Der norwegische Boulderer Thilo Schröter beschert seinem Heimatland ein neues Testpiece: Auf den Lofoten gelingt ihm die Erstbegehung von Tsunami. Für seine neue Linie schlägt er den Schwierigkeitsgrad 8C+ vor.
Thilo Schröter zählt zu den stärksten Boulderern Norwegens. Während eines Rockland Trips im August kletterte er innerhalb von zehn Tagen sieben Boulder zwischen 8B und 8C. Vor wenigen Tagen konnte er auf dein Lofoten eine äusserst schwierige Linie erstbegehen, an der er seit vergangenem Sommer intensiv gearbeitet hatte: Tsunami (8C+).
Tsunami: Bislang grösster Effort
«Dies ist der Boulder, in den ich die meiste Leidenschaft investiert habe. Und es ist auch eine der schönsten und perfektesten Linien, die ich je gesehen habe», schwärmt Thilo Schröter. Der Schwierigkeitsgrad und die Herausforderung seien genau das gewesen, wonach er gesucht habe. Zu schön, um wahr zu sein.
Die Linie stach dem norwegischen Top-Boulderer ins Auge, als er vergangenen Sommer mit einem Kumpel die Lofoten erkundete. Schnell war klar: Das wird das Hauptprojekt des Trips. In dieser Saison habe er gegen zehn Sessions in das Projekt investiert. «Im Nachhinein betrachtet war ich in dieser Saison wahrscheinlich nicht einmal so nah dran, aber es fühlte sich damals so an.»
Drei Wochen mit anspruchsvollem Wetter
Diesen Herbst kehrte Thilo Schröter auf die Lofoten zurück, um «zu beenden, was ich begonnen hatte». Der Durchstieg von Tsunami sollte sich aber als weitaus anspruchsvoller herausstellen als gedacht – nicht zuletzt wegen des Wetters. «Fast jeden Tag gab es Dutzende von Regenschauern, und die Herausforderung bestand darin, genügend Zeit dazwischen zu finden, damit der Fels trocknen konnte.»
Den Hauch einer Chance
Der Tag des Durchstiegs sei einer dieser klassischen Lofoten-Tage mit ständigen Regenschauern gewesen, erzählt Thilo Schröter. «Ich war mir sicher, dass ich nicht in der Lage sein würde, einen vernünftigen Versuch zu unternehmen, und in Gedanken war ich gerade bei einer weiteren Trainingseinheit.»
Doch plötzlich frischte ein starker Wind auf und der Boulder sah bald relativ trocken aus. «Ich sah eine kleine Chance und fing an, es zu probieren. Jeder Versuch fühlte sich besser an als der letzte, und bei meinem dritten Versuch an diesem Tag schaffte ich die Schlüsselstelle!»
Perfektes Timing
Wie von Sinnen sei er auf der Kante am Fuss der Platte gestanden, die immer noch ein wenig feucht war. «Nachdem ich mindestens eine Minute gewartet hatte, um das Zittern loszuwerden, stellte ich meinen Fokus wieder auf Maximum und begann, zum Top zu klettern. Es ging reibungslos.»
Oben nahm sich Thilo Schröter eine Minute Zeit, um die Aussicht auf die zerklüftete Landschaft zu geniessen, bevor er merkte, dass ein weiterer Sturm über die Fjorde hereinbrach. Noch während er sich abseilte, begann es wieder zu regnen. «Ich stand auf den Matten und starrte ungläubig auf den Boulder – das Timing hätte nicht besser sein können.»
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Credits: Titelbild Thilo Schröter