Riskante Trad-Begehungen im Familienurlaub

James Pearson und Caroline Ciavaldini haben einmal mehr bewiesen, dass Kleinkinder das Kletterniveau nicht negativ beeinflussen müssen – im Gegenteil. Während eines Familienurlaubs in Rhoscolyn in Nordwales sicherte sich Caroline die erste Frauenbegehung von Olwen (E9, 6c), James wiederholte die berüchtigte und gefährliche Linie Prisoners of the sun (E10, 7a). Und auch auf die Frage zur Vereinbarkeit von Kleinkindern und gefährlichen Trad-Linien halten sie eine Antwort bereit.

So sieht Familienurlaub bei Caroline Ciavaldini und James Pearson aus: Sie macht kurzen Prozess mit Easel-EE (E7, 6c), um sich danach die insgesamt erst zweite Wiederholung und die erste Frauenbegehung der spärlich gesicherten Trad-Route Olwen (E9, 6c) zu holen. Er versucht Olwen zu flashen und sichert sich eine Begehung der berüchtigten und für ihre Runouts gefürchteten Linie Prisoners of the Sun (E10, 7a).

Ich glaube, für uns beide besteht ein grosser Teil der Entscheidung, als Eltern gefährliche Trad-Routen zu machen, darin, zu wissen, wann man ’nein‘ sagen muss. Wir tun uns beide etwas schwer und treffen unsere Entscheidungen sehr viel sorgfältiger als vor der Geburt unserer Kinder.

Caroline Ciavaldini
Caroline Ciavaldini wiederholt an der Painted Wall bei Rhoscolyn Olwen (E9, 6c) sichert sich damit die erst 3. Begehung und die 1. Frauenbegehung der berüchtigten Linie. Bild: David Simmonite / Once Upon A Climb
Caroline Ciavaldini wiederholt an der Painted Wall bei Rhoscolyn Olwen (E9, 6c) sichert sich damit die erst 3. Begehung und die 1. Frauenbegehung der berüchtigten Linie. Bild: David Simmonite / Once Upon A Climb

James Pearson sowie Caroline Ciavaldini fanden ihre Projekte an der Painted Wall im Klettergebiet Rhoscolyn. James nahm direkt Prisoners of the sun (E10, 7a) in Angriff. Die Trad-Linie weist auf der gesamten Länge gerade mal drei Gear-Placements auf. Aufgrund der schlechten Bedingungen zum Auftakt der Familienferien musste die Begehung bis am zweiten Tag waren.

Nachdem Caroline Olwen (E9, 6c), die härteste Trad-Linie seit sie Mutter ist, begehen konnte, versuchte James ausgerüstet mit der Beta seiner Partnerin eine Flash-Begehung. Unglücklicherweise verpatzte er diese am letzten schwierigen Zug und legte einen gewaltigen Abflug hin. Im zweiten Anlauf passte dann alles zusammen.

Kleinkinder und gefährliche Trad-Routen – kein Widerspruch?

Caroline Ciavaldini ist sich dessen bewusst, dass James Unterfangen, eine gefährliche E9 zu flashen oder sehr harte Trad-Routen zu klettern, für manche verstörend wirken kann, zumal sie ja zwei kleine Kinder haben. Jedoch sei James ein erfahrener Trad-Kletterer. «Und auch wenn es von aussen so aussehen mag, als hätte sich seine Herangehensweise an das Klettern nicht geändert, so ist die Realität doch die, dass er jetzt viel mehr trainiert und einen größeren Spielraum für Fehler hat als früher.»

Einige seiner früheren Entscheidungen waren ein wenig waghalsig, aber jetzt kalkuliert er wirklich, was er tun kann, und hat ein tieferes Verständnis für sich selbst und seine Fähigkeiten.

Caroline Ciavaldini

«Aus den richtigen Gründen»

Was sie selber betreffe, so klettere sie jetzt Routen, die sie früher vielleicht nicht geklettert wäre, sagt Caroline Ciavaldini. «Vielleicht war ich früher auch einfach nicht in der Lage, das Risiko und die Folgen eines möglichen Sturzes richtig einzuschätzen.»

«Ich bin ein Elternteil, aber ich bin auch Caroline, und bei dieser Art von Entscheidung geht es um die Wahl, zu existieren, nicht nur als Elternteil.»

Caroline Ciavaldini

Bei Olwen, der zweiten E9 ihrer Kletterkarriere, habe sie die Entscheidung, die Route zu klettern, sehr vorsichtig getroffen. «Ich wollte es aus den richtigen Gründen tun. Nicht für die Aufmerksamkeit, nicht für die Sponsoren, nur für mich. Olwen hat einen relativ schwierigen Abschnitt, bei dem man einfach nicht stürzen darf, und ich wollte herausfinden, wie man in einer solchen Situation die richtige Einstellung hat.»

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Credits: Titelbild David Simmonite / Once Upon A Climb

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