Veni, vidi, vici: Jedrzej Jablonski zieht die härtesten Drytooling-Routen in Büs Del Quai

Mitte März hat der polnische Drytooling-Spezialist Jedrzej Jablonski der riesigen Grotte von Büs Del Quai einen Besuch abgestattet. In weniger als einer Woche kletterte er zahlreiche grosse Touren des italienischen Drytooling-Spots, darunter den mit D15 bewerteten Megaklassiker Uragano Dorato.

Die Ticklist von Jedrzej Jablonskis Kurzaufenthalt im Drytooling-Gebiet Büs Del Quai am Iseosee kann sich sehen lassen: Mega Roof (D12+) second go, Low G Man (D14) first go, Superale (D10) flash, Squirting woman (D12) second go, Milarepa extension (D10) second go, Pecos (D10) second go und Uragano Dorato (D15).

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Jedrzej Jablonski im Dach der riesigen Grotte von Büs Del Quai. Bild Sarah Haase

Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Der gebürtige Pole Jedrzej Jablonski wohnt in den Vereinigten Staaten, wo er seine Zeit zwischen Washington und Colorado aufteilt. Seit er 2011 das erste Mal mit Eisklettern und Drytooling in Berührung kam, lässt ihn die Faszination für die Möglichkeiten, welche die Tools bieten, nicht mehr los. Seither versucht er, seine eigenen Grenzen zu erweitern und das Zusammenspiel zwischen menschlichem Körper, Tools und Medium (Fels, Eis oder künstliche Griffe) zu optimieren.

Im Sinne der Evolution dieser noch relativ jungen Sportart hat er kürzlich eigene Eisgeräte entworfen. „Das war eines der Dinge, die mein Klettern auf ein neues Niveau gebracht haben“, erzählt Jedrzej Jablonski. „Nicht, weil ich bessere Geräte hatte, sondern weil ich mir das Wissen angeeignet hatte, das für die Entwicklung der Geräte notwendig war.

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Die Grotte von Büs Del Quai wartet mit stark überhängenden Routen bis 50 Meter Länge auf Kletterinnen und Kletterer. Bild Sarah Haase

Uragano Dorato (D15) – das Testpiece

2019 reist Jedrzej Jablonski für einen kurzen 2-Tages-Trip in die Lombardei und klettert in Büs Del Quai die Linie Kamasutra (D13+). Im März dieses Jahres kehrte der starke Pole erneut ins italienische Drytooling-Gebiet zurück. Mit zahlreichen Routen bis zum Schwierigkeitsgrad D14 machte er kurzen Prozess und kletterte sie im ersten oder zweiten Anlauf.

Sein Flash-Versuch von Uragano Dorato (D15), dem Klassiker von Büs Del Quai, endete kurz vor dem ersten, boulderigen Teil abrupt. „Meine Füsse rutschten und ich fiel aus einem Untergriff, der mir besser schien, als er effektiv war.“ Nach dem missglückten Flash-Versuch arbeitete Jablonski noch dreimal an den Zügen, bevor er die gewaltige Dachroute an einem Stück durchkletterte.

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Jedrzej Jablonski geniesst die italienische Abendsonne hoch über dem Iseosee. Bild Sarah Haase

Uragano Bagnato (D15+) – ein Seitenhieb

Während desselben Aufenthalts in Büs del Quai verkündete Jedrzej Jablonski die Erstbegehung von Uragano Bagnato, einer Sitstart-Extension von Uragano Dorato. Hinter dieser Neukreation im Schwierigkeitsgrad D15+ mit einer Gesamtlänge von 1000 Metern (die Tour führt nach dem Ausstieg aus dem Dach um den ganzen Iseosee) verbirgt sich jedoch weniger ein ernsthafter First Ascent als vielmehr der trockene Humor Jedrzej Jablonskis.

„Der Ursprung dieses Witzes ist die Wiederholung meiner Route Sangreal (D14+) durch Filip Babicz, den Erstbegeher von Uragano Dorato. Er erweiterte meine Route um einen Sitzstart und zwei Züge und beanspruchte daraufhin die Begehung von Sangreal Extension für sich.“ Auch die Umrundung des Sees sei nichts weiter als ein Witz und eine Anspielung auf Kletterer, welche die Länge einer Route mit der Schwierigkeit gleichsetzten.

Luft nach oben

Auf die Herausforderungen der Linien in Büs Del Quai angesprochen, antwortet Jedrzej Jablonski, dass die Routen zwar nicht einfach seien, aber auch noch nicht die Grenze des Machbaren darstellten.

Der Ausdauerhammer Uragano Dorato sei mit 50 Metern stark überhängender Kletterei zwar lang und die Möglichkeit, es zu vermasseln entsprechend gross. Er habe sich jedoch beim Durchstieg sehr gut vorbereitet gefühlt und nicht daran gedacht, dass etwas schiefgehen könnte. „Die Griffe sind alle sehr gut, sodass es unwahrscheinlich ist, dass man abrutscht und stürzt“, so Jablonski.

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Jedrzej Jablonski: „Die Routen in Büs Del Quai sind zwar nicht einfach, stellen aber auch noch nicht die Grenzen des machbaren dar.“ Bild Sarah Haase

Das sind die schwierigsten Drytooling-Routen

Aktuell gibt es weltweit drei Routen im Grad D16: Parallel World in der Tomorrows World Cave in den Dolomiten, Storm Giant in Kanada sowie Oświecenie in Polen.

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Credits: Titelbild Sarah Haase

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