Laut Bergnotfall-Statistik des Schweizer Alpenclubs sind im vergangenen Jahr in den Schweizer Alpen 3680 Personen in eine Notlage geraten oder verunfallt – so viele wie in keinem Jahr zuvor. Zeit also, dass wir uns mit dem Thema befassen. Wir haben fünf wichtige Tipps rund um das Thema Erste-Hilfe für euch zusammengetragen.
Kennst du das alpine Notsignal? Wie meldet man dem Rettungsdienst einen Notfall? Wie versorgt man eine stark blutende Wunde? Tritt eine Notsituation ein, so macht sich sehr oft, sehr schnell Überforderung breit. Umso wichtiger ist es, sich die zentralen Aspekte der Erste Hilfe am Berg zu kennen und in regelmässigen Abständen in Erinnerung zu rufen.
1 Vorbereitung / Ausrüstung
Hätte, hätte, Fahrradkette. Wer kennt es nicht. Oft merkt man erst, wenn es ernst gilt, was man vorgängig noch alles hätte tun können. Darum vorab zwei wichtige Erkenntnisse:
- Erste Hilfe beginnt bereits in der Vorbereitung. Sprich: Hilfreiche Dinge wie Notfallset und Mobiltelefon gehören immer in den Kletterrucksack.
- Theorie ersetzt Praxis nicht. Theoretisches Wissen ist gut, praktische Anwendung und regelmässige Repetition ist besser. Darum empfiehlt sich für Bergsportler eine umfassende Erste-Hilfe-Ausbildung (Links dazu weiter unten).
Erste Hilfe Set
Care Plus bietet 13 unterschiedliche Erste-Hilfe-Sets an, die je nach Anwendungsbereich spezielle Ausrüstung enthalten und unterschiedlich gross sind. Mindestens das kompakte Basic-Set sollte man immer mit dabei haben. Noch besser wäre ein umfangreicheres Set wie das «Erste-Hilfe-Set Mountaineer».
Inhalt:
- Sterile Kompresse 5×5 cm, 5 Stück
- Hydrofile Bandage 5 cm x 4 m
- Wundpflaster 19×38 mm, 5 Stück
- Wundpflaster 25×72 mm, 5 Stück
- Wundpflaster 60×100 mm, 2 Stück
- Schnellverband 12×12 cm
- Heftpflaster, Rolle 1,25 cm x 1 m
- Vinyl-Handschuhe, 1 Paar
- Alkoholtücher, 4 Stück
- Chirurgische Verbandschere (klein)
- Zange
- Sicherheitsnadeln, 6 Stück
2 Richtig Handeln
Gerade im alpinen Gelände oder in abgelegenen Regionen kommt dem Ersthelfer eine wichtige, gar lebensrettende Rolle für den Verunfallten zu. Tritt der Ernstfall ein, ist es wichtig, nicht in Aktionismus zu verfallen, sondern einen kurzen Moment innezuhalten und sich Übersicht zu verschaffen.
- Schauen: Situation analysieren. Was ist passiert? Beteiligte? Verletzte?
- Denken: Was für Gefahren bestehen? Für mich? Für Retter? Für Opfer?
- Handeln: Für eigene Sicherheit sorgen, Opfer aus Gefahrenbereich retten oder sichern, Beurteilung des Opfers. Grundsatz: Selbstschutz vor Opferschutz.
Video: Notfallsituationen am Berg – Richtig Handeln im alpinen Notfall
3 Alarmierung – Rettungsdienst informieren
Hat man sich einen Überblick verschafft und die Lage eingeschätzt, wird, wenn nötig ein Notruf abgesetzt. Es gilt: Eine gute Alarmierung vereinfacht den Rettern das Leben.
Unfallmeldung mit 5 «W»
- Wo (Unfallort)
- Was (Hergang)
- Wie viele (Anzahl Verletzte)
- Welche (Art der Verletzungen)
- Warten (allfällige Rückfragen)
Wichtige Notrufnummern Bergrettung
Innerhalb Europas kann über die Notrufnummer 112 die Rettung alarmiert werden. Weitere wichtige Nummern sind:
- Schweizer Rettungsflugwacht: 1414
- Schweizer Rettungsflugwacht (aus dem Ausland): +41 333 333 333
- Eine übersichtliche Zusammenstellung der wichtigsten Bergrettungs-Notrufnummern findet sich beim DAV
Hat man keinen Empfang, kann das alpine Notsignal weiterhelfen: Sechs Mal pro Minute ein Zeichen geben, eine Minute warten, dann Zeichen wiederholen. Zur Antwort drei Mal pro Minute ein Zeichen geben, dann eine Minute warten.
4 Beurteilung der verletzten Person
Reagiert die verunfallte Person weder auf Ansprache, noch auf vorsichtiges Schütteln oder leichtes Kneifen des Retters, wird sie nach dem ABCD-Schema beurteilt. Es existiert auch die erweitere Version, das ABCDE-Schema, auf das an dieser Stelle nicht eingegangen wird.
Video: ABCD-System: so wird’s gemacht
ABCD-Schema
- A wie Airway (Atemweg): Sind die Atemwege frei? Offensichtliche Fremdkörper entfernen
- B wie Breathing (Atmung): Ist eine Beatmung notwendig? Falls Atmung vorhanden, stabile Seitenlage und Atmung beobachten. Bei fehlender Atmung: Mit Reanimation beginnen.
- C wie Circulation (Kreislauf): Der Herzschlag wird durch Ertasten des Pulses – üblicherweise – am Handgelenk überprüft? Zeigt Patient keine Lebenszeichen, unverzüglich Reanimation einleiten. Herzdruckmassage und Beatmungen im Verhältnis 30:2
- D wie Disability (neurologischer Zustand): Hier wird das Bewusstsein geprüft. Unter anderem durch Prüfung der Pupillen. Reagieren die Pupillen auf Veränderungen der Helligkeit? Sind beide Pupillen gleich gross?
5 Weitere Massnahmen – Lagerung, Blutungen stoppen, etc.
Bei äusseren Verletzungen sollten Ersthelfer versuchen, Blutungen zu stillen und Wunden zu verbinden. Die richtige Lagerung zielt darauf ab, das verletzte Körperteil ruhig zu stellen und Schmerzen zu lindern. Wichtig: Patient vor Kälte und Nässe schützen. Wenn entsprechendes Material vorhanden ist, verletzte Glieder gut fixieren.
Video: Stark blutende Wunden richtig versorgen
Erste Hilfe am Berg: Literatur, Links und Kurse
- SAC-Handbuch: Erste Hilfe für Wanderer und Bergsteiger
- DAV-Broschüre: Erste Hilfe für Bergsportler
- DAV-Broschüre: Tipps und Infos. Wetter, Notruf und Erste Hilfe beim Bergsport
- DAV: Infos rund ums Thema Erste Hilfe
- Safety Academy Lab Rock: Digitale Ausbildungsplattform für Alpinkletterer
- Alpenverein Akademie: Sicher-am-Berg-Kurse
- Schweizer Alpenclub: Ausbildung Rettung – Erste Hilfe
- Schweizerisches Rotes Kreuz: Nothilfekurs und Erste-Hilfe-Kurse
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Credits: Titelbild Kevin Schmid