Kurz nach Babsi Zangerl punktet auch Jacopo Larcher das Riss-Testpiece Magic Line (8c+) im Yosemite Valley. Im Artikel spricht der Trad-Spezialist über die Komplexität der Linie, das perfekte Gleichgewicht und seinen Umgang mit Druck.
Ron Kauks Risslinie Magic Line (8c+) zählt zu den weltweit schwierigsten ihrer Art. Im ersten Vierteljahrhundert nach der Erstbegehung vermochten lediglich drei Kletterinnen und Kletterer die Linie zu wiederholen. Diesen Herbst sind innert kurzer Zeit drei Begehungen dazu gekommen. Zuletzt vermochte Jacopo Larcher das diffizile Puzzle zu lösen.
Reine Power reicht nicht
«Ich muss zugeben, dass ich die Komplexität der Route zunächst unterschätzt habe, und mich an meinen ersten Tagen völlig verloren fühlte», sagt Jacopo Larcher rückblickend. Magic Line sei nicht die Art von Route, bei der man einfach durchpowern könne, wenn man fit genug sei.
«Man muss das perfekte Gleichgewicht finden zwischen Drücken, Ziehen, genügend Selbstvertrauen haben, aber nicht zu viel.» Man könne sich grossartig fühlen und trotzdem fallen – oder umgekehrt. Dies mache die Route definitiv zu einer harten Herausforderung für den Kopf. «Man muss sich wirklich nur auf den Moment konzentrieren, ohne zu viel nachzudenken.»
Achterbahnfahrt der Gefühle
Als Jacopo Larcher die Crux entschlüsselt hatte und sich an dieser Stelle immer besser fühlte, rechnete er sich grosse Chancen ein, die Route bald punkten zu können. Ein Trugschluss, wie sich schnell herausstellen sollte:
Die letzten Tage des Projektierens hat der Tradspezialist als regelrechte Achterbahnfahrt erlebt. «Ich muss zugeben, dass ich unberechtigten Druck verspürte, sowohl von mir selbst als auch von aussen.» Es sei ihm schwer gefallen, damit umzugehen und sein bestes Ich zu sein.
Es habe einige Anstrengung gebraucht, diesen Druck loszuwerden. «Aber wie so oft lag der Schlüssel zum Erfolg darin, einfach den Prozess zu geniessen und sich glücklich zu schätzen, ihn mit guten Menschen teilen zu können und auf so einem Juwel klettern zu dürfen! Jetzt bin ich fast traurig, dass es vorbei ist. Diese Linie und der Prozess, sie zu klettern, haben mir viel beigebracht und bedeuten mir sehr viel.»
Das könnte dich interessieren
- Nicht zu stoppen: Connor Herson löst Trad-Testpiece Magic Line (8c+) im Yosemite
- Jacopo Larcher und Babsi Zangerl wiederholen schwierige Mehrseillängenroute The Gift (8c, 350m)
+++
Credits: Titelbild Babsi Zangerl