Weil der Deutsche Alpenverein die vermehrte Förderung seines Nationalkaders um ein Jahr verschoben hatte, rief Alex Megos vergangene Woche zur Spendenaktion für die Athletinnen und Athleten auf. Jetzt meldet sich auch der DAV zu Wort.
Es gibt zu wenig Fördermittel für den deutschen Kletterspitzensport – das kritisierten vergangene Woche mehrere Mitglieder des Nationalkaders, allen voran Alexander Megos. Der zweifache Olympia-Teilnehmer rief deshalb zur Spendenaktion auf, damit Athletinnen und Athleten zumindest weiterhin zu Wettkämpfen fahren können.
Megos: «Es stehen Karrieren im Leistungssport auf dem Spiel»
Der Hintergrund: Der DAV hatte die Entscheidung für eine bessere Struktur und Förderung des Leistungssports um ein Jahr auf kommenden Spätherbst verschoben. Außerdem habe die Deutsche Sporthilfe laut Megos die Fördersummen teils deutlich gekürzt. Der Spendenaufruf erhielt viel Zuspruch auf Social Media, dem DAV schlug dort vor allem Kritik entgegen.
Einige von uns müssen mehrere tausend Euro aufbringen, um an Weltcups starten zu können – und auch bei Trainingsmaßnahmen die Reisekosten tragen.
Alex Megos
DAV: «Im gegebenen Rahmen das bestmögliche Angebot»
Gegenüber Lacrux bezieht der Deutsche Alpenverein Stellung zur Spendenaktion und stellt seine Sicht auf die Dinge dar. Unterstehend lest ihr das Statement in voller Länge.
Stellungnahme des DAV
«Einige der Athlet*innen des @climbing_team_germany haben in den letzten Tagen mit einem Spendenaufruf für Aufmerksamkeit in der Klettercommunity gesorgt. Da der Aufruf einige Fragen aufwirft, möchten wir, der DAV Leistungssport, an dieser Stelle ein paar Dinge erklären und einordnen.
Der DAV erhält seit 2022 keinerlei Bundesmittel für den Leistungssport. Das Budget muss daher, anders als bei fast allen anderen olympischen Verbänden, vollständig aus Eigenmitteln finanziert werden. Diese Mittel sind stabil, aber die Beschickungskosten für die diesjährigen internationalen Wettkämpfe sind überraschend deutlich angestiegen, und zwar zunächst einmal aus einem erfreulichen Grund.
Unser Team war 2024 sehr erfolgreich, wir haben mehr Startplätze erhalten. Gleichzeitig ist der Weltcupkalender 2025 deutlich umfangreicher und auch teurer als im Vorjahr.
Deutscher Alpenverein
Selbstverständlich muss der DAV-Leistungssport seriös planen und kann Beschickungen nur im Rahmen des zur Verfügung stehenden Budgets realisieren. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
Die Saisonplanung erfolgt so, dass alle Athlet*innen, die international starten, durch den DAV finanziert werden. Dies bedeutet, dass bei keinem Wettkampf die möglichen Quotenplätze ausgeschöpft werden und immer nur die zwei bis drei besten Athletinnen antreten.
Bei allen Wettkämpfen versuchen wir, die maximal mögliche Quote an Startplätzen auszuschöpfen, um möglichst vielen Sportler*innen eine Chance auf einen internationalen Start zu geben. Da dann die Gesamtkosten deutlich über dem verfügbaren Budget liegen würden, erfolgt eine leistungsbasierte Aufteilung in verbandsfinanzierte und eigenfinanzierte Startplätze.
Bei Letzteren müssen die Athletinnen zwar ihre Reisekosten selber tragen, alle weiteren Kosten wie zum Beispiel sportmedizinische Betreuung oder das Coaching werden allerdings durch den DAV übernommen. Nach langen Abwägungen entschieden wir uns für die zweite Variante, um so vielen Sportler*innen wie möglich internationale Einsätze zu geben.
Die Gesamtsituation ist selbstverständlich nicht optimal. Wir sind dennoch überzeugt, damit im gegebenen Rahmen das bestmögliche Angebot zu machen.
Deutscher Alpenverein
Gleichzeitig arbeiten wir mit Hochdruck daran, den DAV-Leistungssport zukunftsfähig aufzustellen und mehr Ressourcen für den Leistungssport zu generieren – in Anbetracht der aktuellen Fördersituation keine leichte, aber eine anspornende Aufgabe.»
Ende Stellungnahme DAV
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Credits Titelbild: DAV