Das kanadische Klettermekka Squamish ist um eine knallharte Tradroute reicher: The Shark (8b+). Anders als es der Routenname vermuten liesse, ging es bei der Erstbegehung aber nicht wie in einem Haifischbecken zu und her. Im Gegenteil: Didier Berthod und Stu Smith liessen Connor Herson grosszügig den Vortritt.
Meistens sind neue Kletterprojekte geschlossen, werden von den Erschliessern projektiert, irgendwann frei geklettert und danach wiederholt. Anders herum verhielt es sich mit The Shark (8b+), einer neuen knallharten Risslinie an der Grand Wall des Chief in Squamish.
Stu Smith eröffnete die Route zwischen 2015 und 2020, sah es aber nicht als zwingend an, seine Linie als Erster frei klettern zu können. Diese Ansicht teilte der Schweizer Rissspezialist Didier Berthod, der den jungen Risscrack Connor Herson einlud, es zu versuchen. Einzige (und wohl nicht ganz ernst gemeinte) Bedingung: Kein Flash. Das wäre zu demütigend gewesen.
The Shark: Ein Geschichte von Freundschaft und magischem Teilen
Der junge Überflieger Herson, der vergangenen Sommer in Squamish mal kurz die härtesten Risse wiederholte, zeigte sich gehorsam. Am Ende benötigte er aber doch nur zwei Sessions für die erste freie Begehung von The Shark (8b+). Rund zwei Wochen später, am 6. August, just an seinem Geburtstag, beschenkte sich dann auch Didier Berthod mit einem Durchstieg.
Die Herangehensweise des Schweizer Kletterers, die Erstbegehung jemand anderem zu offerieren, hat in der Klettercommunity viele überrascht. Die Frage nach dem Warum beantwortet Didier Berthod wie folgt: «Ich persönlich fand es wichtig, mich nicht auf eine Haltung festzulegen, die sich als steril erweisen könnte. Zumal der Riss nicht von mir, sondern von Stu Smith eröffnet wurde, der selbst keinen Wert darauf legte, der erste zu sein, der eine Route frei klettert.»
Gegenseitige Inspiration
Warum er Connor Herson eingeladen habe, die Route zu versuchen, habe viel mit seiner Bewunderung für den jungen Kletterer zu tun, erzählt Didier Berthod. Als dieser letzten Sommer in Squamish so abgeräumt hatte, hätten sie sich leider nicht getroffen. «Ich wollte ihn aber unbedingt kennenlernen. Es gibt nicht so viele Leute, die wirklich scharf auf harte Rissrouten sind, und seine Begehungen von Destiny und Cobra waren so beeindruckend.»
Die gemeinsame Zeit am Fels sei ein echtes Vergnügen gewesen, erzählt Didier Berthod und kommt dabei aus dem Schwärmen kaum heraus: «Sein Talent ist wirklich aussergewöhnlich.»
Darüber hinaus sei es aber auch toll gewesen, vor einigen Wochen selbst den Umlenker klippen zu können. «Diese Route ist wirklich erstaunlich und steht in puncto Qualität und Schwierigkeit in etwa auf der gleichen Stufe wie Cobra oder Destiny, auch wenn ihr Stil sehr unterschiedlich ist.»
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Credits: Titelbild Victoria Kohner-Flanagan