Vom 9. Februar bis zum 3. März 2018 verbrachten Silvan Schüpbach und Matteo Della Bordella im chilenischen O’Higgins Nationalpark, um den abgelegenen Berg Riso Patron zu besteigen. Der mysteriöse Berg am westlichen Rand des südlichen Inlandeis Patagoniens wurde bislang kaum von Bergsteigern besucht.
Ein Bericht von Silvan Schüpbach
Der Stil unserer Expedition war “by fair means”: Wir wollten das Base Camp im Falcon Fjord aus eigener Kraft per Kayak vom 100 Kilometer entfernten Puerto Eden erreichen – der nächsten bewohnten Siedlung. Einmal in Puerto Eden angekommen, kämpften wir uns mit Bewilligungen durch die Büros von Marine, Polizei und Nationalpark. Schliesslich konnten wir am 10. Februar unsere Kayaks ins Wasser lassen. Dank günstigen Wetterverhältnissen erreichten wir unser Base Camp drei Tage später.
Vom Tsuniami zerstörter Regenwald
In der “Fonrouge Bay”, in welcher unser Base Camp lag, machten wir eine beunruhigende Entdeckung. Der ansonsten omnipräsente, dichte Regenwald war auf einer Fläche von rund zwei Quadratkilometern komplett zerstört. Eisberge und tote Fische lagen bis zu eineinhalb Kilometer vom Meer entfernt im Inland. Scheinbar hatte ein Tsunami ein paar Tage vor unserem Eintreffen gewütet.
Viel Zeit um mögliche Routen und Strategien zu diskutieren
Das schlechte Wetter liess uns viel Zeit, über mögliche Routen und Strategien zu diskutieren. Als wir den letzten Sturm ausharrten und das Wetter für eineinhalb Tage akzeptabel werden sollte, kam nur eine Route in Frage: Wegen dem vielen Eis und Schnee entschieden wir uns die offensichtliche Eisrampe auf halber Höhe der Südwestwand zu klettern.
Am 23. Februar ging es endlich los. Moderates Mixed Gelände mit einigen schwierigeren Seillängen führte uns zur Eisrampe. Einige steile „Eispilze“ bis 90° boten tolle Kletterei. Nach 12 Stunden standen wir auf dem Gipfel und genossen die atemberaubende Aussicht auf das patagonische Inlandeis. Nach einem Biwak in einer Eishöhle unterhalb des Gipfels, stiegen wir zuerst über den Südgrat ab und seilten dann über die Westwand ab.
Zurück im Base Camp, schmiedeten wir Pläne für weitere Klettereien. Leider war kein weiteres Schönwetterfenster vorhergesagt. Nachdem wir unser Material am Fuss des Berges geholt hatten, starteten wir die Rückreise per Kayak. Aufgrund des starken Windes ringten wir für jeden Meter und erreichten Puerto Eden nach fünf Tagen.
Routen Infos King Kong
Riso Patron Sur (ca. 2350m), King Kong, 900m, M7+, 90°, 23.02.2018, Silvan Schüpbach & Matteo Della Bordella
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Credits: Bild und Text zVg