics 2028 und einer starken Basis im Breitensport markiert das Event einen neuen Höhepunkt in der Entwicklung des inklusiven Kletterns.
Deutscher Alpenverein
So funktionieren die Startklassen
Um die Leistungen der Kletternden mit Beeinträchtigung so fair und objektiv wie möglich zu vergleichen, gibt es bei den Damen und Herren unterschiedliche Startklassen nach Art und der Grad der Einschränkung.
- B – Athleten mit Sehbehinderung
- AL – Athleten mit Beinamputation
- AU – Athleten mit Armamputation
- RP – Athleten mit neurologischer Beeinträchtigung
Eine Zahl hinter dem Kürzel (1-3) zeigt außerdem den Grad der Beeinträchtigung an, wobei mit höherer Zahl der Grad der Beeinträchtigung abnimmt. Alle Routen werden im Toprope geklettert.
Neu bei der DM in Augsburg: Zusätzlich zu den international üblichen Paraclimbing-Wertungsklassen wird es dort auch eine offene Wertungsklasse geben. Darin nehmen Personengruppen ohne gültige Klassifizierung oder mit der Klassifizierung NE oder NE-MIC (= not eligible/nicht bewertbar) teil.
Die DM ist eine tolle Gelegenheit, um Wettkampferfahrung und -routine sammeln zu können.“
Kevin Bartke, Mitglied im deutschen Paralympics-Kader
Wettkampfmodus
Insgesamt wird es sechs bis sieben Qualifikationsrouten geben. Pro Klasse werden zwei davon im Flash-Format geklettert – das bedeutet, die Teilnehmenden kennen die Routen vorab. Die besten von ihnen ziehen in das Finale ein, das im Onsight-Modus ausgetragen wird – also mit einer nur 6-minütigen gemeinsamen Besichtigung. Dort wartet jeweils eine Finalroute pro Klasse.
Die Wertung erfolgt nach Höhe: Wer am höchsten klettert, gewinnt. Bei Punktgleichheit entscheiden sekundäre Kriterien.
Vorläufiger Zeitplan
Freitag, 4. Juli – Klassifizierung der Athlet*innen
Vor dem Wettkampf werden die Teilnehmenden offiziell klassifiziert – dabei geht es um die Ermittlung der individuellen Einschränkungen mittels Interviews und motorischer Tests (Kraft, Beweglichkeit & Koordination).
Samstag, 5. Juli – Wettkampftag für alle Klassen
- 10:00 Uhr: Start der Qualifikationsrunden
- 18:00 Uhr: Finalrunden
- anschließend: Siegerehrung
Veranstaltungsort ist das DAV-Kletterzentrum Augsburg. Der DAV überträgt das Event außerdem im Livestream, der Eintritt ist frei.
Vorgeschmack auf die Paralympics 2028
Bei den Paralympischen Spielen 2028 in Los Angeles wird Paraclimbing erstmals Teil des offiziellen Programms sein – ein historischer Schritt für die Klettergemeinschaft weltweit. Bei den Herren finden die Wettkämpfe in den Klassen RP1, AU2, B1 und AL2 statt, bei den Damen in den Klassen RP1, AU2, B2 und AL2. Zwei deutsche Athleten, Kevin Bartke (AU2) und Korbinian Frank (RP1), gehören bereits dem erweiterten Paralympics-Kader an.
Der DAV blickt mit Spannung und Optimismus auf die Paralympics, sagt DAV-Bundestrainer für Paraclimbing Christoph Reichert: «Wir haben viele Athletinnen und Athleten mit gutem Potenzial, die durchaus die Möglichkeit haben, sich zu qualifizieren und dann vielleicht sogar aufs Podium zu klettern.»
Der DAV blickt mit Spannung und Optimismus auf die Paralympics.
Bundestrainer Paraclimbing Cristoph Reichert
Die Spiele würden der gesamten Entwicklung des Sports auch nochmal einen Schub geben, so Reichert. Beim DAV arbeite man derzeit daran, die die Förderungen für das Paraklettern zu optimieren, um den erwarteten Zulauf neuer Athletinnen und Athleten aufzufangen.
Inklusion auch im Breitensport fördern
In mehr als 350 DAV-Sektionen existieren inklusive Klettergruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. In Bad Aibling wurde erstmals eine inklusive Kletterhalle für barrierefreies Klettern eröffnet – die erste ihrer Art.
Der DAV bietet seit knapp zehn Jahren außerdem eine eigene Trainerausbildung für das Klettern mit Menschen mit Behinderung an. Über 80 engagierte Trainerinnen und Trainer sind derzeit deutschlandweit aktiv.
Nicht nur im Spitzensport, sondern auch im Alltag wird inklusive Kletterkultur im DAV großgeschrieben.
Deutscher Alpenverein
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Pressemitteilung: DAV/Julian Rohn
Credits Titelbild: DAV/Jakob Mehltretter