Eine zentrale Technik beim Alpinklettern ist der Bau des Standplatzes. Wir zeigen dir im vorliegenden Artikel die Vor- und Nachteile einzelner Standplatzbau-Techniken und welche Bedeutung der Winkel der Ausgleichsverankerung hat.
Der Standplatz ist der Sammelpunkt der Seilschaft, an dem sich die Kletterer sicher einhängen und ihren Seilschaftspartner zuverlässig sichern können. Doch worauf muss beim Bau eines Standplatzes geachtet werden? Welche Techniken gibt es? Wir zeigen die gängigsten Methoden.
- Man sollte mindestens zwei miteinander verbundene Sicherungspunkte vorsehen und die Eventualität des Ausbruchs einer Verankerung einkalkulieren.
- Bei einem Standplatz mit ungewissen Verankerungen oder in zweifelhaftem Fels ermöglicht das Kräftedreieck, die Belastung auf die Sicherungspunkte zu verteilen.
- Ein Standplatz kann mit oder ohne Knoten am Zentralpunkt gemacht werden.
Standplatz ohne Knoten am Zentralpunkt
Wird am Zentralpunkt des Standplatzes kein Knoten gemacht (Bild weiter unten), so ist der untere Punkt des Kräftedreiecks mobil, sprich beweglich. Dies hat den Vorteil, dass sich bei einer seitlichen Zugbelastung die Last gleichmässig auf die beiden Fixpunkte verteilt. Bricht jedoch beim Standplatz ohne Knoten ein Sicherungspunkt aus, so rutscht der Zentralpunkt bis ans Ende der Bandschlinge und führt damit zu einer starken Belastung der zweiten Verankerung.
(+) Vorteil: Im Falle einer seitlichen Zugbelastung wir die Last gleichmässig auf die Fixpunkte verteilt.
(-) Nachteil: Beim Ausbruch eines Sicherungspunktes kommt es zu einer starken Belastung des zweiten Sicherungspunktes.
Um dem Nachteil des Standplatzes ohne Knoten am Zentralpunkt entgegenzuwirken, kann die Bandschlinge an der schwächeren Verankerung oder auf beiden Seiten abgeknotet werden. Bricht ein Fixpunkt aus, so wird durch das Abknöpfen die Belastung auf den verbleibenden Fixpunkt reduziert.
Hinweis: Wenn die Öse des Bolts verstopft ist oder ihre Position eine Querbelastung des Karabiners zur Folge hat, kann die Bandschlinge per Ankerstich an einem der beiden Sicherungspunkte befestigt werden. Vergewissere dich in diesem Fall, dass die Kanten des Bolts nicht in die Schlinge einschneiden.
Standplatz mit Knoten am Zentralpunkt
Wird der Zentralpunkt des Standplatzes abgeknotet, so ist der untere Punkt des Kräftedreiecks nicht mobil. Dies hat den Vorteil, dass es beim Ausbruch einer Verankerung keine Sturzbelastung (Rutschen des Karabiners zum Ende der Bandschlinge) auf den zweiten Fixpunkt gibt. Nachteilig an dieser Variante ist hingegen die schlechte Kräfteverteilung bei seitlicher Zugbelastung.
(+) Vorteil: Keine Sturzbelastung beim Ausbruch einer Verankerung (Pendel auf den zweiten Fixpunkt)
(-) Nachteil: Schlechte Kräfteverteilung im Falle einer seitlichen Zugbelastung.
Winkel der Ausgleichsverankerung
Der Winkel der Ausgleichsverankerung eines Standes ist ein zentrales Element, das beim Bau eines Standplatzes berücksichtigt werden muss. Je spitzer der Winkel der Ausgleichsverankerung, desto besser wird die Last auf die einzelnen Fixpunkte verteilt. Bei einem Winkel < 8° ist die Belastung gleichmässig (je 50%) auf die beiden Verankerungen verteilt. Bei einem Winkel von 90° erhöht sich die Belastung pro Fixpuntk auf 71%!

Hilfreiche Ausrüstung auf alpinen Klettertouren
Der Bau eines Standplatzes birgt also einige Tücken und muss sorgfältig erledigt werden. Umso willkommener sind auf alpinen Klettertouren kleine Helfer, die den Tag in der hohen Wand einfacher gestalten.
Einfach und bequem – Selbstsicherung dank Dual Connect Adjust
Einer dieser Helfer ist das Dual Connect Adjust von Petzl. Wer sich nämlich fix mit einer Bandschlinge oder Daisy Chain am Stand einbindet, der kann während des Sicherungsvorganges nichts mehr am System ändern, sprich die Länge anpassen – auch wenn die Position plötzlich unbequem wird und man doch lieber auf dem Absatz weiter unten stehen möchte.
Mit dem Dual Connect Adjust von Petzl kannst du dich schnell und unkompliziert im Stand sichern und jederzeit die Länge deiner Standplatzsicherung verändern.
Mit dem Dual Connect Adjust von Petzl kannst du dich schnell und unkompliziert im Stand sichern und jederzeit die Länge deiner Standplatzsicherung verändern.
Das ist Gold wert, wenn man über mehrere Seillängen hinweig an unbequemen Ständen sichert oder mal kurz die Sicherung verlängern möchte, um nach dem Vor- oder Nachsteiger zu schauen.

Ein weiterer Vorteil des Dual Connect Adjust ist die Dynamik des Seils. Im Gegensatz zur Sicherung mittels Bandschlinge, nimmt das Seil des Dual Connect Adjust aufgrund seiner Dynamik einen Teil der Last auf, die im Fall einer plötzlichen Belastung des Systems entsteht.
Seil verklemmt beim Abseilen? Ein Fall für das Nano Traxion
Eine weitere Tücke beim Alpinklettern birgt der Moment des Abseilens, insbesondere in Touren mit Felszacken und -spalten oder Büschen/Bäumen. Früher oder später wirst auch du mit der Situation konfrontiert sein, dass du beim Abziehen des Seils konsterniert feststellen musst, dass du zwar noch beide Seilenden bei dir hast, sich das Seil jedoch nicht mehr weiter abziehen lässt. Und da gibt es nur eines: An den beiden Seilenden bis zur Stelle aufsteigen, an der sich das Seil verklemmt hat. Üblicherweise erfolgt dies mittels zweier Prusikschlingen an den beiden Seilsträngen. Doch die Bedienung ist eher mühsam.
Viel einfacher geht der Aufstieg zur besagten Stelle mittels zweier Rücklaufsperren.
Viel einfacher geht der Aufstieg zur besagten Stelle mittels zweier Rücklaufsperren. Unser Favorit ist die Umlenkrolle Nano Traxion von Petzl. Mit einem Gewicht von je 53 Gramm fallen die zwei Ausrüstungsgegenstände kaum ins Gewicht und können ganz einfach an der hinteren Materialschlaufe des Klettergurts mitgeführt werden.
Mit einem Gewicht von je 53 Gramm fallen die zwei Ausrüstungsgegenstände kaum ins Gewicht
Seit geraumer Zeit gehören bei uns deshalb das Dual Connect Adjust sowie zwei Nano Traxion zur Standardausrüstung einer alpinen Klettertour.
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