In 5 Tagen von London auf das Dach der Welt: Für diese Speed-Begehung nutzte ein Bergsteiger-Team aus Großbritannien erstmals das Edelgas Xenon und sparte sich so die Akklimatisierung am Berg.
Vier Ex-Elitesoldaten aus Großbritannien haben vergangene Woche als erstes Team den Mount Everest mithilfe von Xenon-Gas bestiegen. Die Gruppe erklomm am Mittwoch den 8.848 Meter hohen Gipfel in nur fünf Tagen und erstmals ohne Akklimatisierung im Himalaya – ein Rekord. Der Tiroler Expeditionsleiter und Unternehmer Lukas Furtenbach hatte die Tour organisiert.
Everest-Bedingungen vorab simuliert
Normalerweise verbringen Alpinisten etwa sechs bis acht Wochen vor einem Aufstiegsversuch am Everest, um sich an die dortigen Bedingungen zu gewöhnen und der Höhenkrankheit vorzubeugen. Oberhalb von 8.000 Metern stehen nur ein Drittel des gewohnten Sauerstoffes zur Verfügung – in der «Todeszone» herrscht Lebensgefahr.
Die Gruppe von Furtenbach, dessen Agentur die High-Speed-Begehung organisierte, nutzte stattdessen das Edelgas Xenon, um sich vor dem Flug in den Himalaya auf den Sauerstoffmangel vorzubereiten. Die vier Briten nahmen dafür an einem dreimonatigen Akklimatisierungs-Programm mit Hypoxie-Training teil und inhalierten zwei Wochen vor Expeditionsstart Xenon.
Vom Flughafen direkt auf den Gipfel
In einem neuen Speed-Rekord gelang dem Team ein Roundtrip von London auf den Mount Everest und wieder zurück – in 6 Tagen und 13 Stunden. Die Briten starteten vom Flughafen in Nepal direkt zum Gipfel und nutzten dabei wie die meisten anderen Alpinisten künstlichen Sauerstoff.
Bitte ahmt nicht nach, was ihr nicht versteht. Geschwindigkeit bedeutet nichts, wenn die Sicherheit darunter leidet.
Lukas Furtenbach
Laut Organisator Lukas Furtenbach ging es bei der Expedition neben der Geschwindigkeit vor allem darum zu zeigen, dass schnelle Begehungen am Everest nicht mit Gefahr für Leib und Leben einhergehen müssten – «dank jahrelanger Forschung, akribischer Vorbereitung und der neuen Anwendung von Xenon.»
Edelgas Xenon: Datenlage unzureichend
Der erste Einsatz von Xenon im Alpinismus bleibt nicht ohne Kritik, unter anderem, weil bisher nicht genügend Daten zur Wirkung des Gases vorliegen. Xenon wird in der Medizin als Narkosemittel verwendet. Eine Nebenwirkung: Es erhöht die Anzahl der roten Blutkörperchen, die Sauerstoff im Körper transportieren.
Medienberichten zufolge kritisieren neben Wissenschaftlern auch Teile der Alpinisten-Community den Xenon-Gebrauch, der den Ansturm der Massen am Mount Everest noch verstärken könnte. Gleichzeitig betont Furtenbach, dass es nicht darum gehe, Schnelligkeit zu verherrlichen: «Der Everest vergibt keine Abkürzungen, sondern bestraft Größenwahn.»
Furtenbach Adventures bietet laut einem Bericht der Financial Times künftig einwöchige Xenon-Touren auf den Everest für 104.000 Euro an. Gipfelaspirantinnen und -aspiranten zahlen damit rund 40 Prozent mehr als für gewöhnliche Expeditionen, die wesentlich länger dauern.
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Credits Titelbild: Lukas Furtenbach