Dem Amerikaner Matty Hong gelingt die zweite Begehung der Route Flex Luthor bei Rifle, Colorado. Er schlägt als Bewertung 9b vor, wertet die Route also auf. Sollte sich diese Bewertung bestätigen, so wäre Flex Luthor historisch betrachtet die erste 9b der Welt. Oder doch nicht?
„Bibliographie abgewertet, Frankenjura-Routen abgewertet, Routen bei Charmey abgewertet“, so lauteten die meisten Nachrichten in jüngster Vergangenheit. Für einmal wurde nun eine Route nicht ab-, sondern aufgewertet, nämlich Flex Luthor bei Fortress of Solitude in Rifle, Colorado.
18 lange Jahre wies die Route Flex Luthor von Erstbegeher Tommy Caldwell sämtliche potenziellen Wiederholerinnen und Wiederholer ab. Und gekommen sind sie zahlreich, um einer der schwierigsten Routen der Vereinigten Staaten eine Begehung abzuringen.
Caldwell, der die Route 2003 erstbeging, gab keine konkrete Bewertung ab, verglich die Schwierigkeit von Flex Luthor jedoch mit Kryptonite, eine ebenfalls von ihm erstbegangene Route, bewertet mit 9a. Und so kam es, dass Flex Luthor in der Kletterszene inoffiziell als 9a+ gehandelt wurde.
Muss einmal mehr die Klettergeschichte umgeschrieben werden?
Nach annähernd 20 Jahren ohne Rotpunktbegehung war es nun Caldwell’s Landsmann Matty Hong, der Flex Luthor als Erster wiederholen konnte.
Zur Überraschung der Szene hat Matty Hong nun für Flex Luthor eine Aufwertung auf 9b vorgeschlagen. Sollten zukünftige Wiederholer/innen diesen Grad bestätigen, so wäre Flex Luthor die erste 9b der Welt. Diesen Titel trägt aktuell die Route Ali Hulk extension sit start, erstbegangen durch Dani Andrada im Jahr 2007. So zumindest wäre das voreilige Urteil beim Betrachten der Situation. Doch ganz so schnell wird die Geschichte wohl doch nicht umgeschrieben. Es gibt ein weiteres wichtiges Detail in der Causa Flex Luthor.
Haben Griffausbrüche die Schwierigkeit verändert?
Ob die Klettergeschichte umgeschrieben werden muss, hängt noch von einem weiteren, sehr wichtigen Aspekt ab. Die Route ist nämlich bekannt für ihren brüchigen Fels. Matty Hong wird zitiert, dass er das Gefühl habe, die Route sei aufgrund von Griffausbrüchen schwieriger, als zum Zeitpunkt, als Caldwell die Route erstbeging – aber nicht deutlich schwieriger.
Aufgrund dieses Unsicherheitsfaktors bleibt wohl für immer unklar, ob die Route zum Zeitpunkt der Erstbegehung im Jahr 2003 eine Schwierigkeit von 9b aufwies oder nicht. Der Titel „Erste 9b der Welt“ wird damit wohl bei Ali Hulk verbleiben.
Ungeachtet der Diskussion um den Grad ist die Begehung von Tommy Caldwell ein Meilenstein in der Klettergeschichte. Jahre vor Dani Andrada (2007) oder Chris Sharma (2008) hat Caldwell schon eine Route im Bereich 9a+/9b gepunktet, ohne grosses Brimborium.
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Credits: Titelbild Margo Hayes