Diesen Sommer stattete Seb Bouin dem Klettergebiet Saint Auban unweit der Verdonschlucht einen Besuch ab. In klassischer Seb-Manier fand er schnell Potenzial für Erstbegehungen und natürlich ein paar Königslinien.
Saint Auban ist ein neues Klettergebiet in der Nähe der Verdonschlucht. Bis vor einigen Jahren war es lange eher unbekannt. In letzter Zeit wurden jedoch eine Menge neuer Routen erschlossen, was den Bekanntheitsgrad erhöht hat. Dazu hat auch Seb Bouin beigetragen. Der französische Spitzenkletterer ging dabei ziemlich pragmatisch vor: «Zunächst kletterte ich die vorhandenen Routen, dann begann ich mit dem Einbohren von inspirierenden neuen Linien.»
Der Ort ist perfekt für heisse Tage. Die Höhlen und das Potenzial für schwierige Projekte versetzten mich in Staunen.
Seb Bouin
Jamming Destruction: Eine neue Kingline entsteht
Sein erstes grosses Projekt war Jamming Destruction, eine wunderschöne und komplexe Linie. Sie beginnt an einem schrägen Bug in einem Dach, das an Big Island in Fontainebleau erinnert. Den Start schätzt Seb Bouin auf etwa 9a+/b.
Dann erreicht man einen Rastpunkt, an dem man einen Risshandschuh anziehen muss, der für die Schlüsselstelle sehr nützlich ist. «Ich musste meine linke Faust in einem schrägen Riss einklemmen, um mit der rechten Hand zu einem Sloper zu springen.»
Diese Schlüsselstelle sei echt anspruchsvoll gewesen und schwer einzuschätzen, wenn man die Züge zusammenhänge. Danach kommt eine schöne Ausdauerpassage, die bis zum Stand führt.
Jamming Destruction ist eine harte aber majestätisch schöne Linie, und ich hoffe, dass sich in Zukunft mehr Leute daran versuchen werden – sie verdient wirklich Aufmerksamkeit.
Seb Bouin
Bouins bislang härtester Flash
In Saint Auban hat der Franzose auch seine bisher härteste Flashbegehung geschafft. Diese Route ist die Hauptlinie des Sektors und durchquert fast den gesamten Felsen von rechts nach links. Obwohl sich bereits starke Kletterer an ihr versucht hatten, war bislang noch niemandem der Durchstieg des Projekts gelungen.
«Eines Tages, als ich mich an einigen 8a/b Routen aufwärmte, kam Adrien Boulon, der die Route eingebohrt hatte, auf mich zu. Er schlug mir vor zu versuchen, das Projekt zu flashen», erzählt Seb Bouin. «Damals wurde es auf 9a geschätzt, was definitiv über meinem Flashniveau lag. Aber er ließ nicht locker, und so zog ich schließlich meine Schuhe für einen Flashversuch an.»
Er sei überrascht gewesen, wie gut er sich fühlte. «Es entsprach 100% meinem Kletterstil. Alle Schlüsselstellen gelangen mir fehlerfrei, und ich konnte an den Rastpunkten gut ausruhen. Mental war ich sehr entspannt, was es mir ermöglichte, im richtigen Moment Risiken einzugehen.»
Im letzten Abschnitt, der eigentlich leichter sein sollte, wurde Bouin doch noch ein bisschen nervös. Der Fels war ein wenig schmutzig, und die Erkenntnis, dass er die Route vielleicht wirklich flashen würde, setzte ihn unter Druck. Aber alles lief gut.
Ich war überrascht, so eine Route bei einer Erstbegehung flashen zu können – normalerweise ist das nicht mein Ding, aber dieses Mal hat es geklappt.
Seb Bouin
«Ich denke der Schwierigkeitsgrad der Route ist etwa 8c+.» Zum Abschluss seines Trips bohrte Seb Bouin noch ein weiteres Projekt mit einem verrückten Sprung ein. «Ich hatte nicht genug Zeit für den Durchstieg, aber ich werde zurückkommen.»
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Credits: Titelbild Clarisse Bompard