Das milde Klima, die Möglichkeit, das ganze Jahr zu klettern, die Qualität vieler Gebiete, die Vielfalt der Stile und Schwierigkeiten und die Ruhe an den meisten Felsen machen das Tessin zu einem Kletterziel erster Wahl. Egon Bernasconi stellt in der vierten Auflage von Tessin Rock seine Kletterheimat auf 480 Seiten vor.
Das Tessin ist, zumindest aus der Perspektive von Kletterfans, eine eierlegende Wollmilchsau: Auf verhältnismässig kleiner Fläche findet sich eine hohe Dichte an attraktiven Felsen in unterschiedlichen Schwierigkeiten, Stilen und Expositionen, dazu gibt’s viel Sonnenschein und oft milde Temperaturen. Und obendrauf warten auch heute noch zahlreiche Wände darauf, entdeckt, geputzt und erschlossen zu werden.
Tessin Rock: 69 Gebiete, 3450 Routen
In der vierten Auflage von Tessin Rock stellt Autor Egon Bernasconi 69 Klettergärten mit insgesamt 3450 Routen vor. Darunter befinden sich bekannte und äusserst beliebte Gebiete wie Ponte Brolla, Claro oder Rovine del Castelliere, die entsprechend oft frequentiert werden. Darüber hinaus bietet das Tessin aber eine grosse Auswahl an Gebieten, in denen man sehr oft alleine unterwegs ist.
Beste Jahreszeit: Frühling und Herbst
Auch wenn man im Tessin Klettergärten in allen Expositionen und in unterschiedlichen Höhenlagen findet, so zählen Frühling und Herbst zu den besten Jahreszeiten. Der Herbst gilt sogar noch als etwas regenarmer. Bei trockenen Verhältnissen bilden die nach Süden gerichteten Wände auch im Winter attraktive Kletterziele.
Gerade was das Bouldern angeht, schätzen viele Kletterprofis die «winterlichen» Verhältnisse im Tessin, welche die Reibung bei Routen im Highend-Bereich begünstigen. Wer im Januar und Februar durch Chironico oder das Val Bavona pilgert, kann das Who is Who der europäischen Kletterszene in ihrem bevorzugten Habitat beobachten.
Grosses Potenzial
Im Tessin ist in den vergangenen Jahren viel Neues erschlossen worden. Im Vergleich zur dritten Ausgabe von Tessin Rock sind ganze 30 neu beschriebene Sektoren dazugekommen. Viele der bekannten Gebiete sind erweitert oder saniert worden.
Buchautor Egon Bernasconi ist davon überzeugt, dass in den nächsten Jahren noch viele neue Wände erschlossen werden. «Selbst wenn die Möglichkeiten nicht unendlich sind, sind sie doch weit davon entfernt, ausgeschöpft zu sein.»
3 Fragen an Autor Egon Bernasconi
Egon, was macht aus deiner Sicht das Tessin so besonders?
Im Tessin wird hauptsächlich auf Gneis geklettert, ausser im südlichen Teil um Lugano, wo man auf Kalkstein klettert, oder in den Gebieten weiter nördlich, wo man auch auf Granit treffen kann. In der Folge ist das Klettern und Bouldern überwiegend technisch. Die Stärken des Tessins sind für mich folgende:
Das milde Klima, das ganzjährig zum Klettern einlädt. Die Stille. In der Tat gibt es eine Fülle von wenig frequentierten Sektoren. Die Heterogenität der Stile und Schwierigkeiten: Platten, senkrechte Wände, Überhänge, Ausdauerrouten oder Reibungsklettereien bieten etwas für jeden Geschmack und jedes Level.
Welche Spots empfiehlst du Tessin-Neulingen?
Was die besten Möglichkeiten für Anfänger betrifft, so ist es unmöglich, den Superklassiker «Rovine del castelliere» in Ponte Brolla nicht zu erwähnen. Die nahe gelegenen Tegna-Platten bieten ebenfalls hervorragende Klettermöglichkeiten für Einsteiger.
In jüngerer Zeit ist der Balladrum-Klettergarten (Panoramasektor), der den Lago Maggiore überragt, eine weitere hervorragende Möglichkeit. Zudem ist es unmöglich, Arcegno nicht zu erwähnen, das mit seinen vielen Felsen, die in einem fantastischen Kastanienwald verstreut sind, viele schöne und einfache Routen bietet.
Welche drei Tessiner Routen muss man einmal in seinem Leben probiert haben?
Dies ist eine wirklich schwierige Frage, und es ist fast unmöglich, sie zu beantworten, ohne von einer gewissen Subjektivität beeinflusst zu werden. Die Schönheit einer Route ist oft auch mit ihrer Bedeutung für uns verbunden, und diese geht manchmal über die objektive Schönheit der Linie hinaus. Anstatt also nur drei Routen vorzuschlagen, schlage ich eine Liste vor. Eine Route für jeden Grad von 5b bis 8c:
- 5b Tosty bacon II, San Carlo Val Bavona, settore Holy Hole
- 5c Un senso, Bosco Gurin, settore buoni o cattivi
- 6a Perles, Denti della vecchia settore spigolose destra
- 6b Anche le formiche nel loro piccolo s’inkazzano, Sotalpizz, settore letamaio
- 6c Flower power Brontallo, settore El Cat.
- 7a L’artiglio del diavolo, Ponte Brolla, settore est.
- 7b Dracula, Avegno, settore zio Fiasco
- 7c Karmageddon, Avegno, settore Underzero
- 8a MissPuta, Cevio, settore Goldensciaur
- 8b Beautiful, Cresciano
- 8c K19, Chironico
Tessin Rock Kletterführer
Die vierte Auflage von Tessin Rock Klettergärten stellt 69 Klettergebiete mit insgesamt 4350 Routen vor. Ein solider und zuverlässiger Führer zu den vertikalen Schönheiten des Tessins mit detaillierten Zustiegsskizzen, Luftbildern, farbigen Topos und zahlreichen Kletterbildern.
Das könnte dich interessieren
- Klettern im Valchiavenna: Das Eingangstor ins sonnige Italien
- Klettern im Norden des Südens: Ossola Rock | Kletterführer
- Yannick Flohé klettert Tessin Klassiker Ephyra (8C+) und From Dirt Grows the Flowers (8C)
Gefällt dir unser Klettermagazin? Bei der Lancierung von LACRUX haben wir entschieden, keine Bezahlschranke (Paywall) einzuführen. Das wird auch so bleiben, denn wir möchten möglichst viele Gleichgesinnte mit News aus der Kletterszene versorgen.
Um zukünftig unabhängiger von Werbeeinnahmen zu sein und um dir noch mehr und noch bessere Inhalte zu liefern, brauchen wir deine Unterstützung.
Darum: Hilf mit und unterstütze unser Magazin mit einem kleinen Beitrag. Natürlich profitierst du mehrfach. Wie? Das erfährst du hier.
+++
Credits: Titelbild Eric Gehring