Im Lead-Halbfinale der Männer bestätigt der junge Japaner Sorato Anraku seine Dominanz. Er qualifiziert sich mit der höchsten Punktezahl fürs Finale. Eine knifflige Stelle im unteren Teil der Lead-Route hat für das überraschende Aus zahlreicher starter Kletterer gesorgt.
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Wie schon beim Bouldern war auch die Lead-Route des Männer-Halbfinals hart geschraubt. Tops gab es keine, dafür viele Stürze im unteren Teil der Route. An dieser ersten Crux zerplatzten die Olympiaträume zahlreicher Athleten, darunter jene von Hannes Van Duysen, Jesse Grupper, Sascha Lehmann, Sam Avezou, Dohyun Lee oder Tomoa Narasaki.
Sorato Anraku einmal mehr absolut souverän
Ziemlich unbeirrt von dieser trügerischen Sequenz zeigte sich Sorato Anraku. Der 17-jährige Japaner, der schon das Boulder-Halbfinale dominiert hatte, hätte im Lead-Halbfinale theoretisch gar nicht mehr antreten müssen, so gross war sein Punkte-Polster aus der Disziplin Boulder.
Selbstverständlich trat er als Letzter auch im Lead-Halbfinale an und demonstrierte sein Können. Solide kletterte er bis zur ersten Crux und löste die Stelle mit einem Heelhook. Winter ging es bis zur Hangelpassage im blauen Sektor – eine weitere Selektionsstufe entlang der Lead-Route.
Auch hier kletterte das japanische Ausnahmetalent absolut souverän. Schwächeanzeichen suchte man bis hierhin vergebens. Beim Übergang in die schwarze Sequenz sah ein Top für Sorato Anraku immer noch im Bereich des Möglichen aus.
Als er nach einigen Zügen dann zum Dropknee ansetzte, um zu klippen, fiel aber auch der starke Youngster aus der Wand. Mit 137 Punkten zieht er mit deutlichem Vorsprung ins Finale im Bouldern & Lead ein.
Bouldern & Lead Herren: Das sind die Finalisten
- Sorato Anraku, 137 Punkte
- Toby Roberts, 122.2 Punkte
- Adam Ondra, 116.8 Punkte
- Alberto Ginés López, 100.7 Punkte
- Jakob Schubert, 98.8 Punkte
- Paul Jenft, 91.1 Punkte
- Colin Duffy, 87.9 Punkte
- Hamish McArthur, 79.3 Punkte
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Routiniers und Youngsters erfolgreich
Der Generationenwechsel im Sportklettern ist definitiv im Gange. Davon zeugten bereits die ersten Wettkämpfe im Sportklettern an den Olympischen Spielen im Paris. Wie schon im Bouldern vermochten sich aber auch im Lead starke Kletterer der älteren Generation zu behaupten.
Mit Adam Ondra und Jakob Schubert bestätigten gleich zwei langjährige Wettkampf-Dominatoren ihre gute Form. Der Tscheche kletterte im Lead-Halbfinale gewohnt schnell und extrem präzise. Die kritische Stelle mit dem winzigen Tritt löste er ziemlich elegant: Er setzte einen Heelhook und brauchte so den winzigen Spax gar nicht zu belasten. Auch die Campus-Passage meisterte er souverän. Erst an der nächsten Crux und bei insgesamt 68.1 Punkten war für ihn Schluss.
Ebenfalls selbstbewusst marschierte der sechsfache Weltmeister Jakob Schubert ins Boulder & Lead Finale ein. Der Österreicher wählte an der ersten Crux zuerst die Methode Ondra, entschied sich dann aber um, setzte den Fuss auf den winzigen Tritt und zog durch. Die Hangelpassage meisterte er brachial, wenig später war auch für ihn Schluss.
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Von der jüngeren Fraktion zogen gleich mehrere Kletterer ins Finale an, darunter der Brite Hamish McArthur, der Amerikaner Colin Duffy, der Franzose Paul Jenft, Olympiasieger Alberto Ginés López oder Toby Roberts. Letzterer hatte bereits im Bouldern eine starke Performance gezeigt. Und dadurch konnte der 19-jährige Lead-Spezialist ziemlich entspannt ins Halbfinale starten, wo er eine starken Auftritt zeigte und von seiner gewaltigen Ausdauer profitieren konnte.
Die Crux mit der ersten Crux
Viel zu früh war das Lead-Halbfinale für zahlreiche starke Athleten fertig, darunter auch für die Kletterer aus dem deutschsprachigen Raum. Sascha Lehmann sah noch sehr frisch und motiviert aus, als ihm an der Crux bei den schwarzen Volumen der Fuss rutschte und damit sein Traum vom Finaleinzug platzte.
Entsprechend enttäuscht zeigte sich der schweizer Hoffnungsträger nach dem Lead-Halbfinale: «Das war eine unangenehme Stelle für mich. Vielleicht habe ich nicht ganz die richtige Lösung gefunden. Es ist schade, dass ich es nicht irgendwie geschafft habe, über diese Stelle hinwegzuklettern. Ich habe wirklich das Gefühl gehabt, dass mir die Route entgegengekommen wäre.»
Yannick Flohé vermochte die Crux zwar mit einem Toehook zu lösen, fiel dann aber bei der Campus-Stelle ebenfalls unverhofft früh. Noch tragischer verlief der Auftritt von Alex Megos. Der Franke konnte im Boulder-Halbfinale nicht wie erhofft performen und war entsprechend motiviert, in seiner Paradedisziplin Lead aufzutrumpfen.
Er kam über die Crux hinaus, körperlich immer noch frisch und voll auf der Höhe, als ihm wenige Züge weiter völlig unerwartet der linke Fuss wegrutsche. Mit gerade Mal 24 punkten verpasste er den Finaleinzug deutlich.
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Credits: Titelbild Lena Drapella/IFSC