Die 10 schönsten Kletterrouten im Tessin

Das Tessin ist ein Kletterparadies. Dies verdankt der südlichste Kanton der Schweiz unter anderem seinem milden Klima, der Felsqualität und der Vielfalt der Stile und Schwierigkeiten. Heute präsentieren wir die schönsten 10 Routen von 5b bis 8c, die man einmal in seinem Leben probiert haben sollte.

Das Tessin erfreut sich unter Kletterinnen und Kletterer grosser Beliebtheit. Und dies nicht ohne Grund. Die Sonnenstube der Schweiz hat einige unschlagbare Argumente in Petto, die für einen Besuch sprechen. Einer, der die Tessiner Felsen kennt wie kaum ein anderer, ist Egon Bernasconi, Autor des Kletterführers Tessin Rock. Er hat für euch die ultimative Top Ten zusammengestellt: 10 Kletterrouten zwischen 5b und 8c, die man einmal in seinem Leben geklettert oder zumindest versucht haben sollte.

Tessin Top Ten:

Tosty bacon II (5b)

Holy Hole ganz hinten im Valle Bavona zählt zu den verblüffendsten und ungewöhnlichsten Neuentdeckungen der letzten Jahre. Die lange, kompakte schwarze Wand ist übersäht mit Löchern in allen Grössen: von Einfingerlöchern bis zu Bierkrügen. Ein Schmankerl dieses Sektors ist die 25-Meter-Linie Tosty bacon II (5b).

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Ganz hinten im Val Bavona und doch einen Besuch wert: Die kompakte Wand von Holy Hole. Foto: Egon Bernasconi

Un senso (5c)

Bosco Gurin (1503 m) ist der höchstgelegene Ort des Tessins und ein äusserst vielfältiges Sommerklettergebiet. In einer prachtvollen alpinen Kulisse findet man Reibungsklettereien, technische Wandklettereien, Risse und sogar ein paar Überhänge. Die Felsqualität ist durchwegs hervorragend, so auch in in der 5c-Route Un senso.

Genusskletterei vom Feinsten: Die Route Un senso bei Bosco Gurin. Foto: Egon Bernasconi
Genusskletterei vom Feinsten: Die Route Un senso bei Bosco Gurin. Foto: Egon Bernasconi

Perles (6a)

Die Legende besagt, dass in alten Zeiten in der Gegend von Lugano eine alte Hexe mit Wunderkräften herrschte, die an ihrem grossen gelben Zahn hingen. Eines Tages brach ihr ein Mensch mit einem Stein den Zahn ab und besiegte sie für immer. Der grosse Zahn fiel ihr aus dem Mund und wurde zu einer grossen Felsnadel. Über tausende von Jahren haben Unwetter den Zahl ausgehöhlt und zerbrochen und ihn zu vielen kleinen Zähnen gemacht: Den Denti della Vechhia.

Geklettert wird an Dolomit, Routen gibt’s für jeden Geschmack: technisch, athletisch, lang, kurz, plattig, senkrecht oder mehr oder weniger überhängend. Perles (6a) im Sektor Spigolone destra ist eine geniale Route, gesäumt von zahlreichen Schuppen, die zum Greifen und Stehen einladen.


Climbskin – Crème, die unter die Haut geht

Wenn deine Finger bereits nach den ersten Klassikern dieser Liste geschunden sind, sollest du sie dringend einem Verwöhnprogramm unterziehen. Unser Tipp: Climbskin.

Climbskin ist eine von Kletterern für Kletterer entwickelte Spezialcrème, die die Finger- und Hornhaut elastischer und belastbarer macht. Ein grosses Plus der Crème: Climbskin kann sogar vor dem Klettern aufgetragen werden.

Climbskin wurde von kletterbegeisterten Biologen, Chemikern und Umweltexperten mit Liebe zur Natur entwickelt. Tierversuche waren dabei selbstverständlich Tabu.


Anche le formiche nel loro piccolo s’inkazzano (6b)

Die Felsen von Sotalpizz sind ein sehr lohnendes Ziel im Sommer, da sie auf 2300 Metern liegen. Man ist an einem herrlichen Ort, in majestätischer Lage, der Fels ist meist hervorragend und einige Routen muss man einfach gemacht haben.

Darunter Anche le formiche nel loro piccolo s’inkazzano (6b) im Sektor Letamaio. Auch wenn nur 14 Meter lang, handelt es sich bei der Route um eine grossartige technische Seillänge, die gutes Stehen verlangt.

Alice Schmidt in Anche le formiche nel loro piccolo s'inkazzano. Foto: Egon Bernasconi
Alice Schmidt in Anche le formiche nel loro piccolo s’inkazzano. Foto: Egon Bernasconi

Flower power (6c)

Brontallo el Cat ist einer der bekanntesten Winterkletterfelsen des Tessins und wird – da Terra Di Mezzo nur selten besucht wird – oft nur als Brontallo bezeichnet. Der Felsriegel liegt zwar auf ca. 800 Metern, ist aber sonnengebadet von morgens 10 Uhr bis nachmittags 15.30 Uhr.

Flower power (6c) – die erste von zwei Seillängen – beginnt technisch und geht in Ausdauerkletterei über, bei der man gute Griffe und schöne Strukturen geniessen kann.

Wunderschöne Strukturen zeichnen Flower power (6c) in Brontallo el Cat aus. Foto: Egon Bernasconi
Wunderschöne Strukturen zeichnen Flower power (6c) in Brontallo el Cat aus. Foto: Egon Bernasconi

L’artiglio del diavolo (7a)

Im Vergleich zur Rovine del Castelliere sind die Routen in Ponte Brolla Settore Est viel athletischer. Neben einer guten Portion Ausdauer ist auch gute Technik erforderlich. Eine lohnenswerte Linie in diesem Sektor ist L’artiglio del diavolo. Zum aufwärmen gibt’s eine 6c, dann folgt die zweite Seillänge, die Egon Bernasconi schlicht als «herrlich» bezeichnet.

Athletisch, technisch und absolut lohnenswert: L'artiglio del diavolo. Foto: Egon Bernasconi
Athletisch, technisch und absolut lohnenswert: L’artiglio del diavolo. Foto: Egon Bernasconi

Dracula (7b)

Der Sektor Zio Fiasco am Felsriegel von Avegno Torbeccio ist aufgrund seiner sehr abwechslungsreichen Kletterei an Platten, senkrechten Wänden, technischen Verschneidungen und leichten Überhängen unbedingt einen Besuch wert.

Dracula gilt als eine der schönsten Linien des Sektors. Auf 30 Metern bietet sie athletische und zugleich technisch anspruchsvolle Kletterei.

Eric Gehring in der Route Dracula. Foto: Egon Bernasconi
Eric Gehring in der Route Dracula. Foto: Egon Bernasconi

Karmageddon (7c)

All jene, die Herausforderungen im mittleren und oberen Schwierigkeitsgrad suchen, werden am Sektor Underzero in Avegno Torbeccio ihre wahre Freude haben. Viele der schönsten Seillängen sind im 8. Grad. Die Qualität von Fels und Routen ist durchgehend hoch.

Karmageddon (7c) ist eine der besten Linien im gesamten Klettergarten. Auf einen kniffligen Einstieg folgen 30 Meter Ausdauerkletterei an überhängender Fels bester Güte. Foto: Egon Bernasconi
Karmageddon (7c) ist eine der besten Linien im gesamten Klettergarten. Auf einen kniffligen Einstieg folgen 30 Meter Ausdauerkletterei in überhängendem Fels bester Güte. Foto: Egon Bernasconi

MissPuta (8a)

Wer im siebten und achten Grad unterwegs ist, sollte Goldensciauar bei Cevio auf keinen Fall auslassen. Der Fels, ein kompakter rötlicher Gneis, ist generell sehr griffreich und dazu angenehm und lohnend zu klettern. Die praktisch immer überhängenden Wände verlangen Ausdauer und Kraftausdauer. MissPuta ist da keine Ausnahme. Eine versteckte Perle in perfektem Fels.

Egon Bernasconi klettert MissPuta (8a). Bild: Clauco Cugini
Egon Bernasconi klettert Miss Puta (8a). Bild: Clauco Cugini

Beautiful (8b)

In der kollektiven Vorstellung der Kletterinnen und Kletterer auf der ganzen Welt ist der Name Cresciano fest mit Bouldern und Blöcken höchster Qualität verknüpft. Cresciano gilt dadurch schlichtweg als Mekka der Boulderwelt.

Nichtsdestotrotz finden sich versteckt in den Kastanienwäldern eine beachtliche Anzahl Sektoren mit wirklich hervorragenden Routen. Darunter Beautiful (8b) im gleichnamigen Sektor. Die Linie zählt – sofern man den Schwierigkeitsgrad beherrscht – zu einer der schönsten im Tessin. 25 Meter Kletterei: abwechslungsreich, anhaltend und absolut empfehlenswert.

Bei der Route Beautiful ist der Name Programm. Foto: Remo Schläpfer
Bei der Route Beautiful ist der Name Programm. Foto: Remo Schläpfer

K19 (8c)

Chironico ist primär bekannt für seine zahlreichen Boulderprobleme. Mitten in dieser Felslandschaft liegt ein gigantischer Felsblock, mit einer äusserst eindrücklichen Linie. Wer es sich erlauben kann – die Route ist mit 8c bewertet – hat mit K19 eine weitere Muss-Route, die entlang der Kante des enormen Blockes verläuft. Nicola Vonarburg konnte die äusserst ästhetische Linie im Jahr 2012 als Erster Rotpunkt klettern.

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Credits: Titelbild Egon Bernasconi (www.rock-ways.ch)

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