Dem 24-jährigen Franzosen Simon Lorenzi gelang die Erstbegehung der Sitzstartversion von The Big Island in Fontainebleau. Nun legt sich Simon auf eine Bewertung fest und gibt der verlängerten Version einen neuen Namen: Soudain Seul (9a).
Wenige Stunden nachdem Simon Lorenzi seine Begehung des Boulders The Big Island in seiner Sitzstartversion kommunizierte, liefert er nun mehr Details zur Begehung. Die grosse Frage, die sich alle stellten, ist die Bewertung der Linie. Etwas wage beginnt er zu schreiben und bestätigt zum Schluss:
Knieklemmer als Stolperstein
Ganz so klar war das für Simon Lorenzi nicht. Die Version The Big Island, lange mit 8c bewertet und in jüngster Vergangenheit mehrfach auf 8b+ abgewertet, kletterte Simon in wenigen Sessions. Schnell war für ihn klar, dass er die Sitzstartversion versuchen will.
Sechs Sessions benötige Simon, um den ersten Teil zu klettern. Die Kletterei ist sehr technisch und mit Knieklemmern zu klettern war er sich bisher nicht gewohnt. „Die Ganze Kletterei mit den Knieklemmern war am kompliziertesten für mich“, erklärt Simon.
Am Schluss seines Aufenthaltes war er bereit für richtige Begehungsversuche, doch am allerletzten Tag fiel er gleich zweimal, als er an die Leiste am Schluss des Boulders greifen wollte. „Weil ich nach acht Tagen bereits so nah am Durchstieg war, dachte ich, der Boulder ist nicht schwieriger als 8c+.
Zu früh auf den Durchstieg gefreut
So schnell wie gehofft kam der Durchstieg dann aber nicht. Eine Woche später kehrte Simon wieder zurück nach Fontainebleau. Simon war entschlossen, den Boulder in den zwei Tagen zu knacken. Aber es taten sich immer wieder neue Probleme auf. Eine kleine Veränderung am einen Zug führte zu Problemen beim nächsten.
All die kleinen Optimieren waren nötig, um sich mit möglichst geringem Kraft- und Ausdauereinsatz zum Schluss des Boulders durchzuschlängeln. „Sogar am Tag der Begehung habe ich noch kleine hilfreiche Optimierungen an der Beta vorgenommen. Bis zur Begehung benötigte ich rund 25 Sessions – weit mehr, als ursprünglich gedacht“, erklärt Simon.
9a, 8c+/9a oder doch nur 8c+?
Die Frage der Fragen stellte sich nicht nur die Klettercommunity, sondern auch Simon Lorenzi selbst. Lange zerbrach er sich den Kopf darüber, wie er die Sitzstartversion von The Big Island, Soudain Seul, bewerten soll.
Simon erklärt im Detail, dass es ihm an einer Referenz eines ähnlichen Boulders in ähnlichem Stil fehlt und er deshalb nicht mit Sicherheit sagen kann, dass es eine 9a ist. Andere Athleten, die den Boulder ebenfalls intensiv projektieren, schätzen den Sitzstart jedoch auf 9a.
Zweiter oder dritter 9a-Boulder der Welt?
Es war der Finne Nalle Hukkataival, der am 23. Oktober 2016 mit Burden of Dreams erstmals einen Boulder mit 9a bewertet. Es ging ein Raunen durch die Kletterwelt. Seither besuchten zahlreiche internationale Klettergrössen die schwerste Boulderlinie der Welt. Erfolgreich war bisher niemand.
Zweiter 9a-Boulder wird von Wiederholern abgewertet
Im Januar 2019 war die Aufregung in der Kletterszene erneut gross. Der Franzose Charles Albert, bekannt fürs Barfussklettern, kletterte No Kpote Only in Fontainebleau und bewertete den Boulder mit 9a. Bereits zwei Monate später war der erste Anwärter zur Stelle, um sich eine Wiederholung einzuheimsen. Mit Erfolg. Der Japaner Ryohei Kameyama wiederholt No Kpote Only – und wertet diesen ab. Ryohei hat übrigens auch schon einmal Burden of Dreams versucht, konnte den Boulder von Nalle jedoch nicht knacken. Seine Schlussfolgerung:
Nico Pelorson bei der Wiederholung von No Kpote Only
Weitere Abwertung von No Kpote Only auf 8c
Noch härter ins Gericht mit No Kpote Only geht der Franzose Nico Pelorson. Er bezeichnet den von Charles Albert mit 9a bewerteten Boulder lediglich als solide 8c.
Aufgrund der Abwertung von No Kpote Only und der noch bestehenden Bewertung von 9a im Falle von Burden of Dreams steht also Soudain Seul an zweiter Stelle. Wir sind gespannt, wie die Sitzstartversion von The Big Island, Soudain Seul, von zukünftigen Wiederholern bewertet wird.
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Credits: Bildmaterial Gilles Charlier / instagram.com/gilles.charlier