Stefano Ghisolfi wertet Bibliographie auf 9b+ ab

Vor zwei Tagen gelang dem Italiener Stefano Ghisolfi die erste Wiederholung der von Alexander Megos erstbegangenen Route Bibliographie in Céüse. Nun kommuniziert Ghisolfi, dass er als Schwierigkeitsgrad 9b+ vorschlägt.

Es war die Grosse Sensation des Jahres 2020. Alexander Megos kletterte ein altes Céüse-Projekt, die Route Bibliographie, rotpunkt und schlug 9c als Schwierigkeitsgrad vor. Insgesamt 60 Klettertage verteilt auf mehrere Jahre investierte der deutsche Spitzenkletterer in die erste freie Begehung der Linie. Für Alex eine komplett neue Erfahrung. Denn üblicherweise macht er kurzen Prozess mit schweren Routen. Und so kam er zum Schluss: Diese Route ist schwieriger als alles, dass er je zuvor kletterte und schlug 9c als Schwierigkeitsgrad vor.

Bibliographie im Belagerungszustand

Mit der Erstbegehung durch Megos gab es also eine zweite 9c-Route, die motivierte Kletterinnen und Kletterer ins Auge fassen konnten. An die Route Silence von Adam Ondra, traute sich bisher kaum jemand. Die Verrenkungen, die Adam Ondra in der Route machte, schreckten offenbar viele ab. Kommt hinzu, das die Reise nach Flatanger aufwändiger ist, als ein Trip nach Céüse in Frankreich.

So kam es denn auch, dass sich die Route Bibliographie seit Beginn der Saison fast schon im Belagerungszustand war. Zu den aktivsten Besuchern gehörten Stefano Ghisolfi und Sébastien Bouin. Aber auch Jakob Schubert war nach einem Wettkampf auf Stipvisite, Dave Graham turnte in der Route rum, um nur einige zu nennen.

Sensationsmeldung vor zwei Tagen

Vor zwei Tagen dann kam die grosse Sensation: Am letzten Tag seines Aufenthaltes kletterte der Italiener Stefano Ghisolfi die Route Bibliographie (9c) rotpunkt. Es war damit die erste Wiederholung einer 9c-Route. Doch seine Art und Weise, wie er kommunizierte, liess einiges erahnen. Er schrieb nirgends etwas von 9c.

Wiederholt – und abgewertet

Vor wenigen Stunden dann brach Ghisolfi das Schweigen und liess die Bombe platzen.

Gestern und vorgestern wollte ich mich auf Weg bis zur Begehung konzentrieren, auf die Leute rund um die Route Bibliographie und habe das Thema ‚Bewertung‘ bewusst vermieden. Aber es lässt sich nicht vermeiden, über den Grad zu sprechen.

Stefano Ghisolfi

Er schlägt als Bewertung 9b+ vor. Ghisolfi vergleicht Bibliographie mit den Routen Perfecto Mundo in Margalef und Change in Flatanger, beides Routen im Grad 9b+, die er bereits klettern konnte. Für Bibliographie investierte Ghisolfi rund 25 Klettertage über drei Monate verteilt, ungefähr gleich viel wie für die oben erwähnten Routen und schliesst daraus, dass Bibliographie deshalb auch nicht schwerer ist. Er habe sich von Beginn weg gut gefühlt in Bibliographie und habe neue Lösungen für zwei Schlüsselstellen gefunden.

Ich weiss, dass ich 9c klettern kann, aber für eine Route in diesem Grad, muss eine 9c-Route viel schwieriger sein, als die 9b+ Routen, die ich schon gepunktet habe – und Bibliographie ist das nicht.

Stefano Ghisolfi

Was sagt Alex Megos zu dieser Abwertung? Wir haben gestern die neueste Episode von BETA für Actiontalk TV gedreht und mit Alex Megos über eine potenzielle Abwertung gesprochen. Die Sendung geht in Kürze online – stay tuned.

Das könnte dich interessieren

+++
Credits: Titelbild Jan Virt / IFSC

Aktuell

9A Boulder Counter | Samuel Richard punktet »Soudain Seul«

Der 18-jährige Samuel Richard hat mit »Soudain Seul« in Fontainebleau als bisher jüngster Mensch den schwersten Grad im Bouldern geknackt. Wie viele 9As gibt es mittlerweile eigentlich?

Janja Garnbrets wortwörtliche Dreamtime im Tessin | 8C für die Slowenin

Janja Garnbret beginnt ihren Trip ins Tessin mit einem absoluten Knaller und wiederholt gleich am ersten Tag den Ultra-Klassiker Dreamtime (8C), sowie The Dagger (8B) und La Proue (8B).

Zwischen Granit und Sandstein: die Totem Cams im Test

Die Cams von Black Diamond, DMM oder Wild Country muss man niemandem mehr vorstellen. Eine unbekannte, aber sehr interessante Alternative kommt aus dem Baskenland: die Totem Cams. Wie gut sich die Klemmgeräte in der Kletterpraxis bewähren, hat Alpinistin Anna Truntschnig in Indian Creek, den Red Rocks und im Yosemite für die LACRUX-Community getestet.

Rekord Rope-Solo: Rell Lennox bezwingt »The Nose« allein 

Mit nur 20 Jahren kletterte Rell Lennox die Nose am El Cap allein. Damit ist sie die jüngste Frau der ein Rope-Solo der legendären Route im Yosemite Valley gelungen ist. 

9A Boulder Counter | Samuel Richard punktet »Soudain Seul«

Der 18-jährige Samuel Richard hat mit »Soudain Seul« in Fontainebleau als bisher jüngster Mensch den schwersten Grad im Bouldern geknackt. Wie viele 9As gibt es mittlerweile eigentlich?

Janja Garnbrets wortwörtliche Dreamtime im Tessin | 8C für die Slowenin

Janja Garnbret beginnt ihren Trip ins Tessin mit einem absoluten Knaller und wiederholt gleich am ersten Tag den Ultra-Klassiker Dreamtime (8C), sowie The Dagger (8B) und La Proue (8B).

Zwischen Granit und Sandstein: die Totem Cams im Test

Die Cams von Black Diamond, DMM oder Wild Country muss man niemandem mehr vorstellen. Eine unbekannte, aber sehr interessante Alternative kommt aus dem Baskenland: die Totem Cams. Wie gut sich die Klemmgeräte in der Kletterpraxis bewähren, hat Alpinistin Anna Truntschnig in Indian Creek, den Red Rocks und im Yosemite für die LACRUX-Community getestet.