In den Alpen gehören starke Gewitter in den Sommermonaten zu den größten Gefahren am Berg. Was ist zu tun, wenn man am Berg von Blitz und Donner überrascht wird? Diese fünf Verhaltensregeln solltest du kennen.
Muren und Starkregen verwüsten ganze Landstriche in Mitteleuropa, ein Tornado fegt über Süd-Tschechien, in Kanada erreichen die Temperaturen fast 50°C. Der Klimawandel macht extreme Wetterphänomene immer wahrscheinlicher. In den Alpen gehören starke Gewitter in den Sommermonaten zu den größten Gefahren am Berg. Neben Kälte und Nässe und den damit einhergehenden Risiken der Unterkühlung und Ausrutschgefahr bringt das Wetterphänomen auch eine akute Blitzschlaggefahr mit sich.
Die gute Nachricht: Die Chance, von einem Gewitter überrascht zu werden, lässt sich mit einer guten Tourenplanung und einer genauen Beobachtung der Wolkenbildung am Tourentag zum Großteil verhindern. Ein früher Aufbruch ist vor allem im Sommer ein klarer Vorteil.
Vor jeder Bergtour sollte man sich möglichst zeitnah bei einem qualitätsvollen Wetterbericht über die tägliche Gewitterneigung informieren.
Michael Larcher – Leiter Abteilung Bergsport beim ÖAV
Ist ein ein guter Wetterbericht gegeben, so muss die Tour so geplant sein, dass man rechtzeitig – idealerweise zu Mittag – wieder zurück am sicheren Ausgangspunkt oder in einer Schutzhütte ist. An labilen Tagen sollte auf lange Touren und solche mit Seilversicherungen an ausgesetzten Graten und mit exponierten Gipfeln verzichtet werden.
Wetterentwicklung und Alarmzeichen beachten
Eine sorgfältige und den Verhältnissen angepasste Tourenplanung und eine genaue Beobachtung der Wolkenbildung am Tourentag sind essentiell.
Bei einer Prognose handelt es sich immer nur um eine Wahrscheinlichkeit, Gewitter auch früher aufziehen als ursprünglich angenommen.
Michael Larcher – Leiter Abteilung Bergsport beim ÖAV
Es lohnt es sich immer, die Entwicklung der letzten Tage und besonders die Wetterentwicklung während der Tour genau zu beobachten. Haben sich aufbauende Quellwolken von Tag zu Tag früher gebildet und gibt es am Tourentag schon in den Vormittagsstunden Haufenwolken, muss bereits am frühen Nachmittag mit Gewittern gerechnet werden.
Akute und eindeutige Alarmzeichen für ein nahendes Gewitter sind turmartig und ambossförmig aufgebaute Gewitterwolken, böig auffrischender Wind und elektrische Ladungen (Surren) in der Luft.
Als Faustregel gilt:
Die ungefähre Entfernung zu einem Gewitter in Kilometer lässt sich berechnen, indem man die vergangenen Sekunden zwischen Blitz und Donner durch drei dividiert. Beispiel: Beträgt die Zeitspanne zwischen Blitz und Donner zehn Sekunden, ist das Gewitterzentrum nur mehr rund drei Kilometer entfernt. Allerhöchste Zeit, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen!
Was tun, wenn ein Gewitter am Berg droht?
Überrascht uns dennoch einmal ein Gewitter am Berg können wir unsere Situation mithilfe einfacher, aber effektiver Verhaltensregeln verbessern. Fünf Tipps im Falle eines Gewitters:
- Wir verlassen so schnell wie möglich ausgesetzte Grate und alleinstehende Erhebungen wie Gipfelkreuze und Felstürme.
- Wir entfernen uns von Stahlseilen und suchen – falls möglich – größere Felshöhlen zum Schutz auf, bleiben der Felswand aber so gut es geht fern, mindestens 1,5 m.
- In Kauerstellung auf Rucksack oder Seil hockend, um eine mögliche Schrittspannung zu vermeiden, warten wir darauf, dass das Gewitter vorübergeht.
- Im absturzgefährdeten Gelände, z. B. am Klettersteig, bleiben wir stets gesichert!
- Gegen Nässe und Auskühlung können wir uns mit Biwaksack und Funktionsbekleidung schützen.
Gewitter sind oft mit Starkregen verbunden. In kurzer Zeit können in Felswänden gefährliche Sturzbäche entstehen und Steinschlag auslösen. Bei Starkregen besteht zudem die Gefahr, dass man schnell durchnässt ist und stark auskühlt. Die größte Gefahr bei Starkregen besteht in der völligen Durchnässung und der daraus resultierenden Unterkühlung. In alpinen Kletterrouten und auf Klettersteigen können wir nicht rasch und nicht beliebig ausweichen, was die Situation zusätzlich verschärft.
Findet man einen trockenen Platz, ist es meist besser, das Gewitter dort auszusitzen als hektisch Richtung Ausstieg weiter zu klettern und dann ohne Schutz zu sein.
Michael Larcher – Leiter Abteilung Bergsport beim ÖAV
Das könnte dich interessieren
- Details zum Unglück von David Lama, Hansjörg Auer und Jess Roskelley
- Unfall: Zwei Alpinistinnen am Monte Rosa erfroren
- Sport-/GPS-Uhren: Am Puls der Zeit
+++
Bild und Text ÖAV