Nirmal Purja hat die K2-Winterbegehung ohne künstlichen Sauerstoff absolviert

Nach der Erfolgsmeldung über die erste Winterbegehung des K2 durch ein zehnköpfiges Team folgt ein weiteres Detail zur Begehung. Der Shooting-Star des Höhenbergsteigens, Nirmal Purja, hat den Gipfel des K2 ohne künstlichen Sauerstoff erreicht.

Am Samstag, 16. Januar 2021, schrieben zehn nepalesischen Höhenbergsteiger Alpingeschichte. Zum ersten Mal gelang ihnen die Begehung des zweithöchsten Berges der Welt, K2, im Winter. Nach anfänglichem Lobgesang auf die Leistung der zehn Alpinisten äusserten sich immer mehr kritische Stimmen zur Begehung.

Ungeschriebenes Gesetz: Winterbegehungen ohne künstlichen Sauerstoff

Bei allen bisherigen Winterbegehungen wurde, mit Ausnahme des Mount Everest, auf Flaschensauerstoff verzichtet. Dies war ein ungeschriebenes Gesetz unter Alpinisten. Auf die Erfolgsmeldung der nepalesischen Expedition und ein Bild eines Sherpa mit Sauerstoffmaske auf dem Gipfel des K2 wurden schnell Stimmen laut, die sich kritisch zur Expedition äusserten.

Doch nun lässt einer der Expeditionsteilnehmenden eine Bombe platzen: Nirmal Purja kommuniziert auf seiner Website, er hätte den K2 ohne künstlichen Sauerstoff begangen. Hier ein Auszug seines Statements.


Statement von Nirmal Purja

Die K2-Winterbegehug war eine riesige Herausforderung. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Leistung von solch einem Kaliber niemals möglich ist, wenn kein übergeordnetes Ziel verfolgt wird und nur der Selbstverherrlichung dient.

Ich habe immer gewusst, wozu mein Geist und mein Körper fähig sind. Um es klar auszudrücken: Bei meinen früheren Unternehmungen führte ich ab einer Höhe von 8’000 Metern künstlichen Sauerstoff mit und war zufrieden mit meiner Leistung ohne Sauerstoff bis auf die Höhe von 8’000 Meter. Dieses Vorgehen bei früheren Expeditionen war meine persönliche Entscheidung und ich hatte meine eigenen Gründe und mein eigenes Ethos.

Dieses Vorgehen bei früheren Expeditionen war meine persönliche Entscheidung und ich hatte meine eigenen Gründe und mein eigenes Ethos.

Beim K2 war es eine schwierige Aufgabe, diese Entscheidung zu treffen, ob mit oder ohne zusätzlichen Sauerstoff geklettert werden soll. Aufgrund der Wetterbedingungen und des Zeitrahmens hatte ich mich nicht ausreichend akklimatisiert. Ich konnte nur auf der Höhe des Camp 2 (6.600 m) schlafen. Idealerweise müssen Kletterer schlafen oder mindestens bis ins Camp 4 vorstossen, bevor sie sich auf den Weg zum Gipfel machen. Mangelnde Akklimatisation, entwickelte Erfrierungen bei der ersten Rotation und die Verlangsamung anderer Teammitglieder, die die Sicherheit aller gefährden, waren die wichtigsten damit verbundenen Unsicherheiten.

Die Sicherheit meines Teams war und ist meine oberste Priorität. Ich habe bisher 20 erfolgreiche Expeditionen geleitet und alle meine Teammitglieder sind genau so nach Hause zurückgekehrt, wie sie das Haus verlassen hatten, das heisst, ohne Finger oder Zehen zu verlieren.

Diesmal ging ich ein kalkuliertes Risiko ein und fuhr ohne zusätzliches Sauerstoff fort.

Diesmal ging ich ein kalkuliertes Risiko ein und fuhr ohne zusätzliches Sauerstoff fort. Mein Selbstvertrauen, das Wissen um die Stärke, die Fähigkeiten und die Erfahrung meines Körpers beim Klettern auf den 14 8000ern ermöglichten es mir, mit dem Rest der Teammitglieder Schritt zu halten und dennoch zu führen.

Job erledigt. K2 im Winter ohne künstlichen Sauerstoff begangen.

Es gibt viele Begehungen, in denen sich Alpinisten damit rühmen, ohne Sauerstoff auf den Gipfel gekommen zu sein. Doch sie sind unseren vorgespurten Wegen gefolgt und nutzten Fixseile, die wir vorbereitet haben. Einige dieser Protagonisten gehören zum innersten Kreise der Alpinistengemeinschaft. Was ist also fair?

Persönlich war es nie eine große Sache für mich und ist es immer noch nicht. Als Ex-Mitglied einer britischen Spezialeinheit habe ich alle möglichen Dinge getan, sorgten aber nicht für viel Wirbel um das, was wir getan haben. Es ist eine persönliche Entscheidung. Natur und Berge sind für jeden da.


Ein Podcast über das ehemalige Mitglied einer britischen Spezialeinheit und den heutigen Alpinisten Nirmal Purja.

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Credits: Titelbild Gelje Sherpa

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