Doppelerfolg: Dimitri Vogt klettert Inferno (9a) und L’histoire sans fin (8SL, 8b+)

Der Schweizer Kletterer Dimitri Vogt scheint seine Fingerverletzung auskuriert zu haben: Vorletztes Wochenende sicherte er sich eine Wiederholung des Ausdauerhammers Inferno (9a) in Gimmelwald. Wenige Tage später kletterte er die schwierige Mehrseillängenroute L’histoire sans fin (8SL, 8b+) am Petit Clocher du Portalet.

Innerhalb von wenigen Tagen konnte Dimitri Vogt gleich zwei grosse Erfolge am Fels feiern. Zuerst glückte ihm in Gimmelwald die Begehung von Inferno (9a), wenig später doppelte er am Petit Clocher du Portalet mit L’histoire sans fin (8SL, 8b+) nach. Doch alles der Reihe nach.

Inferno (9a): Erfolgreicher Belastungstest nach Verletzung

Erst ein paar Wochen ist es her, seit sich Dimitri Vogt an den Fingern verletzt hatte. Diesen Rückschlag scheint der 27-Jährige aber gut auskuriert zu haben. Denn vorletztes Wochenende konnte er mit Inferno (9a) in Gimmelwald ein wahres Ausdauertestpiece punkten.

Die Route, welche die Crux von Jungfraumarathon mit der oberen Schlüsselstelle von Gimmelexpress verbindet, habe sich gut geeignet, um nach der Verletzung wieder etwas Fitness zurückzugewinnen, erzählt Dimitri Vogt. Dies weil sie ziemlich steil sei und darum verhältnismässig grosse Griffe habe.

Vor eineinhalb Wochen war er ganz oben in der Route rausgeflogen, da er die Beta noch nicht ganz richtig im Kopf hatte. Vorletztes Wochenende passte dann alles zusammen und Dimitri konnte trotz ziemlicher Hitze und mit gepumpten Unterarmen den Umlenker klippen.

L’histoire sans fin: Liebe auf den ersten Blick

Nur wenige Tage nach seinem Erfolg in Gimmelwald machte sich Dimitri Vogt zusammen mit einem Kollegen aus dem Wallis auf zum Petit Clocher du Portalet, um an dessen majestätischem Eckpfeiler die Mehrseillängenroute L’histoire sans fin zu klettern.

Seit ich das erste Mal ein Topo und Bilder dieser Mehrseillängentour gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich diese Route unbedingt einmal probieren möchte. 

Dimitri Vogt

Die unter anderem von Bertrand Martenet, Fabian Borter, François Mathey und Didier Berthod nach und nach entschlüsselte Linie wurde im August 2021 von Seb Berthe erstmals frei geklettert. In den Augen von Dimitri Vogt ist L’histoire sans fin eine der besten Granitrouten der Welt in diesem Schwierigkeitsgrad.

Der markante Eckpfeiler des formschönen Petit Clocher du Portalet. Bild: Dimitri Vogt
Der markante Eckpfeiler des formschönen Petit Clocher du Portalet. Bild: Dimitri Vogt

Wie er seine Begehung erlebt hat, erzählt der Berner Kletterer nachfolgend in seinen eigenen Worten:

Winzige Tritte, komplexe Bewegungsabfolgen

«Nach einem ermüdendem Zustieg mit viel Gepäck starten wir direkt in die Route und beginnen, die schwierigen Längen auszubouldern. Die Route startet mit einem perfekten 40m 7c+ Riss, welcher ganz schön pumpig ist und mit Friends abgesichert wird.

Danach folgen mehrere Längen zwischen 7c und 8b+ welche es definitiv in sich haben. Schnell wird klar, dass sich in diesen Längen vieles auf den Füssen abspielt.

Die Seillängen sind relativ flach, dafür sind die Tritte winzig und die Griffe meistens sehr schlecht.

Dimitri Vogt

Ausserdem scheint es unmöglich, sich alle Passagen auswendig zu merken, da es gefühlt unendlich viele mögliche Tritt-Positionen gibt. Trotzdem versuche ich mir beim Ausbouldern möglichst viele Details einzuprägen.»

Dimitri Vogt am Petit Clochet
Dimitri Vogt: «Letzte Schwierige Länge, vollstes Vertrauen auf die Füsse ist hier gefragt.»

Im Flow-Zustand zur sturzfreien Begehung von L’Histoire sans fin

«Nach zwei Tagen in der Route gönnen wir uns zwei Tage Pause. Ich brauche erst mal Zeit das Erlebte zu verarbeiten. Die Schwierigkeit der Route hat mich definitiv beeindruckt. Es scheint, als gäbe es keinen Weg, unsichere Stellen mit etwas kräftigeren Lösungen zu entschärfen. Die Route verlangt vollstes Vertrauen auf die Füsse und richtig gutes Klettern.

Nach dieser Pause steigen wir wieder ein, mit dem Ziel, einfach mal zu schauen, wie es läuft. Meine Erfolgschancen rechne ich mir als verschwindend gering ein. Mehrere Stellen haben sich beim Ausbouldern noch sehr unsicher angefühlt, geschweige denn, dass ich mir alle Griff- und Tritt-Abfolgen der schwierigen Längen einprägen konnte.»

Die erste schwierige Länge, ein perfekter 40 Meter langer Riss, schafft Dimitri Vogt auf Anhieb. Bild: Dimitri Vogt
Die erste schwierige Länge, ein perfekter 40 Meter langer Riss, schafft Dimitri Vogt auf Anhieb. Bild: Dimitri Vogt

«Trotzdem bin ich motiviert, es einfach mal zu versuchen. Die erste schwierige Länge, den 40m Riss schaffe ich auf Anhieb, wobei ich alle mobilen Sicherungen während dem Klettern anbringe. Ich fühle mich leicht und geschmeidig. Dann geschieht etwas, was ich bis jetzt nur in Mehrseillängen erlebt habe.

Ich komme in einen Flow und mit jeder geschafften Seillänge werden meine Bewegungen besser und ich klettere selbstbewusster und fokussierter.

Dimitri Vogt

Ohne zu zögern klettere ich Passagen, die sich beim Ausbouldern noch sehr schwer und unsicher anfühlten. Mit diesem Fokus und Vertrauen klettere ich eine Länge nach der anderen auf Anhieb durch. Am Top der letzten schwierigen Länge wird mir bewusst, was ich gerade geschafft habe. Ich habe l’histoire sans fin eine sturzfreie Begehung abgerungen.»

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Credits: Titelbild Gabriel Voide

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