»Everest Superdirect«: erste Ski-Abfahrt des Hornbein-Couloirs

Dem Alpinisten Jim Morrison ist die erste Ski-Abfahrt der »Everest Superdirect« gelungen. Der 50-jährige US-Amerikaner ist damit der einzige Mensch, der die gesamte Nordseite des Mount Everest auf Ski heruntergefahren ist.

Nach jahrelanger Planung ist dem US-Amerikaner Jim Morrison am 15. Oktober gelungen, was zuvor noch niemand geschafft hat: die Ski-Abfahrt der Nordseite des Mount Everest (8.849 m) über die Route »Everest Superdirect«. Die Linie verbindet das extrem steile Hornbein-Couloir, das bis etwa 150 Meter unter den Gipfel reicht, mit dem sogenannten Japanese Couloir und reicht bis zum Rongbuk-Gletscher. Morrison legte die Strecke vom Gipfel (8.849 m) bis zum Camp I (6.088 m) in etwas mehr als vier Stunden zurück.

Morrisons Leistung ist ohne Zweifel die gewagteste Abfahrt in der Geschichte des Skisports.

National Geographic

Technisch anspruchsvollste Abfahrt auf der Everest-Nordseite

Der US-Amerikaner Morrison ist nicht der erste, der sich an der Abfahrt der »Everest Superdirect« versucht hat. 2002 erlangte die Route, die als technisch anspruchsvollste Linie an der Nordseite des Everest gilt, traurige Berühmtheit. Damals verstarb der französische Extrem-Snowboarder Marco Siffredi bei seinem Versuch der Abfahrt. Ob Siffredi im Hornbein-Couloir oder an einer anderen Stelle der Abfahrt tödlich verunglückte, ist bis heute unklar, da seine Leiche nie gefunden wurde. Seitdem gab es mehrere Ski-Abfahrten am Dach der Welt – jedoch nie über die »Everest Superdirect«.

Das Hornbein-Couloir ist die steilste und direkteste Linie abwärts des Mount Everest. Sie fällt bei 45 bis 50 Grad Neigung über mehr als 3.600 Höhenmeter nahezu vertikal nach unten ab und birgt extreme Sturz-, aber auch Lawinengefahr.

Extrem steil und gnadenlos – von ganz oben bis ganz unten. Das Hornbein-Couloir ist massiv, dunkel und wunderschön.

Jim Morrison

Jim Morrison hatte seinen Versuch an der »Everest Superdirect« über Jahre hinweg vorbereitet. Wie er gegenüber seinem Sponsor National Geographic berichtet, war er bereits 2023 und 2024 am Mount Everest unterwegs, um sich mit der Strecke vertraut zu machen. Vergangenes Jahr gelang ein erster Versuch, die Route in Teilen abzufahren – der gesamte Abstieg auf Skiern blieb aber bis zum Erfolg in diesem Jahr ein riskantes und aufwändiges Projekt.

Nordseite des Everest, dunkelblau rechts das Hornbein-Couloir (Bild Luca Galuzzi/Wikimedia CC BY-SA 2.5)

Elfköpfiges Team mit Unterstützern

Bei seinem Versuch am 15. Oktober 2025 erreichte Morrison um 12:45 Uhr Ortszeit den Gipfel des Mount Everest, nachdem er zuvor sechseinhalb Wochen für die Akklimatisierung verbracht hatte. Begleitet wurde der 50-jährige Alpin-Experte von einem Team aus elf Kletterern, Sherpas sowie Foto- und Videografen. Ebenfalls mit dabei: Jimmy Chin, dessen Team schon Alex Honnolds Free Solo des El Capitan in einem oscarprämierten Film begleitet hatte.

Während Morrison sich an die Ski-Abfahrt machte, nutzten seine Unterstützer die Fixseile für den regulären Abstieg. Besonders eindrücklich ist auch der Gipfel-Erfolg eines so großen Teams: »Zuvor hatten nur fünf Personen jemals den Gipfel über das Japanese Couloir via das Hornbein-Couloir erreicht – wir hatten zwölf Leute auf dem Gipfel«, berichtet Morrison gegenüber National Geographic.

Morrison verstreut Asche von Alpinistin Hilaree Nelson

Für Jim Morrison war das Erlebnis auf dem Mount Everest nicht nur ein Meilenstein in seiner alpinistischen Karriere, sondern auch von persönlichem Abschied geprägt. Der Alpinist nutzte den Moment auf dem Gipfel, um dort die Asche seiner 2022 verstorbenen Partnerin Hilaree Nelson zu verstreuen.

Nelson war selbst erfahrene Alpinistin und vielfache Expeditionspartnerin von Morrison. 2018 gelang beiden die erste Ski-Abfahrt vom Gipfel des Lhotse (8.516 m), dem vierthöchsten Berg der Welt. Vor fast genau drei Jahren verunglückte Hilaree Nelson bei einem Sturz am Manaslu (8.163 m) tödlich.



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Credits Titelbild: Adobe Stock/CC

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