Jakob Schubert hat mit Problemen an der Bizepssehne zu kämpfen. Seit seinem Abstecher nach Céüse und dem Auschecken der 9c-Route Bibliographie wurden die Beschwerden akkut. Mehr dazu und was Schach dabei für eine Rolle spielkt, erfährt ihr im persönlichen Bericht des österreichischen Kletterprofis.
Ein Bericht von Jakob Schubert
Wenn diese Woche von Mittwoch bis Samstag die österreichischen Kletterstaatsmeisterschaftenstattfinden, dann werde ich aufgrund einer Bizepssehnen-Überlastung im rechten Arm samt kleinem Einriss auf den Boulder- und Kombinationsbewerb verzichten und einzig beim Vorstieg am Freitag an den Start gehen.
Es ist wie verhext in diesem Jahr – zuerst der Lockdown, die Olympischen Spiele werden verschoben und jetzt am Ende des Sommers kann ich aufgrund einer akut gewordenen Entzündung nicht alle Disziplinen bei den nationalen Meisterschaften klettern. Dabei macht mir das Bouldern auf nationaler Ebene immer am allermeisten Spaß und Speed ist jene Disziplin, bei der ich das größte Entwicklungspotential sehe.
Darauf freu ich mich extrem! So bin ich ganz nahe dran und kann meinen Arm trotzdem schonen.
Bei schneller Belastung – typisch für Boulder und Speed – ist der Schmerz am intensivsten und es sind vor allem die Tage nach einem Wettkampf, an denen die Schmerzspitzen vom Vortag wirklich spürbar werden.
Man kennt den klassischen Golf- bzw. Tennisarm – so kann man sich den Schmerz vorstellen, der direkt am Ansatz der Bizepssehne in der Ellbogenbeuge sitzt. Seit meinem Trip nach Ceüse und dem ersten Kennenlernen von Alex Megos‘ 9c Route Bibliographie ist dieses Handicap akut und ich versuche mit Stoßwellentherapie, Physiotherapie und gezielten Übungen den Abtransport der Flüssigkeit im Entzündungsbereich zu fördern.
Jakob Schubert im Interview über die Route Bibliographie
Einerseits gilt es jetzt, etwas stiller zu sitzen, um den Heilungsprozess zu unterstützen, andererseits muss die Sehne wissen, was sie aushalten muss und sollte auch in dieser Phase regelmäßig gefordert werden.
Meine Freude am Schach habe ich gerade erst (wieder-) entdeckt und ich finde es faszinierend zu sehen, wie unerschöpflich der Raum für Verbesserungen zu sein scheint. Ich bin sicher ein Ehrgeizling, das zeichnet mich auch als Sportler aus, und Schach ist eines der komplexesten Spiele, die ich in meinem Leben gesehen habe.
Tatsächlich spiele ich auch gar nicht so viel, sondern schaue mir verschiedene Eröffnungen und Züge an, einfach um besser zu werden.
In gewisser Weise gibt es sicher die eine oder andere Parallele zum Klettern und in meiner aktuellen Situation basiert die Entscheidung hinsichtlich der ÖM auf einem strategischen Zug in Richtung längerfristige Planung. Ich will und kann kein Risiko eingehen, dass aus dem Einriss ein Abriss wird und ich wie Popeye durch die Gegend laufe. Ich muss die zur Verfügung stehende Zeit bestmöglich nutzen, weil 2021 wird ein hartes Jahr – hoffentlich!
Das Reiseschachbrett wartet bereits mindestens genauso sehr auf seinen weltweiten Einsatz wie ich!
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Credits: Titelbild Moritz Liebhaber